Was für eine Macht-Demonstration: Im Spitzenspiel der Fußball-Regionalliga Bayern setzt sich der FC Schweinfurt 05 mit 2:1 (2:0) beim schärfsten Verfolger FC Bayern München II durch und distanziert diesen auf nun vier Punkte. "Das war körperliche Präsenz, das war Reife", sagte 05-Trainer Victor Kleinhenz zu einem in allen Mannschaftsteilen und Spielphasen erwachsenen Auftritt, an dessen Ende auch ein deutlicherer Erfolg hätte stehen können. "Das haben die Jungs gut gemacht."
Zwei Szenen standen für die Schweinfurter Energieleistung an diesem vorfrühlingshaften Sonnentag im Stadion an der Grünwalder Straße. Der 30-Meter-Außenrist-Pass von Kapitän Kristian Böhnlein (für den erkrankten Devin Angleberger in die Startelf gerutscht) in der ersten Halbzeit für den technisch hohen Grad, den das 05-Spiel unter Kleinhenz ("auch dank der Vorbereitung auf überragenden Rasenplätzen bei uns") erreicht hat. Der 30-Meter-Sprint von Außenverteidiger Nils Piwernetz in der Schlussminute, als er nach einem Meißner-Bock den enteilten Samuel Unsöld tatsächlich noch abgrätschte, für den Willen einer Spitzenmannschaft, die sich auch für Drecksarbeit nicht zu schade ist.

Eigenschaften, die für charakterliches Wachstum stehen. Aber auch dafür, dass die Meisterschaftsentscheidung in dieser Liga nur über den FC 05 laufen wird. "Nach der 2:0-Führung hat Schweinfurt eine große Selbstverständlichkeit entwickelt", applaudierte FCB-Coach Holger Seitz. "Eine Selbstverständlichkeit, für die dieser Sieg mit Blick auf die anstehenden Aufgaben sehr wichtig war", ergänzte Kleinhenz.
Erfüllt haben die Teams beider Trainer die Erwartungen an dieses Gipfeltreffen auf Giesings Höhen. Die Münchner brachten vor der Pause nur deswegen nicht mehr zu Stande als zwei von 05-Keeper Lukas Schneller entschärfte Top-Chancen durch Guido Della Rovere (10.) und Tarek Buchmann (37.), weil die Schweinfurter Abwehr nahezu fehlerfrei funktionierte. "Wir haben uns entschieden, Mann gegen Mann übers ganze Feld zu verteidigen", so Kleinhenz. Das zwang die Bayern zu langen Bällen.
Michael Dellinger trifft und muss raus
Weil die Null lange stand, gerieten die Treffer von Michael Dellinger (16., Kopfball) und Joshua Endres (44., Abstauber) zur Vorentscheidung. Mit einem Nebenton: Dellinger musste nach 36 Minuten raus – Adduktorenprobleme. Kleinhenz: "Er hat beim Aufwärmen was gespürt. Ich hab gesagt: Du gehst erst raus, wenn du ein Tor gemacht hast." Sieger-Späße halt. Ums Haar hätte Sebastian Müller den Deckel direkt vor der Pause drauf gemacht – scheiterte jedoch am Münchner Schlussmann Benjamin Ballis. Weswegen es unnötig eng wurde, als nach einem Endres-Handspiel Emirhan Demircan den Elfer zum 1:2 verwandelte (77.). Auch mit dieser Situation ging der FC 05 unaufgeregt um.

Womöglich auch Resultat der professionellen Vorbereitung. Am Freitag schon ging's ins kurz vor München gelegene Unterschleißheim. "Schön, dass der Verein das möglich gemacht hat", dankte Kapitän Böhnlein. "Wir haben am Samstag ausgiebig gefrühstückt, einen Spaziergang mit guten Gesprächen." Kleinhenz öffnete das Nähkästchen etwas mehr: "Am Freitagabend gab es einige Schafkopfrunden. Im Trainerstab mit Weißbier, bei den Spielern ohne. Egal wie: Jede Minute, die miteinander verbringen, ist extrem wertvoll."
Lukas Schneller wohl zurück nach München
Mutmaßlich nur noch bis Saisonende ein Teil dieses eingeschworenen Haufens könnte der von den Bayern ausgeliehene Torhüter Lukas Schneller sein. "Fakt ist, dass ich nach jetzigem Stand im Sommer nach München zurückkehren werde", äußerte sich der 23-Jährige unlängst auf der FCB-Homepage. "Er hat die Gewinner-Mentalität von klein auf, davon profitieren wir", sagt Kleinhenz. Aber auch: "Es liegt in der Natur einer Leihe, dass wir mit ihm Punkte holen, aber ihn auch auf seinem Weg begleiten." Seitz hätte offenbar wenig gegen eine Rückkehr Schnellers: "Er ist ein maximal geiler Typ, der in jeder Faser seines Körpers Fußball liebt."
Ob ein Drittliga-Aufstieg einen Verbleib Schnellers begünstigen könnte, ist aktuell nicht mehr als Spekulation. Ein bisschen intensiver werden die Nullfünfer jetzt aber schon nach drittligatauglichem Personal schauen dürfen. Die nächste Aufgabe führt sie am kommenden Samstag (14 Uhr) nach Fürth, das Rückspiel gegen die Bayern ist auf Gründonnerstag terminiert.
Fußball: Regionalliga Bayern, Männer
FC Bayern München II – FC Schweinfurt 05 1:2 (0:2)
München: Ballis – Brückner, Buchmann (46. Scholl), Breitkreuz, Dell'Erba – Rüger, Becker (67. Chavez) – Licina (67. Unsöld), Della Rovere, Jensen (46. Demircan, 86. Wagner) – Kusi-Asare.
Schweinfurt: Schneller – Langhans, Zeller, Meißner, Piwernetz – Fery, Böhnlein – Müller, Endres (86. Bozesan), Thomann – Dellinger (36. Tranziska).
Schiedsrichter: Lothar Ostheimer (Sulzberg). Zuschauende: 1800. Tore: 0:1 Michael Dellinger (16.), 0:2 Joshua Endres (44.), 1:2 Emirhan Demircan (77., Handelfmeter).