Für Tennis-Kinder und Jugendliche aus Nordbayern wurde ein eigenes Leistungssport-Förderkonzept entwickelt. Dabei ziehen die Bezirke Mittelfranken, Oberfranken, Unterfranken und Oberpfalz nach einigen Geburtswehen nun an einem Strang. Über Talentsichtungen, regelmäßige Lehrgänge, wöchentliches Fördertraining und Turnierbetreuung sollen künftig mehr leistungsstarke Spieler aus dem Norden des Verbandsgebiets des Bayerischen Tennis-Verbandes (BTV) kommen, ohne regelmäßig den weiten Weg nach München-Oberhaching fahren zu müssen.
Im Bezirk Unterfranken, der über lange Jahre eigene Wege ging, müsse „der Leistungssportgedanke wieder verankert werden“, sagt Christian Höhn. Der Coburger, ein lizenzierter A-Trainer, wird als hauptamtlicher Koordinator Talentförderung Nordbayern vom Verband bezahlt. Derzeit gehören lediglich vier unterfränkische Talente dem BTV-Förderpool an. „Das soll und muss sich ändern“, verdeutlicht BTV-Referent Christoph Poehlmann, der das Förderkonzept mit entwickelt hat.
Bei einer ersten Jüngstensichtung von Höhn in Güntersleben am letzten Samstag wurden 29 interessierte Kinder von ihren Eltern vorgestellt. Einige haben sich für weitere Sichtungen empfohlen. Zur Auftakt-Veranstaltung der neuen Talentförderung am 18. Oktober bei Noris Nürnberg eingeladen wurden 21 Jugendliche aus Unterfranken, die Höhn bereits über Turnierteilnahmen bekannt sind. Besonders wichtig wird es sein, das Vertrauen der Vereinstrainer zu gewinnen, die als Partnertrainer am neuen Fördersystem mitwirken sollen. Höhn war enttäuscht, dass nur wenige Trainer seiner Einladung nach Güntersleben gefolgt waren: „Wir wollen ihnen nichts wegnehmen!“
Bei der Informationsveranstaltung „BTV direkt“ für Unterfranken am Rande des Profi-Tennisturnieres in Hambach (Lkr. Schweinfurt) ging es auch darum, wie Tennisvereine Jugendliche gewinnen können. Ein wichtiges Thema, da nicht wenige Klubs und Abteilungen längst überaltert sind. Nichts gehe ohne einen qualifizierten Trainer, ob nun haupt- oder ehrenamtlich, verdeutlichte BTV-Vizepräsident Heinz Wagner. Er beschrieb die vom Verband entwickelten Konzepte „Zauberlino“ (für Vier- bis Sechsjährige) und „Talentinos“ (Sechs- bis 14-Jährige). Wichtig sei es, den älteren Jugendlichen bereits Aufgaben im Verein zu übertragen.
Einblick in die Diskussion um die Zukunft des Mannschafts- und Turniersports in Bayern gab Vizepräsident Thomas Heil. Nicht nur in Unterfranken, sondern in allen bayerischen Bezirken bis auf München geht die Zahl der gemeldeten Mannschaften leicht zurück. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, gibt es verschiedene Ideen: kleinere Gruppen mit Hin- und Rückrunde zu spielen und das auch nach den Sommerferien; Herren und Damen in gemeinsamen Mannschaften antreten zu lassen; im Doppel wie bei den Profis die No-add-Regel einzuführen (bei Einstand entscheidet dann der nächste Punkt) – und vor allem die Mannschaftsstärke generell von sechs auf vier Spieler zurückzufahren, um den zeitlichen Aufwand für ein Verbandsspiel zu begrenzen.
Die Einführung des Leistungsklassen-Systems in Bayern war unerwartet erfolgreich und hat für eine lebendige Breitensport-Turnierszene gesorgt. Alleine in Unterfranken richteten 47 Vereine im abgelaufenen LK-Wertungsjahr 177 Turniere aus – eine Erweiterung zum Ganzjahres-Wettkampfangebot. Das System müsse aber laufend überarbeitet zu werden, um weiter erfolgreich zu sein, sagte Heil. Diskutiert wird über kürzere Intervalle zur Berechnung der LK's (bisher ein Jahr) und die Wertung von Niederlagen, die bisher unberücksichtigt blieben. Heil warnte auch vor verschobenen Turnier-Spielen: „Wir müssen achtgeben, dass das liberale System nicht entgleist und greifen hart durch.“