Kämpfen mit Leidenschaft, siegen mit Stolz. Das steht auf dem ziemlich stark tätowierten Arm von Martin Thomann. Für den Flügelstürmer des Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt ist das ein mit Tinte unter die Haut gebrachtes Lebensmotto – und sein Anspruch an sich auf dem Platz. Der 30-Jährige schaut dabei nicht nur auf das dritte Saisonspiel am Freitag, 2. August (19 Uhr, Sachs-Stadion) gegen den TSV Buchbach: "Zielstrebigkeit heißt für mich, dass wenn man etwas wirklich will, man es auch erreichen kann." Konkret: "Ich will ich noch einmal Dritte Liga spielen."
Das hat Thomann in der Saison 2022/23 für die SpVgg Bayreuth. Parallelen zwischen beiden Klubs scheut er, da die Oberfranken als Profimannschaft aufgestiegen waren. "Das waren ganz andere Charaktere. Die Mannschaft hier ist menschlich wirklich top. In Bayreuth hatten wir viele schwierige Charaktere, von denen einige gedacht haben, dass sie Erste Liga spielen können." Die Trainingsbedingungen beim FC 05 hätten ein ganz anderes Niveau. "Das war in Bayreuth für Dritte Liga bodenlos."

Ergibt das, 1 und 1 simpel aufaddiert, eine Schweinfurter Aufstiegsmöglichkeit? "Es ist hier möglich. Wir wissen, was wir können. Aber müssen es über die Saison hinweg auf den Platz bringen. Wenn es gelingt, sind wir schwer zu schlagen." In Aubstadt, wo Thomann insgesamt sechs Jahre gespielt hat, habe er letzte Saison erfahren müssen, wie es läuft, wenn man sich eine Schwächephase leistet.
Die beiden Auftakt-Siege sind für den selbstständigen Anlageberater "nicht mehr als eine schöne Momentaufnahme. Wir müssen auf dem Boden bleiben. Aber: Wenn wir als Mannschaft mit Herzen dabei sind..." Auch dazu liefert sein Tattoo-Arm eine Weisheit. Heart is what separates the good from the great – oder wie es Thomann frei interpretiert: "Menschen, die etwas mit dem Herzen machen, gelingt es besser als Solchen, die es nur für Geld machen."
Vegetarisches Thai-Curry für den Körper, Schnitzel für den Geist
Wenn Martin Thomann mal etwas nicht so gut hinbekommt, ist seine Frau Selina, die er vor gut einem Jahr geheiratet hat, erste Anlaufstation: "Ich nehme viel Fußball mit nach Hause, so viel, dass sie mal gern ein anderes Thema hätte. Früher hatte sie nicht viel Ahnung, jetzt kennt sie sich schon sehr gut aus."
Kinder haben die beiden nicht. "Est einmal soll sie ihr Medizinstudium endgültig abschließen. Dann habe ich eine Ärztin daheim, die kann mich gut behandeln." Zwischen den tätowierten Geburtsdaten der Eltern, den Symbolen für Schwester und Bruder sowie all den Texten hat Thomann Sterne "malen" lassen. Das Innere ist nicht ausgemalt. Da sollen die Anfangsbuchstaben der Kindernamen rein. Es sind viele Sterne.
"Ich mache viele Läufe, die der Zuschauer nicht gleich erkennt."
Martin Thomann über seine neue Rolle beim FC 05 Schweinfurt
Noch bestimmt der Fußball Thomanns Alltag. "Ich nutze freie Tage zum bewussten Regenerieren oder Zusatztraining. Wir ernähren uns bewusst, kochen vegetarisch, weil Selina Vegetarierin ist." Lieblingsgericht? Thai-Curry mit Gemüse. Paprika, Zucchini, Lauch, das Ganze mit Reis. "Schmeckt überragend. Heißt aber nicht, dass ich mir nicht mal Pizza oder Schnitzel gönne. Ich fühle mich mit meinen Körper wohler, wenn ich auch den Geist befriedige." Getrunken wird im Hause Thomann fast nur Wasser, oder mal ein Smoothie. "Da bin ich sehr professionell unterwegs."
Dass das früher, als der wuchtige Angreifer extrem in Muskelmasse investiert hatte, grundlegend anders gewesen sei, lässt er nur bedingt gelten: Die Muskelverletzung, die seinem exzessiven Gewichttraining zugeordnet wurde, habe jeden treffen können. "Mein Fehler war, dass ich gedacht habe, ich bräuchte Spielersatztraining. Ich war halt jung und wollte alles herausholen, was geht." Heute wirkt Thomann gereift, legt Wert auf Disziplin.
Tom Feulner fällt nach einem Bänderriss im Knöchel aus
Auf dem Feld wünscht der Rückkehrer sich "mehr Ruhe im Passspiel". Dass er nicht mehr so dynamisch und wichtig wirke, nicht mehr zu so vielen Torabschlüssen käme, läge an seiner primären Aufgabe, Räume aufzureißen. "Ich mache viele Läufe, die der Zuschauer nicht gleich erkennt. Wir bringen eher Sebastian Müller in die Positionen." Der schießt aktuell die meisten Tore.

Mit Buchbach erwartet Trainer Victor Kleinhenz einen Gegner mit anderer Vorgehensweise als zuletzt Aubstadt und Hankofen. Die Oberbayern laufen, das haben die Partien gegen Bayreuth (0:2) und Bamberg (2:1) gezeigt, extrem hoch an. Der FC 05 möchte mit "Ballbesitz und guter Risikoabwägung" antworten. Fehlen wird neben Linksverteidiger Max Wolf (Adduktoren) Defensiv-Allrounder Tom Feulner. Er hat sich in Hankofen einen Bänderriss im Knöchel zugezogen. Ebenfalls nicht dabei: Julius Landeck. Der Rechtsverteidiger bat aus sportlichen und beruflichen Gründen um eine Vertragsauflösung.
Die Schweinfurter rechnen nach ihren zwei Auftaktsiegen mit 1200 Fans, darunter viele Dittelbrunner Mitbürger von Martin Thomann. Er ist diesmal "Spieltagsgesicht" der 05er Freikarten-Kampagne. Zwei pro Person können im SG-Sportheim gegen Vorlage des Persos abgeholt werden.