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Steilpass: Vier Aufstiege in zehn Jahren mit dem TSV Aidhausen: Warum Wolfgang Hau nie ein Denkmal für seine Erfolge haben wollte

Steilpass

Vier Aufstiege in zehn Jahren mit dem TSV Aidhausen: Warum Wolfgang Hau nie ein Denkmal für seine Erfolge haben wollte

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    Seit September trainiert Wolfgang Hau den Fußball-Bezirksligisten TSV Bergrheinfeld. Seine größten Erfolge feierte er mit seinem Heimatklub TSV Aidhausen, den er bis in die Landesliga führte.
    Seit September trainiert Wolfgang Hau den Fußball-Bezirksligisten TSV Bergrheinfeld. Seine größten Erfolge feierte er mit seinem Heimatklub TSV Aidhausen, den er bis in die Landesliga führte. Foto: Ralf Naumann

    Wolfgang Hau ist ein Fußballtrainer vom alten Schlag. Nach über 30 Jahren als Übungsleiter von der B-Klasse bis zur Bayernliga verfügt er über reichlich Erfahrung. Davon profitiert nun der TSV Bergrheinfeld. Der 62-Jährige, der aus Aidhausen kommt, kümmert sich um zwei Mannschaften gleichzeitig. Als ob das nicht genug wäre, veranstaltet er noch Fußballcamps für Kinder. Im Interview spricht Hau über seine Erlebnisse, die für ihn Hobby und Beruf in einem sind.

    Frage: Wer hat Sie angespielt?

    Wolfgang Hau: Benjamin Freund hat sich während seines Studiums bei uns in der 1. Fußballschule Schweinfurt beworben, ob er als Trainer mitarbeiten könnte. Wie er bei den Lehrgängen mit den Kindern umgegangen ist, wie er ihnen die Inhalte vermittelt und Wert auf Disziplin gelegt hat, das hat er sehr gut gemacht. Sein Erfolg mit der zweiten Mannschaft der FT Schweinfurt bestätigt seine Fähigkeiten. Im ersten Bezirksliga-Spiel nach der Winterpause treffen wir im Abstiegskampf aufeinander.

    Wie war Ihr Laufweg?

    Hau: Als Spieler hatte ich nur zwei Vereine, den TSV Aidhausen und den FC Schweinfurt 05, für den ich vier Jahre in der zweiten Mannschaft aktiv war. Dass ich Trainer werde, hatte ich nie geplant. Peter Hofmann, der wie ich aus Aidhausen kommt und damals beim FC 05 im Tor stand, hat mich dazu ermutigt. Er meinte, ich könne das. So kam es, dass ich den Posten in meinem Heimatverein übernommen habe, und das 15 Jahre lang. Innerhalb eines Jahrzehnts sind wir viermal aufgestiegen, von der B-Klasse, der heutigen Kreisklasse, bis in die Landesliga. In einem Ort mit 900 Einwohnern war das ein riesiger Erfolg.

    Hat Ihnen der Verein, der heute wieder in der Kreisliga spielt, dafür ein Denkmal gesetzt?

    Hau: Mit Denkmälern ist das so eine Sache: Oben machen die Vögel darauf und unten pinkeln die Hunde dagegen. Im Ernst: Das brauche ich nicht. Es war nie mein Ansinnen, eine Ära zu prägen. Meine Bestätigung war immer die Tabelle. Bis auf eine Saison hat sich Aidhausen in dieser Zeit von Jahr zu Jahr immer weiter verbessert.

    Mit Wolfgang Hau als Trainer (Archivbild) wurde der FC Schweinfurt 05 in der Saison 2006/07 Meister der Landesliga Nord.
    Mit Wolfgang Hau als Trainer (Archivbild) wurde der FC Schweinfurt 05 in der Saison 2006/07 Meister der Landesliga Nord. Foto: Marion Wetterich

    Was bei anderen Vereinen das Interesse geweckt hat, Sie als Trainer zu verpflichten.

    Hau: Ich hatte mehrere Angebote von höherklassigen Vereinen in der Region und habe mich für den FC 05 entschieden. Wir sind in der ersten Saison Landesliga-Meister geworden und in die Bayernliga aufgestiegen. Dort ist es nicht mehr gut gelaufen, sodass ich in der Winterpause entlassen wurde. Weitere Engagements hatte ich beim TSV Aubstadt, bei der DJK Dampfach und beim TV Königsberg, bevor ich vor zehn Jahren zum TSV Bergrheinfeld gekommen bin. Erst war ich für die Männer zuständig, dann für die Jugend. Seit September trainiere ich die U17 und die erste Mannschaft.

    Wie schaffen Sie es, sich um zwei Teams gleichzeitig zu kümmern?

    Hau: Es gab bisher nur eine Überschneidung, als ein Jugendspiel mit der ersten Mannschaft zusammengefallen ist. Wenn die eine Partie am Vormittag und die andere am Nachmittag stattfindet, ist es kein Problem, dass ich bei beiden Teams an der Linie stehe. Das Training haben wir so gelegt, dass ich von Montag bis Donnerstag alle Einheiten leiten kann. Alles in allem bin ich sieben Tage in der Woche auf dem Fußballplatz, weil ich mir zur Vorbereitung auch die Spiele der Gegner anschaue.

    Wird Ihnen in der Winterpause langweilig, wenn nirgends Fußball gespielt wird?

