Der Papa ist Musiker, der Sohn nicht. Klar, habe Micky Wehner, Metal-Gitarrist, Sänger und Produzent, seinem Filius Elias früher eine Gitarre in die Hand gedrückt – wirklich Vernünftiges sei da aber nicht herumgekommen. "Auch wenn es ihn sehr gefreut hätte: Musikalisch bin ich nicht so gut aufgestellt." Elias Wehner probierte es lieber mit dem Fußball. Und das deutlich erfolgversprechender. Als 18-Jähriger gehört er bereits in der zweiten Saison zum Regionalliga-Kader des FC 05 Schweinfurt und träumt von einer Profikarriere.
Seine sechs Einsätze in der laufen Runde verteilen sich auf lediglich 14 Minuten. Aber: Wenn der Tabellenführer am Dienstagabend die auf Rang 15 liegende DJK Vilzing empfängt, liebäugelt der Mittelfeldspieler mit einem etwas längeren Engagement. Gleichwohl für ihn nur eine Position vorübergehend frei geworden ist gegenüber den vergangenen Wochen: die von Kevin Fery auf der Doppelsechs. Der Co-Kapitän ist gesperrt nach seiner Gelb-Roten vom Freitagabend bei der 0:1-Niederlage bei den Würzburger Kickers. Wahrscheinlicher freilich ist, dass Kapitän Kristian Böhnlein für Fery in die Startelf rücken wird.

Überhaupt ein Dilemma für das Talent aus dem Hammelburger Stadtteil Morlesau. Wehner sieht sich im Zentrum maximaler Konkurrenz gegenüber. Sebastian Müller, Joshua Endres, Fery, Böhnlein – "für mich Segen und Fluch. Ich kann sehr viel von diesen Spielern lernen. Aber komme da auch nicht so leicht an deren enorm hoher Qualität vorbei". Druck mache er sich nicht. "Meine Zeit wird kommen."
Trainer Victor Kleinhenz kennt Wehner schon "als Kleinkind". Auf seiner ersten Station bei der U13 der JFG Saaletal coachte er Wehners Bruder. "Elias hat nebenan mit links das Tornetz zerschossen", erinnert sich der 33-Jährige. "Man konnte sehen, was der für ein Talent hat." Ein Talent, das ihn zwischendurch zu Greuther Fürth und den Kickers geführt hat. "Sein linker Fuß ist eine Waffe im Passspiel und im Abschluss. Er ist ein Stratege", so Kleinhenz. "Wo er zulegen muss, ist das Zweikampfverhalten. Ihm fehlt das Dreckige. Er ist zu gut für die Welt."
Hochzeitstag von Oma und Opa wichtiger als U-19-Derby
Wehner wiederum sind die Partien von Kleinhenz als Spielertrainer der SpVgg Wartmannsroth gegen seinen Heimatort Morlesau im Gedächtnis geblieben. Und die gemeinsame Zeit im Stützpunkttraining. Da erlebte er Kleinhenz bereits als empathischen Trainer. "Das passt gut zu mir, ich kann nichts anfangen mit einem Trainer, der nur schreit", sagt der ruhige Spieler, der sich charakterlich nah bei Kevin Fery verortet und wie dieser einen sozialen Beruf anvisiert – "auch wenn aktuell der Fußball Priorität hat". Wehner besucht in der Fachoberschule den sozialen Zweig und möchte eventuell mal Lehrer werden.
Am vergangenen Wochenende hätte Elias Wehner am liebsten seinen ehemaligen Kollegen zugeschaut im A-Jugend-Derby gegen die Würzburger Kickers, das sie mit 1:0 für sich entschieden hatten. "Aber meine Oma und mein Opa haben 40. Hochzeitstag gefeiert." Der Opa verfolgt die Entwicklung des Enkels und drückt öfter die Daumen vor Ort im Sachs-Stadion.
Wo es am Dienstagabend (19 Uhr) gegen Vilzing bei Teil eins der die Hinrunde beschließenden englischen Woche vor allem darum geht, den mentalen Dämpfer der Derby-Niederlage zu verarbeiten. "In der Nachbetrachtung hat sich das Spiel in vielen Bereichen sehr gut angefühlt", blickt Kleinhenz noch einmal kurz zurück. Es sei ein sehr dominanter Auftritt gewesen, "nur das Zwingende in Richtung Tor hat uns gefehlt".
Thomas Meißner steht vor seinem Startelf-Debüt
Das besser zu machen sei elementar in einem Spiel, das eine ähnliche Herausforderung bereithält gegen Oberpfälzer, die nach Platz zwei in der Vorsaison um den Ligaverbleib kämpfen und sich auf eine kompakte Defensive konzentrieren. "Die gilt es mit Dominanz und Durchschlagskraft zu knacken", so Kleinhenz, der seinen Optimismus mit der Torschuss-Statistik der Liga stützt: "Die führen wir deutlich an." In Jim-Patrick Müller (4 Tore) und Andreas Jünger (3) verfügt die DJK allerdings über zwei gefährliche Umschaltspieler.
Dass nach drei sieglosen Pflichtspielen in Serie der Druck auf den Tabellenführer gewachsen ist, mag Kleinhenz nicht schönreden: "Es ist okay, wenn die Erwartungen größer geworden sind. Diese Erwartungen haben sich die Jungs erarbeitet. Wir gehen die Situation als Challenge an. Eine Spitzenmannschaft macht nicht aus, im Flow Spiele zu gewinnen."
Zurück im Kader ist Linksaußen Martin Thomann. Ausfallen wird jedoch neben Fery auch Linksverteidiger Nils Piwernetz (Sprunggelenk). In die Startelf rücken könnte erstmals Neuzugang Thomas Meißner. Womöglich baut Kleinhenz auch das System um. Nicht unwahrscheinlich wäre da ein 3-5-2 mit Meißner im Zentrum der Dreierkette.