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FUSSBALL: LANDESLIGA: Euerbachs Brunner: "Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende"

FUSSBALL: LANDESLIGA

Euerbachs Brunner: "Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende"

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    2013 ging der Blick noch frohen Mutes nach vorn: Kurz bevor der SV Euerbach/Kützberg an den Start ging, sahen beim letzten Training der ersten VfL-Fußballmannschaft noch der Euerbacher Vorsitzende Helmut Höfer (vorne), der damalige VfL-Abteilungsleiter Stephan Brunner (hinten) und Karsten Keller vom TSV Kützberg zu. Nun musste die erste SV-Mannschaft abgemeldet werden. 
    2013 ging der Blick noch frohen Mutes nach vorn: Kurz bevor der SV Euerbach/Kützberg an den Start ging, sahen beim letzten Training der ersten VfL-Fußballmannschaft noch der Euerbacher Vorsitzende Helmut Höfer (vorne), der damalige VfL-Abteilungsleiter Stephan Brunner (hinten) und Karsten Keller vom TSV Kützberg zu. Nun musste die erste SV-Mannschaft abgemeldet werden.  Foto: Silvia Eidel

    Der Rückzug des SV Euerbach/Kützberg aus der Fußball-Landesliga war ein Paukenschlag. Stephan Brunner, einer der Macher und langjähriger Sponsor des Vereins, beobachtet die Reaktionen auf das Aus der ersten Mannschaft seither aufmerksam. Und er musste dabei viel lesen und hören, das er so nicht stehen lassen möchte. Eine "One-Man-Show" sei sein Engagement nie gewesen, betont er. Alle Entscheidungen, die großen und kleinen, seien immer mit den Vorstandsmitgliedern, Trainern und Führungsspielern besprochen worden.

    Lässt man Brunner etwas durch die Vergangenheit des Euerbacher Fußballs schweifen, hört man viel Herzblut und Leidenschaft heraus. Er kann fast lückenlos quer durch die jüngere Vereinshistorie Spieler, Trainer und dazugehörige Ereignisse aus dem Gedächtnis schildern. Da waren die Jahre, in denen der heute 53-Jährige selbst aktiv für den VfL Euerbach auf dem Feld stand, später die zwei, in denen er die Vereinsgaststätte führte und die zwanzig, in denen er sich zusammen mit seinen drei Mitstreitern Martin Keidel, Helmut Höfer und Hilmar Wilhelm aufmachte, die erste Mannschaft organisierter und mit Nachdruck nach vorne zu bringen.

    Euerbach und Kützberg fusionieren 2013 

    Durch den wirtschaftlichen Erfolg seiner 2019 verkauften Elektro-Firma konnte Brunner später zudem seinen Heimatverein auch noch finanziell als Sponsor unterstützen. In den Anfangsjahren unter dem Quartett gab es immer wieder das Problem, dass die besten Spieler von anderen Vereinen "angegraben" wurden, erinnert sich Brunner. "Dann ist so ein Hype auch mal schnell wieder vorbei – und man geht wieder runter in die A-Klasse." Mit dem Geld aus Brunners Firma konnte der VfL dann sicherstellen, nicht wieder zurück auf "Los" zu müssen.

    2013 fusionierte der VfL Euerbach als Bezirksligist mit dem TSV Kützberg. Als SV Euerbach/Kützberg folgten drei Bezirksliga- und viereinhalb Landesliga-Spielzeiten. Am Sportplatz in Euerbach entstand eine schmucke Tribüne. "Es waren sehr erfolgreiche und schöne insgesamt 20 Jahre, in denen wir Schritt für Schritt aufgestiegen sind." 

    Ärger über die Aussagen eines Ex-Coaches

    Zu den vielen alten Weggefährten gehört auch Daniel Tomitza, der als Spieler und Trainer im Verein tätig war. In einem Interview auf einer Online-Plattform schoss der 47 Jahre alte einstige Torjäger nun scharf gegen seinen alten Klub – und gegen Brunner im Speziellen. Kommerz, Größenwahn und Inkompetenz lauteten Tomitzas Vorwürfe unter anderem. "Dass du Neider hast, wenn du Erfolg hast, ist ganz normal", entgegnet Brunner, der hinter Tomitzas Aussagen verletzten Stolz vermutet, da der Verein ihn vor sechs Jahren nicht den Trainerposten als Nachfolger von Pero Skoric gab.

