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Football: NFL: Er darf zum Super Bowl nach Las Vegas: Ein Besuch beim wohl verrücktesten Football-Fan Unterfrankens

Football: NFL

Er darf zum Super Bowl nach Las Vegas: Ein Besuch beim wohl verrücktesten Football-Fan Unterfrankens

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    Matthias Kraus, "The German Packer", aus Gochsheim ist bei RTL zum NFL-Superfan des Jahres gewählt worden und darf zum Super Bowl nach Las Vegas reisen.
    Matthias Kraus, "The German Packer", aus Gochsheim ist bei RTL zum NFL-Superfan des Jahres gewählt worden und darf zum Super Bowl nach Las Vegas reisen. Foto: Torsten Leukert

    Bei der Verabschiedung am großen Tor, da, wo nicht nur ein riesiges Plakat, sondern auch ein Briefkasten zeigt, dass hier ein Fan der NFL-Mannschaft Green Bay Packers wohnt, findet Matthias Kraus ein Paket. Er hat es nicht erwartet, Absender ist einer seiner Football-Freunde. Aus Herzogenaurach. Kraus öffnet das Paket, zieht das Zeitungspapier zur Seite, dann lacht er. Er findet eine Rolle Toilettenpapier. Bedruckt mit dem Logo der Chicago Bears, dem Erzfeind seiner Packers. 

    Football-Fans gibt es in Deutschland inzwischen viele. Football-Fans der Kategorie Matthias Kraus nicht.

    Zur Krönung setzte er sich kürzlich bei RTL gegen neun weitere Finalisten durch und wurde per Abstimmung zum NFL-Superfan des Jahres gekürt. Der Preis: Zwei Tickets für den Super Bowl in Las Vegas am 11. Februar, dazu Flüge und Hotel für drei Nächte. Für ihn und Begleitung – er hat sich für seine Frau Nadine entschieden. "Ich habe echt nicht damit gerechnet. Natürlich hast du die Hoffnung, aber da war jemand dabei mit 5000 Instagram-Followern. Da denkst du, wenn die jeden Tag für den stimmen, kannst du das nicht einholen", sagt er. Offenbar doch.

    Kraus verrät, er hatte eigentlich gar nicht auf dem Schirm, sich zu bewerben. Seine Freunde allerdings überredeten ihn und sorgten schließlich mit ihren Stimmen auch dafür, dass er gewann.

    US-Zeitungen berichten über Matthias Kraus

    Selbst die in Green Bay angesiedelten Zeitungen schreiben über ihn, den "German Packer". Zu sehen ist Kraus dann beispielsweise auf der Titelseite der "Green Bay Press-Gazette". Wie er dort steht, mit Trikot, Sonnenbrille und einem Hut in Käseform. "Cheeseheads" werden sie genannt, die Fans der Packers, angelehnt an die Herstellung von Molkereiprodukten im US-Bundesstaat Wisconsin.

    In Kraus' Büro hängen Bilder von ihm und Quarterback Aaron Rodgers.
    In Kraus' Büro hängen Bilder von ihm und Quarterback Aaron Rodgers. Foto: Torsten Leukert

    Kraus ist eben ein ganz besonderer dieser "Cheeseheads". In seinem Büro hängen Bilder von ihm und Aaron Rodgers, dem langjährigen Star-Quarterback der Packers, der sich stets über Schokolade und Plätzchen aus Deutschland freue, sagt Kraus. Der Innenhof ist voll mit Schildern, dort steht eine lebensgroße Spielerfigur. Und dann ist da noch der ehemalige Verschlag, den Kraus und seine Freunde inzwischen verwandelt haben in eine Art Sportbar – oder ist es doch eher ein Museum? – übersät mit Devotionalien.

    Da hängen unterschriebene Trikots, Helme, Schuhe. Da stehen Tassen, Miniaturfiguren. Da schmücken Fahnen, Fotos und noch mehr Fotos die Wände, die Decke, beinahe jeden Quadratzentimeter, der eben noch frei war neben den drei Fernsehbildschirmen. Und zu jedem Stück gibt es eine Erinnerung, eine Geschichte, die Kraus erzählen kann.

    Matthias Kraus macht seiner Frau den Antrag am Spielfeldrand

    Eine besonders außergewöhnliche hat mit drei der Tassen zu tun. Sie stehen in einem hängenden Regal aus Glas, direkt über der Theke, gut sichtbar. Auf der in der Mitte ist die herkömmliche Signatur von Quarterback Rodgers zu lesen. Auf der links daneben dann schon eine deutlich persönlichere Widmung. Und auf der Tasse ganz rechts steht ein Gruß an Kraus' Frau Nadine: "You married a great guy" ("Du hast einen großartigen Typen geheiratet"). Und zwar den Typen, der – wie sollte es auch anders sein – seiner Frau den Heiratsantrag am Spielfeldrand im Stadion der Packers gemacht hat.

