Was für ein Dämpfer für den der Fußball-Regionalliga Bayern so erfolgreichen FC 05 Schweinfurt: Im Toto-Pokal-Viertelfinale auf Landesebene kassierte der souveräne Tabellenführer nach einer alles andere als souveränen Vorstellung eine 1:3-(1:0)-Niederlage bei Liga-Konkurrent Eintracht Bamberg. Damit verpasste die Mannschaft von Trainer Victor Kleinhenz nicht nur den Sieger-Scheck über 1500 Euro und den Einzug ins Halbfinale, sondern auch die Chance auf ein mögliches lukratives Heimspiel gegen 1860 München, Unterhaching oder Ingolstadt – und auf den Einzug in die DFB-Pokal-Hauptrunde. Kurzum: viel Geld.
"Eine große Enttäuschung", fühlte Kleinhenz in sich. "Unser Ausscheiden hat auch etwas mit fehlender Cleverness zu tun. Da waren Szenen dabei, die wir besprechen müssen. Das darf uns in der Liga nicht passieren." Dort stehen nun die Unterfranken-Derbys am kommenden Freitag gegen Viktoria Aschaffenburg und eine Woche später, am 18. Oktober, bei den Würzburger Kickers an. Von den mitgereisten 300 Schweinfurter Fans gab's nach Spielschluss am Zaun für diese Aufgaben eine tüchtige Portion Aufmunterung.

"Für diese treuen Fans tut es mir besonders leid", so Kleinhenz. "Zweimal haben wir sie jetzt hier in Bamberg enttäuscht." Denn wie schon bei der 1:2-Punktspiel-Niederlage an gleicher Stelle am 10. August, sahen sie einen unkonzentrierten Auftritt der Nullfünfer, die zwar spielerisch überlegen waren und sich Chancen über Chancen erarbeiteten – aber mit diesen fahrlässig umgingen. "Vor zwei Monaten wussten wir schon nicht, wie uns geschehen war. Aber dieses Spektakel heute setzt dem noch die Krone auf." Mit Spektakel meinte Kleinhenz freilich mehr das Tohuwabohu vor den Toren, weniger ein Fußball-Fest.
Schweinfurter Chancenwucher vor der Pause
Gut und gerne 3:0 hätte der FC 05 zur Pause führen müssen. Doch lediglich Devin Angleberger traf mit einem platzierten Flachschuss aus 16 Metern ins linke Eck zum 0:1 (17.). Die Vorentscheidung am knappsten verpasste Sebastian Müller, der einen sauberen Flankenball von Lauris Bausenwein zwar mustergültig drückte, doch an den rechten Pfosten (36.).
Die Bamberger suchten ihren Weg zuvorderst über eine engmaschige Defensive. Aus der sie erst nach dem Seitenwechsel einige wenige ihrer gefürchteten, mitunter unorthodox vorgetragenen Konter setzten. Und damit tatsächlich effektiver waren. "Es gewinnt eben nicht die Mannschaft mit den meisten Torchancen, sondern mit dem meisten Toren", philosophierte Eintracht-Coach Jan Gernlein, früher selbst mal Trainer in Schweinfurt. "Heute machte wieder die Leidenschaft den Unterschied."
Jan Gernlein mit glücklichem Händchen
Wenn man zweimal binnen zwei Monaten auf die gleiche Art und Weise gewinnt, kann das kaum Zufall sein. Gernleins gewinnbringender Schachzug war ein Dreifach-Wechsel nach einer Stunde. Einer der Neuen, Lukasz Janjowiak, traf erst nach einem Eckball zum Ausgleich (65.) und wurde beim nächsten Vorstoß von 05-Innenverteidiger Luca Trslic gelegt, Elfmeter. Der ebenfalls kurz zuvor eingewechselte Radzivon Hushcha verwandelte zum 2:1 (70.).
Und damit nicht genug: Als gleich drei Schweinfurter nicht an eine Hereingabe von links ran kamen, drosch der frühere FC-05-Jugendspieler Sebastian Valdez den Ball unter die Latte (77.) – 3:1 und damit das Spiel binnen zwölf Minuten komplett gedreht. Das Momentum lag nun auf Seite der Bamberger, die sich selbst für jeden Ballgewinn feierten und die spürbar angeschlagenen Schweinfurter schier zum Verzweifeln brachten. Zum Verzweifeln war es auch, als Fabio Bozesan sich zwar entschlossen in Sebastian Müllers Hereingabe warf, aus drei (!) Metern der Ball jedoch deutlich über das Tor schoss (88.).
Dieses dritte Tor wurmte Kleinhenz gehörig. Beim Stand von 2:1 und noch 20 Minuten Spielzeit dürfe man nicht so vogelwild nach vorne rennen. "Auch darüber werden wir zu reden haben. Da müssen wir länger die Contenance bewahren." Spätestens danach war klar, dass das nicht doch noch der Tag der Schweinfurter werden würde.
Fußball: Toto-Pokal auf Verbandsebene, Viertelfinale, Männer
FC Eintracht Bamberg – FC 05 Schweinfurt 3:1 (0:1)
Bamberg: Dellermann – Valdez, Hartwig, Kettler, Schmitt, Linz (79. Pfahlmann) – Auer (90.+2 Kaiser), Reischmann – Schneider (60. Leistner), Schönwiesner (60. Hushcha) – Strasser (60. Jankowiak).
Schweinfurt: Schneller – Bausenwein (70. Hofmann), Frisorger, Trslic (78. Bozesan), Piwernetz (65. Doktorczyk) – Fery, Angleberger (70. Böhnlein) – Müller, Endres, Thomann – Dellinger.
Schiedsrichter: Lothar Ostheimer (Sulzberg). Zuschauende: 770. Tore: 0:1 Devin Angleberger (18.), 1:1 Lukasz Jankowiak (65.),2:1 Radzivon Hushcha (70., Foulelfmeter), 3:1 Sebastian Valdez (77.).