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Fußball: Landesliga: Gochsheims Fnan Tewelde hat schon gegen Lionel Messi gespielt

Fußball: Landesliga

Gochsheims Fnan Tewelde hat schon gegen Lionel Messi gespielt

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    Fnan Tewelde, früher aktiv im Nachwuchs von Eintracht Frankfurt und dem Karlsruher SC, spielt seit 2018 für den TSV Gochsheim. Sein Trainer Stefan Riegler bezeichnet den in Frankfurt aufgewachsenen Eritreer als "Glücksfall" für den Neu-Landesligisten.
    Fnan Tewelde, früher aktiv im Nachwuchs von Eintracht Frankfurt und dem Karlsruher SC, spielt seit 2018 für den TSV Gochsheim. Sein Trainer Stefan Riegler bezeichnet den in Frankfurt aufgewachsenen Eritreer als "Glücksfall" für den Neu-Landesligisten. Foto: Steffen Krapf

    Der erste Sieg in der neue Spielklasse stellt für jede Fußballmannschaft eine kleine Erlösung dar. Ab dann kann die Saison richtig beginnen. Auch beim Landesliga-Neuling TSV Gochsheim war in den Tagen nach dem 4:0-Auswärtssieg gegen den SC Sylvia Ebersdorf eine gelöste Stimmung zu beobachten.

    Einer der sowieso immer locker scheint und im Fußball schon viel mitgemacht hat, möchte den ersten Sieg im dritten Spiel jedoch nicht überbewerten. "Nach anfänglichen Schwierigkeiten, kamen wir gut in die Partie, das Ergebnis war aber einen Tick zu hoch", befindet Fnan Tewelde, Allrounder, aber meist Linksaußen der Gochsheimer. "Das war der erste Schritt. Gefühlt waren das gegen einen direkten Konkurrenten sechs Punkte."

    Für den Trainer ist er "ein Glücksfall"

    Wichtig sei es, "die Kirche im Dorf zu lassen. Der Klassenerhalt hat höchste Priorität", mahnt der 34-Jährige, der seit 2018 beim TSV spielt und den sein Coach Stefan Riegler fast reflexartig als "Glücksfall" betitelt. Der Liebe wegen kam der in Frankfurt geborene Eritreer vor drei Jahren nach Grafenrheinfeld und begann nach ein paar Nachrichten hin und her mit Stefan Riegler und Abteilungsleiter Achim Eisend und überzeugenden Probetrainings seine vermutlich letzte Reise seiner aufregenden Fußballerlaufbahn beim TSV Gochsheim.

    "Eine kommt am Ende nur raus – und die musst du dann halt du sein."

    Fnan Tewelde über die verpasste Profi-Karriere

    "Ich hatte das Ziel Profi zu werden, da muss ich nicht lange drumherum reden", antwortet er, gefragt nach einen kleinen Rückblick auf seine Vita. Von der E-Jugend bis zu den Amateuren spielte er bei der Frankfurter Eintracht. "Vom Talent her, hätte ich es schaffen müssen", ist er überzeugt. Er schnupperte nah am großen Traum.

    Als 16-Jähriger stand er sogar mal dem späteren Weltfußballer Lionel Messi in einem Turnier in Italien direkt auf dem Spielfeld gegenüber. Wer kann das schon von sich behaupten? Die Begegnung mit einem der besten Kicker der Fußball-Historie kann er nicht vergessen. Vor dem Spiel hatten sie den Argentinier noch belächelt, das änderte sich nach wenigen Minuten im Spiel rasant. "Der hatte brutale Qualität."

    Fnan Tewelde im Kreispokalfinale gegen den TSV Ettleben/Werneck am 18. Juli. Den Siegtreffer zum 2:1 für den TSV Gochsheim erzielte der 34-Jährige per Strafstoß.
    Fnan Tewelde im Kreispokalfinale gegen den TSV Ettleben/Werneck am 18. Juli. Den Siegtreffer zum 2:1 für den TSV Gochsheim erzielte der 34-Jährige per Strafstoß. Foto: Steffen Krapf

    Nach der Eintracht ging es für Tewelde in der Saison 2007/08 zum Karlsruher SC II in die damals noch drittklassige Regionalliga, mit Option auf die Profis. Der große Sprung blieb aber aus. "Vielleicht hab' ich ein bisschen zu viel Party gemacht", verrät er, trauert der verpassen Karriere aber auch nicht nach.

    Der Vergleich mit der Erbse

    Er vergleicht die Jugendteams der großen Klubs mit einer Flasche, in der 30 Erbsen sind. "Eine kommt am Ende nur raus – und die musst du dann halt du sein." Ein bisschen Führung fehlte ihm als Nachwuchstalent, hört man schnell heraus. "Ich wusste damals nicht, dass mein Körper mein Kapital ist, wenn ich Profi werden möchte."

    Für gehobenen Amateurfußball langte es beim technisch beschlagenen Linksfuß trotzdem allemal. Bei Viktoria Aschaffenburg erlebte er 2014/15 etwa eine "schöne Zeit" in der Regionalliga. Anschließend spielte er im fast jährlichen Wechsel für Alemannia Haibach, SpVgg Oberrad und Türkgücü Friedberg sechst- und fünftklassig, bevor er in Gochsheim seinen neuen Heimatverein gefunden hat.

    Im Oktober zieht er in eine Wohnung nach Gochsheim, trainiert nebenbei auch noch die U 19 und arbeitet im Ort. "Er hat sich wahnsinnig schnell bei uns eingelebt", schwärmt sein Coach Riegler: "Wir sind heilfroh ihn zu haben. Er ist extrem wichtig für die Mannschaft."

    Auch bei einem schlimmen Vorfall, als Tewelde von Zuschauern beim Bezirksliga-Auswärtsspiel in Rödelmaier 2019 rassistisch beleidigt wurde, standen alle im Verein hinter ihm. Einen derart offenen Rassismus wie dort musste er sonst noch nicht erleben. Der Verein ging damals gerichtlich gegen die Täter vor. Trotzdem empfindet er gerade die Arbeit im bayerischen Amateurfußball gegen Rassismus als positiv. "Rassismus hat auf dem Platz und auch generell nirgends etwas zu suchen", betont er: "Deutschland ist multikulti und das soll auch so bleiben."

    Am Sonntag (15 Uhr) geht es für Tewelde und seine Mitspieler weiter mit dem Heimspiel gegen den noch sieglosen SV Memmelsdorf. "Mindestens ein Punkt", soll rausspringen. Am wichtigsten ist aber ohnehin, dass wieder gespielt werden darf nach der langen Corona-Pause. "Meine Freundin hat sich nicht beschwert", sagt Tewelde und lacht herzlich. "Aber während der Zeit haben wir – glaube ich – alle gesehen, wie weh es tut, keinen Fußball spielen zu dürfen." Er hofft, dass keine erneute Unterbrechung dazukommt. Dafür hat er sich auch impfen lassen. "Damit wollte ich auch ein Zeichen setzen, dass wir Fußball spielen wollen."

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