Beste Stimmung beim FC Schweinfurt 05. "Wenn nur 4000 kommen, pfeifen wir nicht an", witzelte Trainer Victor Kleinhenz vor dem Spiel des Regionalliga-Spitzenreiters gegen Verfolger Bayern München II. 5000 Fans werden an Gründonnerstag (19 Uhr) im Sachs-Stadion erwartet. Immerhin könnte es für die Nullfünfer, die das Hinspiel im Februar mit 2:1 gewonnen hatten, im Falle eines erneuten Sieges eine Vorentscheidung im Aufstiegsrennen geben. Weil ihnen das Bayreuther 3:3 am Dienstag in Illertissen in die Karten gespielt hat und danach nur noch vier Partien ausstehen.
Wenngleich der Schweinfurter Linksverteidiger Nick Doktorczyk eine Meisterschaft zu jedem Zeitpunkt feiern würde, hätte für ihn als Würzburger ein Titelgewinn ausgerechnet am Freitag, 2. Mai, gegen die Kickers enormen Stellenwert: "Für uns als Mannschaft wäre es ein besonderer Moment, weil wir die letzten Derbys nicht gewinnen konnten. Für mich wäre es ein Traum, fast schon unbeschreiblich." Immerhin spielte er, nachdem er den Würzburger FV 04 für eine einjährige Zwischenstation bei Greuther Fürth verlassen hatte, einige Zeit in der Jugend der Rothosen.
Ob sich der 19-Jährige nach der unterfränkischen Rochade, die ihn im Sommer 2023 nach Schweinfurt führte, als Blauer, Roter oder Grüner fühle? "So ein bisschen von allem. Alles hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin." Dass es statt in ein Bundesliga-NLZ zu den Kickers ging, sei ein Segen gewesen: "Zu Hause zu bleiben, war für meine akademische Ausbildung gut." Hinter der seien anfangs die Eltern her gewesen, später "war es mein eigener Antrieb". Ein 2,1-Abi gab's als Lohn.
Nick Doktorczyck liebäugelt mit einem Jura-Studium
Stellt sich die Frage nach einem Studium. "Ich strebe danach, mich weiterzubilden, mir Wissen anzueignen. Mein Favorit wäre Jura." Im Idealfall nicht via Fernstudium. "Ich hätte Lust auf eine richtige Uni, darauf, neue Leute kennenzulernen." In der Dritten Liga könnte das kompliziert werden. Doktorczyk hat nur für die Regionalliga einen Vertrag beim FC 05. Die Verhandlungen laufen. Kleinhenz signalisierte: "In zwei, drei Jahren kann Nick eine tragende Säule bei uns sein."
Doktorczyk, der lieber mit Freunden Playstation zockt als in Clubs zu gehen, der gerne Basketball spielt und in Würzburg auch zuschaut, nennt sich "einen ernsthaften Menschen". Sorgfalt zeichne ihn auch auf dem Platz aus. "Es war schnell klar, dass ich ein defensiv orientierter Spieler werde, weil ich wenige Fehler mache im Ballbesitz."

Jahrelang war er in der Kickers-Jugend Kapitän, auch in der U19 des FC 05 hatte er eine Führungsrolle. Und jetzt bei den Männern? Bank. "Anfangs war das schwierig zu akzeptieren. Aber ich habe verstanden: Als Verteidiger muss man Stabilität ausstrahlen, das hat mit Erfahrung zu tun. Es ist leichter, einen jungen Spieler vorne reinzuwerfen. Ich weiß, irgendwann wird der Moment kommen, dass ich gebraucht werde." Bis dahin will er lernen, vor allem von Thomas Meißner. "Er zeigt mir viel."
Was er schon kann? "Ich bin ein sehr intelligenter Spieler, sehe Räume, die andere in dem Alter noch nicht sehen. Für meine Jugend bringe ich schon Führungsqualität auf den Platz. Ich bin laut, auch im Training. Das wird auch von älteren Spielern geschätzt. Wenn es um Kommandos geht, sollte jeder zuhören, unabhängig vom Alter." Bei Kapitän Kristian Böhnlein allerdings "bin ich lieber nicht so laut".
Urteil in der Causa Schwaben Augsburg vor Rundenende
Kleinhenz schätzt das Selbstbewusstsein Doktorczyks, den sie "Doc" rufen. "Er ist in vielen engen Spielen, in denen wir knapp geführt haben, in der Schlussphase auf den Platz gekommen und hat gespielt wie ein 28-Jähriger mit 300 Regionalliga-Spielen. Er ist sehr weit im Kopf, mutig im Andribbeln." Auf die Bayern fiebert das Talent aber wie ein Teeny: "Da begleitet einen der Gedanke, dass da einer dabei sein könnte, der in ein paar Jahren bei den Profis in der Champions League spielt."
Die Bayern hatten im Winter einen personellen Umbruch zu verkraften, spielten eher mit einer U19 denn U21 und bezahlten tüchtig Lehrgeld. Nach sechs sieglosen Partien schossen sie sich zuletzt beim 6:0 über Bamberg den Frust von der Seele. "Wenn die hoch veranlagten Fußballer ins Rollen kommen, wird die Aufgabe knifflig", unkt Kleinhenz. "Der ein oder andere, der am Mittwoch in Mailand auf der Bank gesessen hat, könnte am Donnerstag auflaufen." Spieler wie Jonah Kusi-Asare oder Jonathan Asp-Jensen haben das Potenzial für Karrieren.
Personell dürfte beim FC 05, der seine letzten beiden Heimspiele verloren hat, das zuletzt angeschlagene Trio Lucas Zeller, Joshua Endres und Leonard Langhans wieder einsatzfähig sein, Julian Kudalla ist zurück im Trainingsbetrieb. Max Wolf und Jakob Tranzisko fallen aus. Eine andere Frage steht noch im Raum: die Causa Schwaben Augsburg. Mit einem Urteil sei, so signalisierte das OLG Nürnberg den Nullfünfern, definitiv vor Rundenende zu rechnen.