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Fußball: Regionalliga Bayern: Könnte der FC Schweinfurt 05 überhaupt in die Dritte Liga aufsteigen? Über offene Baustellen in Stadt und Verein

Fußball: Regionalliga Bayern

Könnte der FC Schweinfurt 05 überhaupt in die Dritte Liga aufsteigen? Über offene Baustellen in Stadt und Verein

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    Gerüstet für einen möglichen Schweinfurter Drittliga-Aufstieg: FC-05-Geschäftsführer Markus Wolf (links) und Sportreferent Jürgen Montag
    Gerüstet für einen möglichen Schweinfurter Drittliga-Aufstieg: FC-05-Geschäftsführer Markus Wolf (links) und Sportreferent Jürgen Montag Foto: Patty Varasano

    Der FC Schweinfurt 05 überwintert in der Fußball-Regionalliga Bayern als Tabellenführer, mit einem Punkt Vorsprung auf den FC Bayern München II und drei Zähler vor der SpVgg Bayreuth, die eine Partie mehr absolviert hat. Am 22. Februar (14 Uhr) starten die Nullfünfer mit dem Spitzenspiel in München in die Restsaison. Insgesamt haben sie noch 13 Spiele zu bestreiten. Zeit für ein Interview mit FC-05-Geschäftsführer und Hauptsponsor Markus Wolf sowie Jürgen Montag, dem Sportreferenten der Stadt Schweinfurt, über die Machbarkeit eines Drittliga-Aufstiegs. 

    Frage: Kann der FC Schweinfurt 05 überhaupt aufsteigen?

    Markus Wolf: Wir haben die Bereitschaft fristgerecht bekundet und werden ebenso fristgerecht die Lizenzierungsunterlagen einreichen. Wir sind nicht umsonst Tabellenführer, wir haben eine gute Mannschaft. Für den Fall, dass wir Meister werden sollten, habe ich die Dritte Liga, in der wir kein finanzieller Riese wären, für uns budgetiert. Ein Etat von dreieinhalb bis vier Millionen Euro ist notwendig und machbar. Darin enthalten sind 1,2 Millionen Euro Fernsehgelder und rund eine Million durch Zuschauereinnahmen bei einem kalkulierten Schnitt von 5000 Zuschauerinnen und Zuschauern. Zudem laufen Sponsoren-Gespräche. Es liegt aber auch an der Stadt. 

    Jürgen Montag: Die Stadt und die Region lechzen nach Profifußball. Ein Aufstieg des FC 05 wäre gut für den gesamten Sport hier. Mich persönlich würde es freuen. Aber letztendlich entscheidet der Stadtrat bei diesen strukturellen, organisatorischen und monetären Dimensionen. Wir reden über Millionenbeträge, um das Sachs-Stadion drittligatauglich zu gestalten. Grundlage ist die Machbarkeitsstudie von 2020.

    Dass ein Stadtrat sein Veto einlegt, wäre einzigartig in Deutschland.

    Montag: Das ist richtig. Die Dritte Liga gibt es seit 2007, und seitdem hat noch keine Stadt nein gesagt. Sehr wohl gab es ausgiebige Diskussionen, beispielsweise in Ulm. Heute spielt man dort Zweite Liga.

    Wolf: Es gibt Studien, mir fällt Rot-Weiss Essen ein, die den Mehrwert einer Drittliga-Mannschaft für eine Stadt herausgearbeitet haben. Das ist nicht zu unterschätzen, wenn jede zweite Woche 5000 Menschen in der Stadt sind. Es steigert den Bekanntheitsgrad einer Stadt. 

    Montag: Es gibt eine Studie, die sagt, dass durchschnittlich 28 Euro pro Zuschauer in der Stadt hängen bleiben. Dass es Fußball-Tourismus bis hin zu Kurzurlauben gibt, ist Fakt. Aber natürlich rechnen sich Zuwendungen der Kommunen in den Fußball nicht Eins zu Eins. Der Mehrwert entsteht erst, wenn das Projekt nachhaltig und nicht nur für ein Jahr angelegt ist.  

