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Radsport: Lisa Fischer: Volle Fahrt voraus

Radsport

Lisa Fischer: Volle Fahrt voraus

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    Man kann nicht gerade behaupten, dass Eßleben in seiner Geschichte große Sportler hervorgebracht hat. Aber das könnte sich schnell ändern.

    Im lauschigen Schleifweg treffen wir die 17-jährige Radrennfahrerin Lisa Fischer. Blond, nett, aufgeschlossen. Fast zu hübsch für eine Leistungssportlerin. Und vor allem: verdammt erfolgreich. 2008 sammelte sie ihre ersten DM-Siege ein: im Einzel-Zeitfahren (Straße) und auf der 2000-Meter-Bahn. 2009 wurde es noch toller. Drei deutsche Meisterschaften: im Einzelzeitfahren, im Punktefahren und wieder bei der 2000-Meter-Verfolgung auf der Bahn.

    Letztes Jahr war Fischer die erfolgreichste Juniorin bei deutschen Titelkämpfen. Sie gewann bei jeder Meisterschaft eine Medaille – eine goldene beim Punktefahren, drei silberne bei der Straßenmeisterschaft, der Einerverfolgung und der Bergmeisterschaft sowie eine bronzene im Einzelzeitfahren. Bei der Straßen-WM der Junioren in Offida (Italien) wurde sie auf Anhieb 13. Ziemlich ausgepowert fuhr sie weiter zur Bahn-WM nach Montichiari. Und raste im Punktefahren über 40 Runden wie auch im Mannschaftszeitfahren jeweils auf Platz vier. „Erst war ich glücklich, dann ein bisschen verärgert, weil es so knapp an der Medaille vorbei war.“

    Das soll sich dieses Jahr ändern. Sowohl bei der Bahn-WM in Polen als auch bei der Straßen-WM in Dänemark soll bitteschön Edelmetall herausspringen. Da die Veranstaltungen diesmal einige Wochen auseinanderliegen, „habe ich auch bessere Bedingungen“, ist sich Fischer sicher.

    „Eine Profi-Laufbahn ist Ziel und Traum zugleich.“

    Lisa Fischer über ihre Ambitionen

    Dabei hat sie die doch schon von Kindesbeinen an. Denn Lisa Fischer stammt aus einer echten Radsport-Familie. Opa Joachim Bäßler, 1957 aus Sachsen ins Fränkische gekommen, war ein erfolgreicher Fahrer und Trainer, auch Onkel Jean Bäßler hatte es drauf als Mitglied im Juniorennationalteam. So versuchte sich im Alter von acht auch Klein-Lisa, angespornt durch erste Erfolge ihres Bruders Felix – und fiel ein Jahr lang in jedem Rennen vom Drahtesel. Ihre Eltern waren bestürzt, aber Lisa eben nur gestürzt. Sie fuhr weiter.

    Seit 2007 ist sie nun im Internat am Erfurter Pierre-de-Coubertin-Gymnasium, einer Eliteschule, das sich darauf spezialisiert hat, jungen Nachwuchssportlern Schulausbildung und Sport-Karriere zu ermöglichen. In zwei Jahren will sie dort ihr Sport-Abitur bauen. Und parallel dazu langsam in den professionellen Radsport-Zirkus hineinwachsen. Denn 2012 steht der Wechsel in die U 23 an. „Heuer stehe ich unter Beobachtung“, weiß sie. Erste Profi-Teams sind schon auf sie aufmerksam geworden, lose Kontakte bestehen, fix ist nix. „Eine Profi-Laufbahn ist Ziel und Traum zugleich“, sagt sie. Ein Team ausgerechnet in Thüringen zu finden, dürfte aber schwer werden.

    Dabei bringt Fischer alles mit, genetisch sowieso. Andreas Wartenberg, BDR-Stützpunkttrainer in Erfurt, hält sie für ehrgeizig, selbstständig und lernwillig, lobt ihre Teamfähigkeit. Und ihr Allroundtalent. Bahn oder Straße – Fischer kann alles. Wobei sie sich auf Asphalt doch wohler fühlt. „Da gibt's mehr Konkurrenz, da muss man sich mehr quälen, das macht mehr Spaß.“ Ganz oben auf ihrer Beliebtheitsskala: Steigungen. Am besten mit Kurven. Man gönnt sich ja sonst nichts. Apropos gönnen: Ein normales Leben als Teenager kann sich Fischer abschminken. Gemeinsame Urlaube mit Familie und den vier Geschwistern sind passé. Dafür heißt es, jede Woche zwölf bis 15 Stunden Training runterzureißen. Pro Jahr kommen 16- bis 17 000 Übungs- und Wettkampfkilometer zusammen. Zwischendurch wird im Schnellverfahren binnen zehn Tagen der Führerschein gemacht, besser gesagt durchgepeitscht. Üppige Preisgelder? Fehlanzeige. Sponsoren? In Zeiten des bösen D-Worts abgesprungen. Immerhin hat sie mit Markus Wolf, Vorsitzender und Sponsor des FC 05, einen großzügigen Gönner gefunden.

    Von Verletzungen ist Fischer bisher verschont geblieben. Einmal allerdings, 2009 bei der TMP-Tour in Thüringen, gab es einen heftigen Sturz, mit dem Rettungshubschrauber wurde sie abtransportiert. Lisas Mutter Birgit bekam einen gehörigen Schreck: „Im Gesicht war sie ganz blau. Der Notarzt hatte schon die schlimmsten Vermutungen.“ Doch die Eßlebener Pedal-Prinzessin erholte sich schnell und setzte ihre kontinuierliche Entwicklung fort.

    Aufgrund ihrer hervorragenden Ergebnisse wurde sie im letzten Jahr an ihrem Gymnasium, einer von 40 bundesweiten Eliteschulen, zur Sportlerin des Jahres gewählt. Belohnung: ein Ausflug zur Ski-WM nach Garmisch-Partenkirchen. Mit im Paket übrigens die Einladung zu diversen Workshops, zum Beispiel, wie man als angehender Profisportler mit der Presse umgeht. Aber Nachhilfe hat sie in dieser Disziplin nun wirklich nicht nötig.

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