Vicky Eichelmann ist Fußball-Abteilungsleiterin beim A-Klassisten TSV Werneck. Die gebürtige Griechin lebt schon seit 35 Jahren in Deutschland, davon seit 23 in der Marktgemeinde. Die Fachberaterin für Fußanatomie führt drei Schuhgeschäfte. Seit die 52-jährige zu Saison-Beginn Manfred Fleischmann (zuvor Stettfeld), Wernecker Meistertrainer 1998, überredete, wieder beim TSV einzusteigen, hat die junge Mannschaft eine Sprung nach vorne getan. Zum Spitzenspiel gegen den SC Obereisenheim/Sonntag, 15 Uhr) werden über 100 Fans erwartet.
Frage: Frau Eichelmann, eine Fußball-Abteilungsleiterin, das ist ja etwas ganz ungewöhnliches?
Vicky Eichelmann: Für mich ist das inzwischen selbstverständlich. Klar musste ich erst in dieses Amt rein wachsen. Aber ich habe mich nicht gescheut, gleich überall die richtigen Leute anzurufen und mir Tipps geben zu lassen. Ich mache immer alles gleich und wenn dann richtig, so bin ich eben.
Wie sind Sie an diesen Job gekommen?
Eichelmann: Nachdem in der Saison 2000/2001 die Mannschaft wegen Spielermangels abgemeldet werden musste, gab es weder einen Trainer, noch eine Abteilungsleitung. Einer musste es ja machen, damit es weiter geht. Dafür wollte ich sorgen, nicht zuletzt wegen meines Sohnes Thomas. Der wollte nur in Werneck weiter Fußball spielen.
Woher kommt Ihre Fußball-Liebe her?
Eichelmann: Mein Mann, ein waschechter Wernecker, hat Fußball gespielt, da war ich schon auf dem Platz dabei, als wir noch gar nicht verheiratet waren. Und durch meine Kinder. Thomas spielt seit der F-Jugend beim TSV und meine Tochter Babsi ist beim Korbball aktiv. Sie sollten mich mal auf dem Platz erleben, da gehe ich mehr mit als andere.
Sind Sie eine strenge Abteilungsleiterin?
Eichelmann: Ja, schon. Ich hole die Jungs ohne Auto gerne ab und fahre sie zum Training und wieder heim. Aber wenn ich sage, um halb sieben ist Treffpunkt, dann erwarte ich auch, dass sie da sind. Oder wenn einer unentschuldigt bei der Mannschaftssitzung fehlt, da gibt es auch Strafen. Andererseits: Wenn Blau-Weiß auf den Platz geht, schlägt mein Herz höher. Und wenn sie siegen, bin ich stolz und rufe: "Ich liebe Euch", und dann strahlen sie.
Wie sind sie denn die Jungs vor dem Spiel gegen Obereisenheim drauf?
Eichelmann: Ich habe Hoffnung, dass wir zumindest ein Unentschieden erreichen. Sie sind konditionell in einem hervorragenden Zustand. Das ist vor allem der Verdienst von Trainer Manfred Fleischmann.
Wenn man sich die Namen des Kaders so durchliest, das klingt nach einem bunten Völkergemisch.
Eichelmann: Wir haben Ukrainer, Iraker, einen Libanesen, Algerier, Afghanen und Serben. Aber so viele Ausländer sind das gar nicht. Wir haben mehr Deutsche als Ausländer.
Als Saisonziel haben Sie selbstbewusst einen Platz unter den ersten fünf angegeben. Das war mutig, nachdem Sie letztes Jahr nur Drittletzter waren.
Eichelmann: Na klar, mindestens. Mein Mann hat sogar gesagt: "Wir werden Meister." Aber ich bin da vorsichtiger, vorn dabei sein reicht.
Wo sehen Sie denn den Wernecker Fußball in sagen wir fünf Jahren?
Eichelmann: Dann werden wir eine starke Mannschaft haben - in einer anderen Klasse. Welche, sage ich nicht, aber nicht mehr die A-Klasse.