Mit großen Schritten stapft der FC Schweinfurt 05 in Richtung Meisterschaft. Jetzt durfte der Tabellenführer der Fußball-Regionalliga Bayern auch noch die drei Punkte aus dem ausgefallenen Türkgücü-Spiel einsacken. Vor dem Heimspiel am Samstag (14 Uhr, Sachs-Stadion) geben sich die Nullfünfer selbstbewusst: "Wir brauchen keine Workshops mehr", spielt Trainer Victor Kleinhenz auf die Aufarbeitung des 0:2 gegen Augsburg an. "Ich habe seitdem selten ausgelassen, der Mannschaft zu sagen, dass wir dieses Jahr in die Dritte Liga aufsteigen. Wir sind gewillt, diese sensationelle Saison zu krönen."
Wer in diesen Tagen mit Kapitän Kristian Böhnlein spricht, tut sich schwer, Regionalliga-Themen zu finden. Der 5:2-Sieg in Burghausen hat den Schweinfurtern die Angst vor einer Ergebniskrise genommen. Zumal die Konkurrenz zuverlässig patzt. Der Kronacher, der im Mai 35 wird und mit dem TSV 1860 München in zwölf Einsätzen Drittliga-Luft geschnuppert hat, will zurück in den Profifußball. Mit dem FC 05 Kulissen mit 10.000 Fans erleben. "Ich habe in einigen Stadien noch nicht gespielt, zum Beispiel in Aachen. Es gibt noch Träume."

Wie damals vor gut 20 Jahren. Da war er als Bub auch mal in Aue: Als Fan der Löwen. "Wir sind eine fußballverrückte Sechzig-Familie", erinnert er sich an den Ausflug. Nächste Saison, so der FC 05 denn aufstiege, gerate jedoch kein Böhnlein in Gewissenskonflikte, wenn es womöglich gegen München geht: "Wir sind ruhiger geworden." Kristian Böhnlein wollte als junger Kerl höher hinaus: Die U17 und U19 verbrachte er im NLZ des Hamburger SV. Um zu erkennen, dass es in die beiden deutschen Top-Ligen nicht reichen würde: "Da finden sich die Besten. Eine andere Welt. Für mich ist Dritte Liga das Höchste der Gefühle."
Noch hat er daheim jedoch "nur" einen Regionalliga-Vertrag herumliegen. "Aber es schaut gut aus", rechnet er mit einer Weiterverpflichtung eine Etage höher. "Böhni" will noch drei, vier Jahre spielen. "Wenn der Körper mitmacht." Zuletzt ernsthaft verletzt war er in der Jugend – Bänderriss. "Noch nie was mit der Muskulatur." Obwohl von einem Sechser physische Qualitäten gefordert sind. Wenn er als Zehner ran darf, "macht das mehr Spaß. So schlecht sind meine technischen Fähigkeiten ja nicht. Und ich muss weniger Anderen hinterher rennen."
Familien-Freikarten ab 12 Uhr – und eine Hüpfburg
Dass er allerweil nicht mehr regelmäßig in der Startelf steht, kann Böhnlein verschmerzen: "Ich fühle mich immer noch gut. Die Mannschaft und der Trainer wissen, was sie an mir haben. Und ich weiß, was ich an ihnen habe." Der Oberfranke, der im fünften Jahr in Schweinfurt spielt, gilt als Führungspersönlichkeit. Als einer, auf dessen Stimme man hört. "Auch wenn ich nur noch Nummer 16 oder 17 sein sollte, werde ich nicht leise sein. Das wird auch keiner von mir verlangen."

Dass die Partie gegen Ansbach von einer Familien-Aktion begleitet wird, passt zu Böhnlein. "Ich bin ein sehr großer Familienmensch. Meine Frau und mein Kind stehen auf Platz eins" – kurze Denkpause: "mit Fußball zusammen". Fallen Heimspiele auf Nachmittage, sind seine aus Straubing stammende Verlobte Alexandra und die dreijährige Malina, die mal eine Ballerina werden möchte, oft im Sachs-Stadion.
Der FC 05 hofft auf zahlreiche Familien am Samstag, wenn bereits um 12 Uhr das Tor öffnet und bis eine Stunde vor Anpfiff Kinder bis 14 Jahren und ein begleitender Erwachsener an der Tageskasse freien Eintritt erhalten. Auf dem Stadionvorplatz ist eine Hüpfburg aufgebaut. "Wir rechnen mit 2500 Leuten", sagt Trainer Kleinhenz. "Wer jetzt nicht den Weg ins Stadion findet, hat nicht erkannt, welche historische Möglichkeit sich für die Sportstadt Schweinfurt besteht."
Müller und Zeller angeschlagen, Tranziska wieder fit
Der gelernte Bankkaufmann Böhnlein, der als Co-Trainer zusammen mit Marcel Kühlinger die Schweinfurter U19 trainiert und bei Hauptsponsor Marus Wolf im Büro arbeitet, kann es sich vorstellen, ganz aus dem Oberfränkischen ins Unterfränkische umzusiedeln. "Wir sind keine an einen Ort gebundenen Menschen. Schweinfurt ist schöner als viele sagen. Die Menschen um einen müssen passen. In den Osten wird es mich wohl nicht verschlagen."
Ansbach hat in seinen bisherigen fünf Partien seit Wiederbeginn nicht verloren, lebt von Disziplin und seinen Stürmern Michael Sperr (zehn Tore) und Patrick Kroiß (drei). "Wir müssen in den Umschaltmomenten aufpassen und eine ähnliche Zielstrebigkeit zum Tor entwickeln wie in Burghausen", sagt Kleinhenz. Dem weiterhin Julian Kudala und Elias Wehner fehlen. Sebastian Müller und Lukas Zeller sind leicht angeschlagen. Jakob Tranziska ist wieder fit, Kevin Frisorger wieder im Mannschaftstraining.
Am Samstag empfiehlt es sich, zeitig oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Weil auf dem Volksfestplatz die Messe "Auto, Freizeit, Sport" stattfindet. Zusätzliche Flächen gibt es am John-F.-Kennedyring und in der Niederwerrner Straße – freilich auch für Messe-Gäste.