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Korbbball: Bundesliga: Einen Millimeter zu groß: Bundesliga-Korbhüterin Klara Aschenbrenner wird lebenslang gesperrt

Korbbball: Bundesliga

Einen Millimeter zu groß: Bundesliga-Korbhüterin Klara Aschenbrenner wird lebenslang gesperrt

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    In ungewohnter Position: Klara Aschenbrenner (links) verteidigte am vergangenen Bundesligaspieltag im Feld statt am Korb.
    In ungewohnter Position: Klara Aschenbrenner (links) verteidigte am vergangenen Bundesligaspieltag im Feld statt am Korb. Foto: Jan Waltemathe

    Klara Aschenbrenner ist am Boden zerstört. Weil sie als einen Millimeter zu groß gemessen wurde, darf die 33-Jährige ab sofort nicht mehr auf ihrer Position spielen. Genauer: Nie wieder! Aschenbrenner war in der Korbball-Bundesliga bisher Stamm-Korbhüterin des TSV Eßleben, spielt diese besondere Schlüsselposition seit rund 20 Jahren und ist eine der Besten ihres Fachs. Und seit Jahren wird bei ihr natürlich auch die Körpergröße gemessen. Das ist vor einer jeden Bundesliga-Saison vorgeschriebenes Prozedere.

    Zu groß war Aschenbrenner bei diesen Messungen freilich bisher nie. Immer erfüllte sie die Norm, durfte danach stets als Korbhüterin auf das Feld. Doch nach einer unangekündigten Messung bei ihr und einer anderen Korbhüterin im Vorfeld des dritten Spieltags der Bundesliga Süd vor rund zwei Wochen in Unterspiesheim ist für Aschenbrenner alles anders. Alles aus.

    Korbhüterinnen dürfen laut den Regularien des Deutschen Turner-Bundes (DTB) maximal 176 Zentimeter groß sein. Es gibt aber eine Toleranzgrenze bis 178 Zentimeter. Wer größer ist, wird gesperrt. Für ein Jahr, wenn er zwischen 178 und 178,5 Zentimetern groß ist. Wer noch größer ist, darf überhaupt nicht mehr als Korbhüterin auflaufen. Aschenbrenner wurde nach Informationen dieser Redaktion mit 178,6 Zentimetern gemessen und somit nun lebenslang als Korbhüterin gesperrt.

    "Man kann sich bis zu drei, vier Zentimeter kleiner trainieren"

    Dass es für Aschenbrenner "knapp" werden kann bei den Messungen, ist nichts Neues. Nach Informationen dieser Redaktion wird ihre Größe im Spielerpass mit 177,5 Zentimetern angegeben. Also am oberen Ende des Toleranzbereichs bei Messungen. Nun ist es in der Szene aber, so ist zu hören, durchaus üblich, sich vor der jährlichen Messung zum Bundesligastart "kleiner zu machen". "Man kann sich bis zu drei, vier Zentimeter kleiner trainieren. Das dauert aber mindestens drei, vier Tage, bis ich den Körper so weit runter habe", sagt Klaus Tropsch, Vorsitzender des Technischen Komitees des DTB. "Bei angekündigten Messungen, kamen auch schon Spielerinnen sehr verschwitzt an. Und das sind eigentlich eindeutige Symptome. Und jetzt hat eben die Referentin für Wettkampfwesen diese unangekündigten Messungen angesetzt."

    Dass diese auch Mitglied eines Eßlebener Konkurrenzvereins ist, sei ob des kleinen Korbball-Kosmos nicht außergewöhnlich, so Tropsch, der deshalb auch nicht von einem faden Beigeschmack sprechen will. "Meines Wissens wurde die Messlatte sogar zweimal angelegt und die TSV-Betreuerin war mit dabei." Zudem seien die Messgeräte in Deutschland gleich und geeicht. Sie ähneln jenen, die man etwa vom Arzt kennt, wo an einer Mess-Stange ein Winkel bis zum Kopf heruntergefahren und so die Größe ermittelt wird.

    Bei unangekündigten Messungen werden Spielerinnen am Spieltag mit nur zehn Minuten Vorlauf informiert. Mögliche Maßnahmen, um sich noch etwas kleiner "zu arbeiten", etwa durch Seil- oder Treppenspringen, Sauna und ähnliches, was laut Insidern vor den Rundenstart-Messungen durchaus gängig sei, nutzen kurzfristig allerdings so gut wie gar nichts. "Irgendwo sind dann halt Grenzen. Und es ist schon des Öfteren passiert, dass eine Spielerin rausgemessen worden ist", so Tropsch. Zuletzt waren vor zwei Jahren bei der deutschen Meisterschaft zwei Korbhüterinnen (TSV Ettleben und U19 Hambach) betroffen.

    "Sie ist nervlich und mental komplett am Ende"

    Beim TSV Eßleben ist man über die aktuelle "Rausmessung" entsetzt. Denn welche Konsequenzen alles für Aschenbrenner habe, die sich selbst derzeit nicht äußern will, könne sich ein Unbeteiligter kaum vorstellen, heißt es auf Nachfrage vom Verein. Der teilt schriftlich weiter mit: "Seit der brutalen Disqualifikation schläft sie (Aschenbrenner, Anm. d. Red.) kaum noch und ist nervlich und mental komplett am Ende. Im Moment weiß sie noch nicht, ob und wann sie zu ihrem Sport zurückkehren kann oder wird. Klara ist einer der fairsten und ehrlichsten Sportlerinnen, die wir kennen und wird durch so eine Entscheidung auch gewissermaßen als ,Betrügerin' dargestellt." Auch deshalb habe der Verein Widerspruch beim Fachverband eingelegt.

    Darf nie mehr als Korbhüterin in der Korbball-Bundesliga spielen: Klara Aschenbrenner (Mitte) vom TSV Eßleben.
    Darf nie mehr als Korbhüterin in der Korbball-Bundesliga spielen: Klara Aschenbrenner (Mitte) vom TSV Eßleben. Foto: Jan Waltemathe

    "Auch wenn das im Einzelfall natürlich bitter ist, es gibt eben einen Grenzwert", stellt Tropsch klar. Und der sei nun einmal überschritten worden. Im Übrigen betrage die Mess-Toleranz ja eben nicht nur den vom TSV monierten einen Millimeter. "Es sind erstmal von 176 bis 178 zwei Zentimeter. Sollten letztere bis zu 0,5 Zentimeter überschritten werden, ist man für ein Jahr gesperrt und kann sich zur folgenden Saison wieder neu messen lassen." Erst darüber greife die lebenslange Sperre. Und die beziehe sich alleine auf die Position der Korbhüterin, im Feld darf Aschenbrenner weiterhin auflaufen. Eine finale Entscheidung über den Widerspruch des TSV Eßleben könnte bereits in den kommenden Tagen fallen.

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