    Drei von Aaron Rodgers signierte Packers-Tassen. Links zu lesen: Die Hochzeits-Nachricht an Kraus' Frau Nadine.
    Drei von Aaron Rodgers signierte Packers-Tassen. Links zu lesen: Die Hochzeits-Nachricht an Kraus' Frau Nadine. Foto: Torsten Leukert

    Zum Football gekommen ist Kraus Mitte der 1990er Jahre. Eigentlich, erzählt er, sei er immer großer Eishockey-Fan gewesen. Eines Nachts aber, als er die Edmonton Oilers anschauen wollte, habe der Pay-TV-Sender aufgrund von Übertragungsproblemen ein Football-Spiel zeigen müssen. "Das war das erste Mal, dass ich überhaupt Football gesehen habe", sagt Kraus.

    Dann kamen die Schweinfurter Ball Bearings dazu, Kraus beschäftigte sich mehr und mehr mit dem American Football und dessen Historie. "Und wenn man sich die anschaut, kannst du nur noch Bears- oder Packers-Fan werden", sagt er. Das Modell, dass das Team in Green Bay – wie im US-Sport sonst üblich – keinen Besitzer hat, sondern die Fans die Anteilseigner sind, dazu eine sportlich erfolgreiche Zeit. Faktoren, die Kraus von den Grün-Gelben überzeugten.

    "So richtig 'bang' hat es dann gemacht, als ich das erste Mal drüben war", sagt er. "Das ist wie eine Sucht. Mir würde echt etwas fehlen, wenn ich nicht da rüber könnte." Live gesehen hat Kraus seine Packers bereits 22 Mal. Und bei all seinen US-Besuchen hat er so viele Freundschaften geknüpft, dass das Drumherum inzwischen viel wichtiger ist als das eigentliche Spiel.

    Kraus' Fanraum inklusive Bar und vielen Sitzmöglichkeiten lädt zum Verweilen ein.
    Kraus' Fanraum inklusive Bar und vielen Sitzmöglichkeiten lädt zum Verweilen ein. Foto: Torsten Leukert

    Auch in Deutschland geht Kraus' Leidenschaft für Football weit über Spiele schauen hinaus. Seit 2021 gibt es den eingetragenen Verein Packers Germany e.V. mit inzwischen 522 Mitgliedern, Kraus ist Mitbegründer. Wohltätigkeit liegt dem 56-Jährigen am Herzen. Und so verlost der Verein an Weihnachten stets viele der Dinge, die Kraus oder andere Mitglieder zur Verfügung stellen. Ganz besondere Dinge, die es nicht im NFL-Shop zu kaufen gibt.

    "Mich kosten die Unterschriften der Spieler kein Geld. Nur meine Zeit und meine Beharrlichkeit. Das ist sozusagen meine Spende", sagt Kraus. Teilweise, "und da wird es echt bekloppt", sagt Kraus, stehe er dann bei minus neun Grad von halb sieben morgens bis nach Trainingsschluss am Stadion. "Es ist ja nicht so, dass die sagen: 'Da steht der Matze. Komm' mal her Matze, wir haben da was für dich.'" Vielmehr sei es ein stetiges Pflanzen von kleinen Bäumchen. "Was ich da an Energie reingepumpt habe, sieht kein Mensch."

    Signierte Helme und Schuhe von den Green Bay Packers. Im Hintergrund zu sehen: ein riesiges Bild der beiden Ex-Packers-Quarterbacks Brett Favre (links) und Aaron Rodgers.
    Signierte Helme und Schuhe von den Green Bay Packers. Im Hintergrund zu sehen: ein riesiges Bild der beiden Ex-Packers-Quarterbacks Brett Favre (links) und Aaron Rodgers. Foto: Torsten Leukert

    Die Erlöse aus dem Losverkauf werden gespendet. 2023 sind 7000 Euro zusammengekommen, der Verein selbst hat weitere 1000 Euro zur Verfügung gestellt. So haben die DKMS und die Schweinfurter Kindertafel jeweils 4000 Euro bekommen. Und der Sonderpreis – ein von Aaron Rodgers unterschriebenes T-Shirt – ging an ein Vereinsmitglied. "Der war sowas von durch die Decke. Der hat sich genauso gefühlt wie ich am Sonntag, als ich meine Super-Bowl-Tickets gewonnen habe", sagt Kraus.

    "Ich bin fest davon überzeugt: Wenn man im Leben Gutes gibt, bekommt man auch Gutes zurück", sagt er. Die Wahl zum NFL-Superfan hat Kraus als Argument auf seiner Seite.

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