    Hau: Die U17 macht keine Pause und trainiert in der Halle weiter, denn wir spielen einige Turniere. Das ist anders als bei den Männern. Die Jugendlichen wollen am liebsten immer kicken. Als sie gehört haben, dass ich wieder zur ersten Mannschaft gehe, dachten sie schon, sie bekommen einen anderen Trainer und waren traurig. Um auf die Frage zurückzukommen: Man mag es nicht glauben, aber ich komme auch ohne Fußball aus. In den Zeiten, als ich keinen Trainerjob hatte, konnte ich gut abschalten.

    "Alles in allem bin ich sieben Tage in der Woche auf dem Fußballplatz, weil ich mir zur Vorbereitung auch die Spiele der Gegner anschaue."

    Wolfgang Hau, Fußballtrainer

    Als Sie während der Saison bei den Männern eingestiegen sind, war Bergrheinfeld Tabellenvorletzter in der Bezirksliga und nach acht Spielen noch ohne Sieg. Zur Winterpause steht das Team auf einem Nichtabstiegsplatz. Was machen Sie anders als Ihr Vorgänger?

    Hau: Ich bringe Erfahrung aus über 30 Jahren als Trainer mit. Ich bin einer vom alten Schlag und sehe mich als väterliche Figur, die trotzdem den Schalk im Nacken und manchmal Blödsinn im Kopf hat. Fast alle Spieler habe ich vorher schon bei den Männern oder in der Jugend trainiert. Das ist mein Vorteil. Ich kenne die Charaktere, ihre Stärken und Schwächen und habe den verunsicherten Spielern Vertrauen gegeben. Das haben sie vorher nicht gespürt. Dass wir in elf Spielen 18 Punkte holen, damit war im September nicht zu rechnen.

    Warum haben Sie sich auf diese Herausforderung eingelassen?

    Hau: Mit dem Alter bin ich gelassener geworden, um eine solche Aufgabe anzunehmen, und bin nicht mehr so verbissen, wenn es um den Erfolg geht. Es ist das erste Mal in meiner Laufbahn, dass ich während der Saison als Retter in der Not einspringe, um den Abstieg zu verhindern. Nach zehn Jahren in Bergrheinfeld hänge ich an diesem Verein. Ich finde den Zusammenhalt und das Miteinander beeindruckend. Das Umfeld und die Menschen passen zusammen. Wir setzen auf die eigene Jugend und nicht auf auswärtige Spieler. Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl und den Bezug zum Verein.

    Ist es denkbar, dass Sie in Bergrheinfeld wieder zur Dauerlösung werden?

    Hau: Das muss der Verein entscheiden. Wir haben uns darüber noch nicht unterhalten. Ich bin ja nicht mehr der Jüngste. In Amateurvereinen sollten die Trainer fünf Jahre oder länger tätig sein, um etwas entwickeln und aufbauen zu können, wie das bei mir in Aidhausen der Fall war. Dann lässt sich die Handschrift des Trainers erkennen und stellt sich der Erfolg ein. Wenn alle ein, zwei Jahre ein Neuer kommt, finde ich das nicht gut.

    Beim FC 05 war für Sie nach eineinhalb Jahren Schluss. Ihnen dürfte klar gewesen sein, was passiert, wenn der Erfolg ausbleibt.

    Hau: Es war die Zeit nach der Insolvenz des Vereins. Die finanziellen Mittel waren nicht vorhanden, um eine schlagkräftige Mannschaft für die Bayernliga zusammenzustellen. Der junge Adam Jabiri war damals schon Toptorschütze und hat uns verlassen, um Profi zu werden. Hinzu kamen die Verletzungen einiger Schlüsselspieler. Über Monate haben mehrere Leute an meinem Stuhl gesägt. Was willst du da als Trainer machen? Aber ich habe das Kapitel hinter mir gelassen und hege keinen Groll gegen den Verein.

    Was macht die Karriere neben der Karriere?

    Hau: Ich bin seit 2015 Inhaber der 1. Fußballschule Schweinfurt, die 1996 der damalige FC-05-Trainer Djuradj Vasic mitgegründet hat. Wir bieten dreitägige Kurse bei verschiedenen Vereinen in der Region für Kinder und Jugendliche an. Bei uns geht es nicht vorrangig um Talentförderung. Wir vermitteln auch den schwächeren Teilnehmern Spaß am Fußball und die notwendigen Grundlagen.

    Mit Ihren kommerziellen Fußballcamps machen Sie den Vereinen Konkurrenz. Was lernen die Kinder bei Ihnen, was dort nicht geboten wird?

    Hau: Von einzelnen Ausnahmen abgesehen, habe ich nicht das Gefühl, dass wir als Bedrohung empfunden werden. Wir werben ja niemanden ab. Wir beschränken uns auf die Schulferien und sehen uns als Ergänzung und Abwechslung zum Vereinstraining. Zum Beispiel greifen wir auf alternative Trainingsformen zurück und verbinden Fußball mit Gehirnjogging.

    Wen spielen Sie an?

    Hau: Peter Hofmann, dem ich zu einem Probetraining beim FC 05 verholfen habe, als der Verein in die 2. Bundesliga aufgestiegen war. Mit der DJK Waldberg hat er im DFB-Pokal gegen Bayern München gespielt. Nach seiner Zeit als Torwart und Trainer hat sich "Hotti" als Physiotherapeut einen Namen gemacht, der viele Sportler in der Region behandelt.

    Das Interview-Format "Steilpass"In unserem Interview-Format "Steilpass" übernehmen die Interviewten die Regie. Am Ende des Gespräches dürfen sie entscheiden, wer als Nächstes an der Reihe ist, von uns befragt zu werden – sie spielen also den nächsten Protagonisten oder die nächste Protagonistin an.cam

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