    Rasenheizung und zusätzliche Sitzplätze: Nur zwei von mehreren Baustellen, um das Sachs-Stadion drittligatauglich zu machen.
    Rasenheizung und zusätzliche Sitzplätze: Nur zwei von mehreren Baustellen, um das Sachs-Stadion drittligatauglich zu machen. Foto: Bayerischer Turnverband

    Auf die Stadt Schweinfurt als Eigentümerin des Sachs-Stadions käme einiges zu.

    Montag: Die Forderung des DFB nach einer Kapazität von mindestens 5000 Besucherplätzen erfüllt das Stadion, das derzeit 16.000 fasst. Ebenso erfüllt ist seine Geschlossenheit von allen Seiten. Wir benötigen jedoch eine Rasenheizung, zusätzliche Sitzplätze und Medien-Arbeitsbereiche. Dazu kommt die Aufgabe, zusammen mit dem Verein und der Polizei von Heimspiel zu Heimspiel zu beurteilen, wie das Spiel aus ordnungsrechtlicher Sicht eingestuft wird. Da wird es Arbeitsgruppen geben, was für uns ein verwaltungstechnischer Aufwand innerhalb des Rathauses sein wird. Infrastrukturell, organisatorisch und finanziell ist der Sprung von der Regionalliga in die Dritte Liga der größte im deutschen Fußball.

    Sind die baulichen Maßnahmen über den Sommer – auch mit Blick auf die Stadion-Konzerte im Juli von Roland Kaiser und Sido – realisierbar und in welchem Bereich liegen die Investitionen?

    Montag: Die Konzerte machen es nicht einfacher, aber es ist lösbar. 860 der geforderten 2000 Sitzplätze sind auf der Haupttribüne vorhanden. Die zusätzlichen können auf der Gegengeraden mit einer Stahlrohrtribüne realisiert werden. Diese muss nicht überdacht sein. Da gibt es neben einem Kauf die Alternative einer Anmietung. Die Multifunktionalität des Stadions und der Baumbestand, das ist ein ausdrücklicher Wunsch der Stadt, blieben erhalten. Die Kosten liegen bei 700.000 Euro. Der emotionalste Punkt jedoch ist die Rasenheizung. 

    Inwiefern emotional?

    Montag: Weil eine Rasenheizung auch im Kontext des Klimawandels zu sehen ist. Darüber hinaus hat es 2022 eine Verschärfung der Auflage Rasenheizung gegeben. Zwar gewährt der DFB eine Ausnahmegenehmigung für Aufsteiger in die Dritte Liga. Doch mit zwei Konsequenzen: Die Vereine müssen ein uneingeschränktes Ausweichstadion mit Rasenheizung melden, um zur Einhaltung der Fernsehverträge witterungsbedingte Spielausfälle auszuschließen. Darüber hinaus bedeutet eine gewährte Ausnahmegenehmigung die Streichung von 25 Prozent der Fernsehgelder.

    Wolf: Was für uns nicht nur den Verlust von 300.000 Euro bedeuten würde, sondern auch noch von 100.000 Euro pro Spiel, das im fremden Stadion stattfände, weil weniger Fans kämen, Catering-Einnahmen wegbrächen und Kosten vor Ort entstünden. Ein realistisches Ausweichstadion für uns wäre beispielsweise das des FSV Frankfurt. Aber drei, vier Mal dorthin ausweichen und es bleiben nur noch 500.000 Euro TV-Gelder – und die gehen für die höheren Sicherheitsvorkehrungen in der Dritten Liga drauf. Das reduziert die sportlichen Überlebenschancen drastisch.

    Was müssen Verein und Stadt im Fall eines Drittliga-Aufstiegs stemmen? Im Gespräch (von links): Sportreferent Jürgen Montag, FC-05-Geschäftsführer Markus Wolf und Michi Bauer (Main-Post-Sportredaktion)
    Was müssen Verein und Stadt im Fall eines Drittliga-Aufstiegs stemmen? Im Gespräch (von links): Sportreferent Jürgen Montag, FC-05-Geschäftsführer Markus Wolf und Michi Bauer (Main-Post-Sportredaktion) Foto: Patty Varasano

    Was kostet eine Rasenheizung?

    Montag: Mit allen Arbeiten, beispielsweise der Verlegung von Zuleitungen, wurde sie in der Machbarkeitsstudie von 2020 mit 1,8 Millionen Euro beziffert.

    In welchem Rahmen bewegt sich die komplette Investition für ein drittligataugliches Sachs-Stadion?

