Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

Schweinfurt: Früher FC Bayern München Profi, heute Rockmusiker: Was Andreas Görlitz über Felix Magath erzählt

Schweinfurt

Früher FC Bayern München Profi, heute Rockmusiker: Was Andreas Görlitz über Felix Magath erzählt

    • |
    • |
    Andreas Görlitz heute, als Rockmusiker mit der Band Whale City. Früher spielte er Fußball unter anderem für den FC Bayern München.
    Andreas Görlitz heute, als Rockmusiker mit der Band Whale City. Früher spielte er Fußball unter anderem für den FC Bayern München. Foto: Bogdan Kramliczek

    Andreas Görlitz war Fußball-Erstligaprofi beim FC Bayern München von 2004 bis 2010, spielte beim TSV 1860 München, beim Karlsruher SC - und zwei Mal für die deutsche A-Nationalmannschaft. Heute ist Görlitz Sänger und Gitarrist bei der Pop-Rock-Band Whale City. Mit dieser tritt der 40-Jährige am Freitag, 17. Juni, ab 19.30 Uhr im Schweinfurter Szenelokal "Brickhouse" auf.

    Es soll der Auftakt zu einer besonderen Tour sein: Görlitz wird aus seinem Leben erzählen, den Weg vom 1000-Seelen-Dorf zum Profi, Anekdoten aus der Bundesliga-Zeit, den Wandel zum Musiker: "Es wird viele kleine Geschichten geben, die die Würze liefern." Dazu gibt es Musik vom Debütalbum "Forever".

    Der verheiratete Vater von zwei Kindern hat sich bewusst gegen eine Trainer-Laufbahn entschieden - und für eine Musiker-Karriere. Heute kickt Görlitz nur noch bei Benefiz-Veranstaltungen wie mit der "Sternstunden"-Elf des Bayerischen Rundfunks. Ein Gespräch über Fußball - und vor allem Musik.  

    Was können Sie besser: kicken oder singen?

    Andreas Görlitz: Inzwischen singen, allein schon, weil ich körperlich nicht auf dem besten Fitnessstand bin. In den Hochzeiten hab ich natürlich besser gekickt, ich habe ja erst mit 22 Jahren angefangen, ein Instrument zu spielen. Außer Flöte in der 4. Klasse - und da war ich der zweitschlechteste. Dann habe ich die Leidenschaft für die Gitarre entdeckt und stundenlang geübt. Meine erste Gitarre war eine Gibson SG, damit war ich ziemlich punkig unterwegs. Mit Fußball habe ich heute nur noch wenig zu tun. Klar, wenn ein Ball da liegt, will man dagegen hauen, aber hat mehr Angst, sich zu verletzen.

    Musik bietet Raum für Gefühle. Passt das besser zum Menschen Andreas Görlitz?

    Görlitz: Im Fußball gibt es auch Emotionen, aber eher eindimensional. Anspannung, Aggression, Freude, Trauer - entweder mega gut oder mega schlecht. Musik ist ein Booster für Gefühle. Ich liebe Filmmusik. Ein Film ohne Musik ist stinklangweilig. Jedes Musikstück vermittelt ein anderes Gefühl. Das funktioniert, egal, ob das jetzt Jazz oder Metal ist. Musik verändert die Stimmung und bringt einen woanders hin. Ein schönes Beispiel: Eine Frau, die große Probleme mit ihrem unruhigen Kind hatte, hat uns geschrieben, dass es beim Hören eines Liedes von uns zuhört und entspannt ist. Auch bei meinen Kindern merke ich, welche Anziehung Musik auf sie hat.

    Sie waren bei den Bayern, bei 1860 und beim Karlsruher SC. Welcher Klub steht für welche Musik?

    Görlitz: Ganz klar: Bayern ist Pop. Der KSC war mehr Alternativ Rock. Und die Löwen? Ich sage mal Indie. Nach dem Motto: Scheiß egal, was die Labels machen, wir machen unser eigenes Ding, gehen notfalls in die fünfte Liga, Hauptsache wir gewinnen mal und unsere Fans sind immer da.

    Okay. Und wo haben Sie sich dann musikalisch am wohlsten gefühlt?

    Görlitz: Ich probiere es mal diplomatisch: Ich komme vom Punk, so Greenday oder Blink 182, mag Rockiges wie U2, aber auch neuen Pop wie Shawn Mendes. Aber die Mannschaft, die sich am meisten für die Musik meiner ersten Band interessiert hat, war der KSC. In München wurde mir eher angekreidet, dass ich zu viel Musik im Kopf hätte. Dabei haben die anderen halt Playstation gespielt und ich habe mit der Band geprobt.

    Sie sind Gitarrist und Sänger. Dem Klischee nach attraktiver als der Bassist. Als Spieler waren sie Verteidiger, sexy ist da der Stürmer. 

    Görlitz: Also... ich habe eigentlich meine gesamte Karriere auf der falschen Position gespielt. Vom Herzen war ich Offensivspieler, allerdings nicht torgefährlich. Meine Kritiker haben gesagt, ich sei zu offensiv als Verteidiger. Ich wurde halt irgendwann nach hinten gestellt, so aber Bundesligaspieler. Ja, als Musiker genießt die meiste Aufmerksamkeit schon der Sänger. Man muss aber sagen: Bassist und Schlagzeuger bilden das Fundament, die Abwehr. Wenn die steht, kann nicht mehr viel schieflaufen. Verhunzen kann's nur der Stürmer, beziehungsweise der Sänger - und so ist das bei uns auch.

