Es ist nur eine knappe Meldung auf der Homepage des Bayerischen Fußball-Verbands: "Der BFV hat mit Tabellenführer Türkgücü München den Aufsteiger aus der aktuell unterbrochenen Spielzeit 2019/20 in der Regionalliga Bayern für die Teilnahme an der Saison 2020/21 für die 3. Liga fristgerecht an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) gemeldet." Das ist nur die logische Konsequenz daraus, dass die Münchner am Freitag mit der Präsentation des Grünwalder und des Olympiastadions den bis dato fehlenden Nachweis einer Spielstätte präsentieren konnten. Doch das bedeutet noch nicht endgültig, dass Türkgücü auch tatsächlich aufsteigt, und der FC 05 Schweinfurt Regionalligist bleibt.

Lediglich die Formalitäten wurden erfüllt für die nun folgende Lizenzierung durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Infolge der Corona-Pandemie hatte der BFV-Vorstand bereits sehr frühzeitig die Regionalliga-Ordnung dahingehend geändert, dass die Mannschaft aufsteigt, die bis zum Zeitpunkt des Ablaufs der Meldefrist des Aufsteigers in die 3. Liga Tabellenerster der Regionalliga Bayern ist: Mit neun Punkten Vorsprung auf den FC 05 ist das Türkgücü.
Zwei Stadien als Heimspiel-Lösung
Der Verein hatte über seinen neuen Geschäftsführer Max Kothny jedoch in den letzten Wochen zunächst verlauten lassen, dass man zögere, aus finanziellen Gründen das Aufstiegsrecht wahrzunehmen, der Einnahmenausfall durch zu erwartende Geisterspiele sei zu groß. Doch dann konnte sich Präsident Hasan Kivran Zug um Zug mit beinahe der ganzen Mannschaft auf Gehaltsverzichte einigen und gab Grünes Licht. Blieb die Stadionfrage, da der DFB aus logistischen Gründen keine drei Drittligisten im selben Stadion zulässt. Plötzlich tauchte letzte Woche der Winkelzug auf, dass 50 Pflicht-Spiele im Grünwalder Stadion möglich seien, der TSV 1860 und der FC Bayern II belegen aber nur 38. Die verbleibenden zwölf könne Türkgücü nutzen, die restlichen im Olympiastadion austragen.
"Das bringt uns alles gar nichts, das ist ein halbgebackener Kuchen."
Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny zur zunächst geklärten Stadion-Problematik
Dieser Deal könnte aber noch zur Fußangel werden im Lizenzierungsverfahren des DFB. Denn der schreibt in seinen Zulassungsbedingungen für die Dritte Liga unter Punkt C (technisch-organisatorische Leistungsfähigkeit) die Benennung einer ligatauglichen Spielstätte zwingend vor ("Nachweis einer Platzanlage für alle Pflichtspiele der Mannschaft der 3. Liga"). Es heißt in dem Statut: "Das Stadion muss für den Spielbetrieb der 3. Liga uneingeschränkt zur Verfügung stehen." Im Falle des Olympiastadions ist dies nicht gegeben, da dort im Vertrag mit der Stadt festgeschrieben ist, dass Konzert- und Eventbetrieb vorrangig sei.
Zurückhaltende Euphorie bei Türkgücü
Nicht umsonst kommentiert Kothny den möglichen Aufstieg Türkgücüs in eine Pressemitteilung des Vereins mit zurückhaltender Euphorie: "Die letzten Wochen und Monate waren und sind aufgrund der Corona-Pandemie auch für unseren Verein keine einfache Zeit gewesen. Letztendlich sind wir aber nach reiflicher Überlegung dennoch zu dem Entschluss gekommen, unser Aufstiegsrecht wahr zu nehmen und den Sprung in die Dritte Liga zu wagen. Nun hoffen wir, dass wir vom DFB Grünes Licht bekommen und unsere Planungen weiter vorantreiben können."
Gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" äußerte sich Kothny noch vorsichtiger: "Das bringt uns alles gar nichts, das ist ein halbgebackener Kuchen." Wenn er rein nach den Auflagen des DFB gehe, sagt der 23-Jährige, würde er mit dieser Regelung die Lizenz für die 3. Liga nicht bekommen. Der BFV hat dem DFB für den Fall der Nichterteilung der Lizenz an Türkgücü sicherheitshalber bereits den FC 05 Schweinfurt benannt, freilich ohne das zu werten: "Das ist eine übliche Vorgehensweise, um in einem solchen Fall den bayerischen Startplatz in der 3. Liga nicht zu verlieren", wie die Pressestelle des BFV auf Nachfrage mitteilte. Informationen zum Lizenzierungsverfahren lägen dem BFV nicht vor, da er nicht involviert sei. Der DFB wies am Montag darauf hin, dass das Zulassungsverfahren erst abgeschlossen ist, wenn die technisch-organisatorische Leistungsfähigkeit, wie zum Beispiel ein drittligataugliches Stadion, nachgewiesen ist.
Weitere lukrative Optionen für den FC 05
Beim FC 05 Schweinfurt, der im Fall eines Nichtaufstiegs designierter DFB-Pokal-Erstrundenteilnehmer wäre, hat man die Hoffnung offenbar nicht aufgegeben, dass der DFB das Münchner Stadion-Modell nicht durchgehen lassen könnte. Geschäftsführer und Hauptsponsor Markus Wolf wollte sich im Lauf des Montags nicht äußern, verwies auf die in den nächsten Tagen anstehende DFB-Entscheidung. Die Schweinfurter, die angekündigt hatten, ein mögliches Aufstiegsrecht als Nachrücker wahrnehmen zu wollen, müssten, so daraus nichts wird, die Runde ab September zu Ende spielen. Die Regionalliga Bayern spielt die restliche Saison mit 17 Vereinen weiter und ermittelt bis Mai 2021 mittels Play-offs der Top-Vier einen Meister, der dann an der Relegation um den Aufstieg in die 3. Liga für die Saison 2021/22 teilnehmen darf - gegen den Ersten der Regionalliga Nord.