    Montag: In etwa bei fünf Millionen Euro. Darin beinhaltet wäre auch eine Modernisierung der Flutlichtanlage inklusive Umrüstung auf LED-Technologie. Nachhaltigkeit ist da ein Aspekt, auch wenn es absurd klingt im Zusammenhang mit Profifußball. Keine Erweiterungen sind bei den Parkkapazitäten nötig. Der Volksfestplatz inklusive Parkharfen bietet Platz für 4000 Autos. Insgesamt ist die Infrastruktur um das Stadion von Uefa und DFB anlässlich der Bewerbung Schweinfurts als Team-Standort bei der WM als sehr gut bewertet worden.  

    Würde es einen größeren VIP-Bereich, möglicherweise Logen geben? Bauliche Maßnahmen an der denkmalgeschützten Haupttribüne scheiden ja aus.

    Wolf: Richtig. VIP-Kontingente sind aus Vereinssicht für die Vermarktung elementar und eine riesige Einnahmequelle. Das bestehende VIP-Zelt müsste aus Platzgründen weichen. Es gibt Überlegungen, den VIP-Eingang zum Marathontor hin zu verlegen und dort einen zweigeschossigen Container-Block zu errichten. 

    Montag: Das sind allerdings Leistungen, die der Verein als alleiniger Profiteur selbst zu erbringen hat. Wir schauen zudem, dass wir gemeinsam zuschauerorientierte Nutzungsgebühren entwickeln.

    Das Sicherheitskonzept für die Dritte Liga würde für den FC 05 deutlich kostenintensiver als in der Regionalliga.
    Das Sicherheitskonzept für die Dritte Liga würde für den FC 05 deutlich kostenintensiver als in der Regionalliga. Foto: Heiko Becker

    Vereinsseitige Investitionen, Nutzungsgebühr und Sicherheitskonzept schlucken einen nicht unerheblichen Teil der TV-Gelder und Zuschauereinnahmen. Ein drittligatauglicher Kader kostet. Ist ein zweiter großer Hauptsponsor neben Markus Wolf in Sicht?  

    Wolf: Aktuell nicht. Da entscheidet sich Vieles erst, wenn die Ligenzugehörigkeit feststeht. Natürlich könnten wir eine Drittliga-Saison nicht ausschließlich mit regionalen Spielern bestreiten, gleichwohl sie weiter den Großteil ausmachen würden. Darüber hinaus würden wir Vieles auf Leihbasis machen müssen. Ich sehe uns als Ausbildungsverein. Fünf ältere Spieler zu holen, die ihre Karriere beim FC 05 beenden wollen, wäre der falsche Weg. Nochmal: Wir kalkulieren mit 1,5 Millionen Euro an Sponsorengeldern. Das Projekt soll so angelegt sein, dass wir die Liga halten können, oder uns sogar etablieren. Das heißt aber nicht, dass mein Anteil gegenüber der aktuellen Saison deutlich steigen wird. Sind es am Ende 1,2 Millionen, müssen wir an anderen Positionen sparen. Ohne ein bisschen Risiko geht es nicht.

    Ein Risiko das nur schwer zu kalkulieren wäre, würde das Bundesland Bayern doch noch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts von letzter Woche umsetzen und Polizeikosten bei Hochrisikospielen den Vereinen in Rechnung stellen wollen. Sechsstellige Summen pro Spieltag stehen im Raum, wenn die Gästefans beispielsweise aus Dresden, Rostock oder Aachen kommen.

    Wolf: Mit diesem Szenario haben wir uns ehrlich gesagt noch nicht beschäftigt. Werden da keine Lösungen gefunden, kannst du die Dritte Liga oder die Regionalligen zusperren. Wie heißt es so schön in Dieter Hallervordens Kriminal-Komödie "Didi, der Doppelgänger"? "Schreiben Sie es auf, ich beschäftige mich später damit."

    Ach, ja... Und was ist eigentlich, wenn es der FC 05 heuer nicht schafft mit dem Aufstieg?

    Wolf: Dann machen wir nächste Saison genauso weiter. Mit Amateurstatus und regionaler Mannschaft ambitioniert oben mitspielen. Wir wollen mit möglichst vielen Akteuren für beide Szenarien Verträge schließen.

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