Ziemlich viel Chaos um einen kleinen Klub. 2020: juristische Winkelzüge um den Aufstieg in die 3. Liga und die Teilnahme am DFB-Pokal sowie die Überlegung, Heimspiele in Nordrhein-Westfalen auszutragen. 2022: eine Insolvenz und der Rückzug aus der 3. Liga mitten in der Saison. 2023: eine Beinahe-Insolvenz. 2024: ein Spieler-Casting gegen Gebühr. Und jetzt: der erste Nichtantritt eines bayerischen Regionalligisten zu einem Heimspiel. All das ist Türkgücü München. Fast immer geht es dabei um fehlendes Geld – und darum, mehr darstellen zu wollen als man hat und ist.
Ums es vorwegzunehmen: Leidtun können einem die ehrenamtlich Helfenden des Vereins, die sich daran beteiligen, den Scherbenhaufen, den der großmannssüchtige Investor Hasan Kivran und seine Entourage vor und während der Drittliga-Episode hinterlassen haben, zusammenzukehren; ebenso Trainer Alper Kayabunar, der im Gespräch mit 05-Kollege Victor Kleinhenz sein Bedauern ausgedrückt hat; und nicht zuletzt die Mannschaft.

Aber: Betroffen von der kurzfristigen Absage sind auch der FC Schweinfurt 05, dessen Rhythmus gestört wird, sowie die vier Verfolger-Teams, die durch die mutmaßliche Spielwertung um die Chance eines sportlichen Ausrutschers des Spitzenreiters gebracht werden.
Hanebüchene Notlösungen
Die Fahrlässigkeit, mit der es die Türkgücü-Verantwortlichen jetzt auf einen Eklat ankommen lassen haben, und die Rücksichtslosigkeit, mit der sie einseitig die Kommunikation beendet haben, passen ins das Bild, das der Verein seit Jahren abgibt. Woran DFB und BFV eine Mitschuld tragen. In der Stadionfrage wurden Saison für Saison hanebüchene Notlösungen bis hin zum Münchner Olympiastadion ebenso vertrauensvoll durchgewunken wie nach dem Rückzug aus der 3. Liga abenteuerliche Lizenzierungsunterlagen für einen Neustart in der Regionalliga.
Wo Türkgücü München gerade wieder einmal beweist, dass diese Spielklasse für den Klub zumindest infrastrukturell vor allem eines ist: eine Nummer zu groß. Die Ausnahmegenehmigungen müssen ein Ende haben.