    "Nennt mir einen Landesligisten, der nicht zahlt. Der sollte sofort zum Beichtstuhl gehen."

    Euerbachs langjähriger Macher Stephan Brunner

    Ab der Bezirksliga-Zeit war es auch normal, dass sich Spieler aus der Gegend um einen Platz im Euerbacher Kader bewarben, erklärt Brunner weiter. "Ohne Auswärtige geht es ab der Bezirksliga bei niemandem mehr", ist er überzeugt – alleine schon aufgrund des deutlichen Rückgangs von Jugendspielern in den Vereinen. "Etwas Kleingeld gab es natürlich auch", fügt er an. Aber bis zuletzt soll die Bezahlung gemessen an der Ligazugehörigkeit immer branchenüblich gewesen sein. "Nennt mir einen Landesligisten, der nicht zahlt. Der sollte sofort zum Beichtstuhl gehen."

    Dass bezahlte Landesliga-Fußballer sich aber nicht automatisch wie Profis verhalten, davon könnte Brunner mittlerweile auch ein Lied singen. Wahrscheinlich würde er dabei ein paar Strophen auf die jüngst abgemeldete Mannschaft dichten. Nach einer völlig enttäuschenden Vorrunde hätte das nominell gut aufgestellte Team, mit vielen früheren Jugendspielern des FC 05 Schweinfurt, nächstes Frühjahr den unliebsamen Gang in die Abstiegsrunde gehen müssen. Das volle Gehalt hätte es dabei für die Spieler erst gegeben, wenn Platz eins oder zwei der Abstiegsrunde erreicht worden wären. Die Mannschaft ging auf den vorgeschlagenen Deal nicht ein. Das Ende ist bekannt.

    Wehrt sich gegen Vorwürfe: Mittlerweile ist Stephan Brunner das Lachen vergangen. 
    Wehrt sich gegen Vorwürfe: Mittlerweile ist Stephan Brunner das Lachen vergangen.  Foto: Marion Wetterich

    Stephan Brunner wechselt, wenn es um die jüngere Klubgeschichte geht, längst in einen kühleren, abgeklärten Gesprächsmodus. Leidenschaft ist dabei keine mehr herauszuhören. Schon in den letzten drei, vier Jahren war bei ihm weniger Herzblut dabei, erläutert er. "Die Motivation war nicht mehr so da." Das hatte viele Gründe. Die Entwicklung stockte - auch abseits des Platzes. Auf Funktionärsebene kam einfach niemand nach. Und über die jüngere Generation der Fußballer, fällt es Brunner sichtlich schwer, gute Worte zu finden. Corona machte alles nochmal komplizierter. Das Sahnehäubchen Bayernliga gab es nicht mehr obendrauf.

    Harsche Kritik an der Mannschaft 

    Seiner letzten Mannschaft weint er – Abwehrmann Patrick Helfrich klammert er explizit aus - indes keine Träne nach: "Das war die reinste Enttäuschung." Bei vielen Akteuren habe er das Gefühl gehabt, man müsse sie mit Sanktionen zum Fußballspielen zwingen. Ob die Spieler in der Winterpause wechseln dürfen, soll der Verein entscheiden. Brunner gab die Empfehlung ab, die Spieler nicht ablösefrei gehen zu lassen. "Schließlich haben uns viele auch einmal Ablösen gekostet und sie bekamen hier Gehälter. Aber mit dem SV Euerbach/Kützberg konnten die anderen Vereine schon immer vernünftig verhandeln."

    "Lieber ein Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende", so Brunner, dem es leidtut, dass der Verein nun für eine gewisse Wettbewerbsverzerrung sorgt. Die sei aber noch größer, würde man mit einer nicht wettbewerbsfähigen Mannschaft in die Abstiegsrunde gehen. Der Verein selbst werde unbeschadet rauskommen, betont er.

    Die meisten Kosten seien über die Jahre immer durch Sponsoring gedeckt worden. Einen Scherbenhaufen hinterlasse er keinen, bekräftigt er. Vergleiche wie sie dieser Tage häufig angestellt wurden, mit gescheiterten Höhenflügen wie dem des TSV Gerbrunn etwa, hinken in Brunners Augen gewaltig. "Wir haben immer versucht, sukzessive etwas aufzubauen." Für den Verein könne es jetzt ganz normal weitergehen – in der Kreisklasse, von wo man einst startete.

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