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Fußball: Regionalliga Bayern: Zurück in den Fanblock: Sportleiter Andreas Brendler hört überraschend am Saisonende beim FC Schweinfurt 05 auf

Fußball: Regionalliga Bayern

Zurück in den Fanblock: Sportleiter Andreas Brendler hört überraschend am Saisonende beim FC Schweinfurt 05 auf

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    Nur noch bis Ende Juni im Amt: Andreas Brendler hört nach der Saison als Sporteiter beim FC Schweinfurt 05 auf.
    Nur noch bis Ende Juni im Amt: Andreas Brendler hört nach der Saison als Sporteiter beim FC Schweinfurt 05 auf. Foto: foto2press/Frank Scheuring

    Vor gut zwei Jahren hat Andreas Brendler das Amt des Sportleiters beim Fußball-Regionalligisten FC Schweinfurt 05 übernommen. Jetzt, wo die Nullfünfer die Tabelle mit sieben Punkten Vorsprung auf Bayreuth anführen, kündigte der 38-Jährige für den Sommer zuerst Geschäftsführer Markus Wolf und dann am Dienstagabend, vier Tage vor dem anstehenden Punktspiel bei Schlusslicht Türkgücü München, der Mannschaft seinen Rücktritt an – ligaunabhängig, also ungeachtet der Chance auf den Aufstieg in die 3. Liga.

    Der Job im Verein sei immer schwerer mit seinem Beruf vereinbar gewesen, sagt Brendler: Er ist Lehrer an den Mittelschulen in Werneck und Bergrheinfeld. Er wohnt mit Frau und Kindern in Frankenwinheim, trainiert in Gerolzhofen die U7-Mannschaft seines Sohnes, spielt selbst noch Kreisliga in seinem Heimatort Unterspiesheim. Im Interview spricht er über die Doppelbelastung, die schönsten Momente beim FC 05 und darüber, was er ab Juli im Sachs-Stadion machen will.

    Frage: Sie wollen tatsächlich aufhören, wenn's am schönsten werden könnte?

    Andreas Brendler: Genau das soll man doch, oder? Ein Schnellschuss war das nicht, ich habe mir schon lange Gedanken gemacht. Die Entscheidung war nicht leicht, aber alternativlos. Wir sind beim FC 05 so ambitioniert und leistungsorientiert, dass man den Job des Sportleiters nicht nebenberuflich machen kann. Wenn ich etwas mache, mache ich es g'scheit. Ich bin Lehrer und habe zwei kleine Kinder – das war nicht mehr länger zu realisieren.

    Ich war bei den Spielen, beim Training, in der Geschäftsstelle, eigentlich überall. Zeitlich ging die Doppelbelastung über Grenzen hinaus. Schon in der Regionalliga. Ich hatte das Gefühl: Das haut mich irgendwann um. Mir war wichtig, es rechtzeitig zu kommunizieren. Ich wollte nicht erst im Mai daherschwanzeln – so etwas macht man nicht. 

    Mal ein Jahr als Lehrer freistellen lassen und ein mögliches Drittliga-Jahr mitnehmen, als Lohn der Mühen. Nie in Erwägung gezogen?

    Brendler: Das ist angesichts des Lehrermangels nicht mehr so einfach wie früher. Es hätte auch keinen Sinn gemacht. Es hätte sich im Gesamtpaket auch finanziell nicht darstellen lassen. Ich werde heuer 39, da überlegt man sich riskante Dinge lieber zweimal. 

    Das Gespann der sportlichen Wende im März 2023: Andreas Brendler und Trainer Marc Reitmaier (links)
    Das Gespann der sportlichen Wende im März 2023: Andreas Brendler und Trainer Marc Reitmaier (links) Foto: foto2press/Frank Scheuring

    Haben Sie vor zwei Jahren, als Sie das Amt des Sportleiters angenommen haben, ahnen können, welche Dimensionen das annimmt? 

    Brendler: Um Gottes Willen, bist du verrückt? Wir waren damals zwei Punkte vom Abstiegsrelegationsplatz weg. Es war klar, dass es nach dem Saisonende mit einer regionalen Mannschaft weitergehen soll. Trotzdem haben mich damals schon einige gefragt, ob ich wahnsinnig sei, das anzunehmen. Aber es ging alles so schnell. Ich war gerade beim Griechen in Gerolzhofen Essen holen, da hat mich Markus Wolf angerufen und gesagt: "Wir entlassen Trainer Christian Gmünder, und Sportleiter Robert Hettich hört auf. Du machst das ab morgen." Zwei Jahre später sind wir Erster.