    Grenzenloser Jubel: Andreas Görlitz (oben) und Torwart Michael Rensing schreien im August 2004 ihre Freude über den 8:7-Sieg nach Elfmeterschießen im DFB-Pokal-Wettbewerb gegen Borussia Mönchengladbach hinaus - damals mit den Amateuren des FC Bayern München.
    Grenzenloser Jubel: Andreas Görlitz (oben) und Torwart Michael Rensing schreien im August 2004 ihre Freude über den 8:7-Sieg nach Elfmeterschießen im DFB-Pokal-Wettbewerb gegen Borussia Mönchengladbach hinaus - damals mit den Amateuren des FC Bayern München. Foto: Matthias Schrader, dpa

    Was ist geiler: Vor 50.000 Fans im Stadion kicken oder vor 150 in einem Club klampfen?

    Görlitz: Beim Fußball kommen die Leute wegen des Vereins, nicht wegen der Spieler oder der aktuellen Mannschaft. Beim Konzert kommen sie wegen der Band, wegen der Musiker. Wir waren mal in Stuttgart Vorgruppe von AC/DC, als 60.000 Fans da waren. Auch schön. Aber geiler: Der Kontakt bei Clubkonzerten, wenn die Menschen direkt vor einem stehen. Da erzählen wir, wer beim FC Bayern mal die Hosen herunter gelassen hat. Wie es ist, mit Uli Hoeneß zu verhandeln. Oder wie mich der neue Bayern-Trainer Felix Magath angerufen hat, als ich gerade am Ballermann war.

    Ah, Felix Magath. Der hat in Würzburg bei den Kickers auch Spuren hinterlassen.

    Görlitz: Der war der härteste Trainer, den ich je hatte. Man kann halten von ihm, was man will, erfolgreich war er. Er hat mich zu Bayern geholt, der Verein hatte mich gar nicht auf dem Schirm. Ich habe 2,5 Millionen Euro Ablöse gekostet und ein Ablösespiel. Das fand im Olympia-Stadion statt. Die Löwen-Fans haben "Görlitz du Judas" geschrien, die Bayern-Fans "Görlitz du Sau, zurück zum TSV". Die waren so gereizt, weil ich einige Monate zuvor im ZDF-Sportstudio als stolzer Sechziger ein Löwen-Retroshirt getragen und etwas wenig Cleveres gesagt hatte: Dass man als Kind halt einfach Bayern-Fan sei - und wenn man selbstständig zu denken beginnt, Löwe wird.

    Haben Sie auch als Musiker etwas zu sagen?

    Görlitz: Eigentlich schon. Aber wenn man ehrlich ist: Man schreibt Texte auch wegen des Flows des Songs um, mitunter zu Ungunsten der Aussage. Ich denke meist visuell, schaue mir Youtube-Videos an, ohne Ton, lasse die Bilder wirken, komponiere dazu. Es kann vorkommen, dass wir diese Musik später der Aussage des Textes angleichen, den Song zum Beispiel rockiger machen. 

    Manche Musiker geben zu jedem gesellschaftlichen oder politischen Ereignis ihren Senf dazu.

    Görlitz: Das hängt bei uns vom Thema ab. Es müsste Jemand profitieren davon. Ich bin ein sozial engagierter Mensch. Ich war bereits als Profi in Krebsstationen für Kinder oder SOS-Kinderdörfern unterwegs. Als Musiker waren wir vor Corona regelmäßig mit Global United in Afrika. Mich erdet das, Leid zu sehen. Aber wir müssen nicht auf Social Media zu allem etwas sagen. Wir quatschen lieber direkt mit den Menschen, man findet uns nach Auftritten an der Bar. Das habe ich auch als Fußball-Profi so gemacht, wenn ich auf einem Bierfest blöd angemacht worden bin wegen Sechzig oder Bayern. Meistens hatte der einen im Tee und ich auch ein bisschen - dann haben wir das, wenn ich gemerkt habe, dass das ein netter Kerl ist, an der Bar geregelt. 

    Bierfest, einen im Tee, Bar. Als Profi. Echt jetzt?

    Görlitz: Ja, schon, wenn am nächsten Tag kein Spiel oder Training war. Ein Fußballer trinkt schon auch gerne.

    Heute landet da sofort ein Beweisfoto in den Sozialen Medien.

    Görlitz: Es war bei uns zwar schon gefährlicher als in der Basler-Ära, aber ich bin froh, dass nicht alles so vernetzt war wie heute. Es hat sich einiges verschoben im Profifußball. Es müssen die Jungen heute nichts mehr von den Alten befürchten, wenn sie nicht die Hütchen wegräumen. Hierarchien sind flacher geworden. Darum sorgt es gleich für Aufsehen, wenn Thomas Müller oder Toni Kroos mal Unerwartetes sagen.   

    Für den Auftritt der Band Whale City im Schweinfurter "Brickhouse" am Freitag, 17. Juni verlost diese Redaktion 3x2 Karten. Bitte schreiben Sie uns hierfür bis spätestens Montag, 12 Uhr eine Mail mit dem Stichwort "Andreas Görlitz" sowie mit Ihrem Namen und Ihrer Adresse an red.schweinfurt-sport@mainpost.de

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden