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Fußball: Regionalliga Bayern: Ein Romantiker und sein langer Leidensweg: Stürmer Markus Einsiedler hat beim FC Schweinfurt 05 noch Träume

Fußball: Regionalliga Bayern

Ein Romantiker und sein langer Leidensweg: Stürmer Markus Einsiedler hat beim FC Schweinfurt 05 noch Träume

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    Schaut ge-, aber auch entspannt in die sportliche Zukunft: FC-05-Stürmer Markus Einsiedler.
    Schaut ge-, aber auch entspannt in die sportliche Zukunft: FC-05-Stürmer Markus Einsiedler. Foto: PresseFoto Evans / Ryan Evans

    Markus Einsiedler ist 36. Wenn man ihn fragt, ob der sich beim FC Schweinfurt 05 mit dem Gewinn der Regionalliga-Meisterschaft in den sportlichen Ruhestand verabschieden mag, zieht er die Augen hoch, brummelt was von "Möglichkeit" und sagt: "Mit in eine Liga zu gehen, in der man noch nicht war, wäre auch was." Am Samstag (14 Uhr, Sportpark Valznerweiher) könnte es zumindest wieder für einen Kurzeinsatz für den Oldie reichen. Trainer Victor kündigt für die Partie beim 1. FC Nürnberg II "viele erfahrene Spieler" an. Die Nullfünfer haben tags zuvor die Punkte aus dem abgesagten Türkgücü-Spiel rechtskräftig verbucht bekommen, die Münchner haben das Sportgerichtsurteil akzeptiert. 

    Einsiedler ist gerade dabei, ins Team zu wachsen. Er ist ein Spieler mit Vorgeschichte. Zwei Jahre ist er wegen massiver Rückenbeschwerden ausgefallen, darunter in der vergangenen Saison auch das erste in Schweinfurt, gerade als er gedacht hatte, es könne wieder funktionieren. Pustekuchen. "Ich bin erst seit der Wintervorbereitung wieder auf einem Niveau, mit dem ich einigermaßen mithalten kann. Es ist brutal, wie lang man braucht."  

    Nach dem letzten Spiel beim luxemburgischen Erstligisten Etzella Ettelbrück, bei dem er eigentlich verlängern wollte, fuhr Einsiedler im Juni 2022 in den Urlaub. Und bekam Rückenschmerzen, die ins Bein ausstrahlten. Zu Hause dann MRT und ein niederschmetterndes Resultat: Bandscheibenvorfall, Lendenwirbelsäule, LWS 4-5. Der Beginn einer Odyssee. OP, Reha. Immer wieder angefangen, immer wieder Rückfälle. Auch im Sommer 2023 in Schweinfurt. Dann nahm sich der Fußballer endlich mehr Zeit – und ist jetzt seit 14 Monaten stabil.  

    "Die Schmerzen waren so brutal", erinnert er sich, "ich hatte in der Akutphase zeitweise Suizidgedanken. Es ist krass zu erkennen, dass Leben keinen Spaß macht." Nur eine Stunde Schlaf pro Nacht, auf und ab gehen, weil liegen und sitzen kaum geht. Ich kann jeden alten Menschen verstehen, der sagt: 'ich will nicht mehr'. Ich habe wochenlang das Haus nicht verlassen, weil ich keinen Bock hatte." 

    Meisterschaft mit der SpVgg Unterhaching

    Heute ist Einsiedler halbwegs auf dem Weg zur Qualität von 2017, als er mit der SpVgg Unterhaching Regionalliga-Meister wurde. Aus privaten und beruflichen Gründen ging er nicht mit in die Dritte Liga. Fing stattdessen ein Referendariat an. Zuvor hatte er Sport, Mathematik und Informatik fürs gymnasiale Lehramt studiert. "Ich weiß nicht, ob ich's gut finden soll, wieder im Moment des Erfolgs aufzuhören."

    Ein Blick fast zwei Jahre zurück: Gegen den FC Fuchsstadt machte Markus Einsiedler (vorne) in der Sommervorbereitung 2023 sein erstes Spiel für den FC Schweinfurt 05.
    Ein Blick fast zwei Jahre zurück: Gegen den FC Fuchsstadt machte Markus Einsiedler (vorne) in der Sommervorbereitung 2023 sein erstes Spiel für den FC Schweinfurt 05. Foto: Michi Bauer

    Vor acht Jahren ging er zurück zu seinem Stammverein TSV 1860 Rosenheim. Nach dem Referendariat erfüllte sich der Oberbayer einen Kindheitstraum: Kicken im Ausland. Auf seinen Rucksack-Touren hat er sich immer Spiele angeschaut, "wie ein Groundhopper. Ich bin da Romantiker: lieber ein Spiel im norwegischen Tromse als zum zehnten Mal Bayern gegen Real." Nach Probetrainings in Finnland und Norwegen wäre er schier in Estland gelandet – letztlich in Luxemburgs Eliteliga.

    Bei Jeunesse Esch, einer titelwilligen, "bunten Truppe mit griechischem Trainer, zwei Jungs von Piräus und einem Superstar aus dem Niger, der beim AS Monaco und bei Arsenal Millionen verdient hatte." Da wäre ein Dribbler gefragt gewesen, Einsiedler kommt eher übers Taktische und Körperliche – nach nur einem Tor war nach einer Saison Schluss. Nach einer deutlich erfolgreicheren in Ettelbrück dann wegen des Rückens.

    Einsiedlers wichtiges Tor in Hankofen

    Ob er heute Fußball wieder genießen könne? "Na, ja, ich kann mit der aktuellen Situation nur leben, weil ich weiß, wo ich herkomme." Fünf Kurzeinsätze befriedigen seinen Ehrgeiz nicht. Eher der zwei Pluspunkte bescherende Treffer, erzielt am zweiten Spieltag in Hankofen zur 2:1-Führung in der Nachspielzeit. "Ich hatte Tränen in den Augen." Ein persönliches Träumchen neben dem Titel-Traum hat Einsiedler: Gegen die Kickers das Siegtor erzielen – "wenn man es sich malen könnte, wäre das schon cool".

    Wenn er nicht auf dem Platz steht, arbeitet der in Sommerhausen wohnende Einsiedler vier Tage die Woche remote in der IT-Branche sowie einen als Lehrer an der Mittelschule Iphofen: Neben Sport als Differenzierungslehrer, der sich unterstützend um schwächere Schüler kümmert. Zu denen er einen guten Zugang hat: "Es taugt den Kids, wenn ich mit ihnen in der Pause Basketball zocke. Die ganz lauten Jungs sind oft gute Sportler." Einer der Schüler ist der Sohn eines 05-Fans; ihm hat er zum Saisonende sein Trikot versprochen.

    Eine Woche nach der 1:2-Niederlage gegen defensive Ansbacher verspricht sich FC-05-Trainer Victor Kleinhenz von der Partie bei der Club-Reserve möglicherweise viele Tore. "Die Nürnberger legen es meist auf ein wildes Spiel an. Gegen offensive Mannschaften haben wir meist gut ausgesehen." Im Hinspiel gab's einen 4:1-Sieg. Fehlen werden diesmal Elias Wehner, Max Wolf und Julian Kudala, Fragezeichen stehen hinter Jakob Tranziska, Leonhard Langhans, Lucas  Zeller und Joshua Endres. Und Einsiedler? Kleinhenz: "Er hat gezeigt, wie wenige Szenen er braucht, dass etwas passiert. Er ist bereit, wenn es darauf ankommt."

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