    Auch Ihr Verdienst.

    Brendler: Na, ja. Es spricht jeder nur über dieses Jahr. Den Grundstein haben wir in der Umbruchsaison gelegt. Wir alle. Inklusive Trainer Marc Reitmaier. Da kamen schon Spieler wie Luca Trslic, Fabio Bozesan oder Nils Piwernetz.

    "Ich bin halt ein emotionaler Mensch und Schnüdel durch und durch."

    Andreas Brendler, noch Sportleiter des FC Schweinfurt 05

    Keine falsche Bescheidenheit. Für die Regionalisierung hatten Sie das ideale Netzwerk, im Umgang mit den Spielern offenbar den richtigen Ton.

    Brendler: Wahrscheinlich war ich die richtige Person zur richtigen Zeit. Der FC Schweinfurt 05 ist seit 30 Jahren mein Verein. Dass ich den Job überhaupt machen durfte, erfüllt mich mit Dankbarkeit und Stolz. Ich habe für den Verein gespielt und bin Fan, seit ich Zehn war. Meine Arbeit müssen aber andere beurteilen. Nicht zuletzt Markus Wolf, der unglaublich viel in der Zeit geleistet hat.

    Aber es stimmt schon: Es ging nicht nur um das Fußballerische, sondern darum, wer zu uns passt. Deswegen haben wir auch mit Victor Kleinhenz einen hiesigen Trainer geholt. Ich kann doch keine regionale Mannschaft aufbauen und dann einen Trainer aus dem Osten oder aus Hamburg holen. Es musste alles einen Sinn ergeben. Dafür habe ich wohl ein Gespür. 

    Sind Sie eigentlich in die Suche nach Ihrem Nachfolger eingebunden?

    Brendler: Nein. Ich spreche noch bei einigen Dingen mit, auch die Mannschaft betreffend. Aber ich werde keine Detail-Gespräche mehr mit Spielern führen. Die Entscheidungen treffen jetzt primär Markus Wolf und Victor Kleinhenz. Ich würde mich nur freuen, wenn jemand meine Nachfolge antritt, der zum Verein und zur Mannschaft vom Wesen her passt.  

    Es gibt ja noch andere Aufgaben.

    Brendler: Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Eher nicht. Wir haben ausreichend gute Trainer im Stab. Ich will nicht unbedingt ein bisschen dabei sein, nur um sagen zu können: "Hey, ich bin in einem Profiverein tätig." Und davon, dass wir nächste Saison 3. Liga spielen, bin ich überzeugt. Ich gehe dann gerne ins Stadion. Als Fan. 

    Haupttribüne, oder im Fanblock?

    Brendler: Definitiv im Fanblock. Ich habe Freunde, die absolute 05-Fans sind. Wir machen seit 25 Jahren, seit man allein daheim weg darf, Stadion-Touren. Und wenn wir aufsteigen, werde ich mit Sicherheit auch auswärts hin und wieder dabei sein. 

    Emotionaler Mensch: Das sagt Andreas Brendler über sich selbst.
    Emotionaler Mensch: Das sagt Andreas Brendler über sich selbst. Foto: foto2press/Frank Scheuring

    Da haben Sie den Fans sicher ein paar Anekdoten aus zwei Jahren als Sportleiter zu erzählen.

    Brendler: Eines meiner größten Erlebnisse war tatsächlich unser erstes Spiel nach Amtsantritt im März 2023, gleich bei Bayern München II. Wir sind da als krasser Außenseiter hin, verlieren nach großem Kampf 2:3. Da habe ich gespürt, welche Strahlkraft dieser FC Schweinfurt 05 hat. Und ich war ein Teil davon.

    Was folgte, war durchweg positiv. Ich würde auch kaum etwas anders machen. Bestenfalls ein paar Kommentare weglassen. Ich bin halt ein emotionaler Mensch und Schnüdel durch und durch. Wenn wir wirklich aufsteigen, glaube ich, dass man den Namen Andreas Brendler beim FC 05 in guter Erinnerung hat.

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