Es sollte ein Neubeginn werden. Von "einem Restart" hatte Trainer Bernhard Trares vor der Partie gegen den Karlsruher SC gesprochen. Nach der niederschmetternden 2:4-Niederlage saß Trares auf dem Podium des Presseraums im Stadion am Dallenberg und sagte: "Ich kann mir die Leistung heute nicht erklären." Es hatte etwas hilfloses, wie der Trainer da saß. Er auch konnte das Ruder beim Fußball-Zweitligisten bislang nicht herumreißen. Es bleibt dabei: Die Würzburger Kickers stehen mit vier Zählern am Tabellenende, und so langsam fehlt es am Glauben, dass es für die Rothosen in dieser Saison noch einmal besser wird.

Nun ruhen die Hoffnungen auf den Neuen. Rechtsverteidiger Rolf Feltscher (zuletzt L.A. Galaxy) und Sturm-Oldie Stefan Maierhofer (Admira Wacker) sind am Mittwoch beim Kellertreffen gegen den FC St. Pauli spielberechtigt. Womöglich sind bis dahin auch die Hindernisse für einen Wechsel des tschechischen Mittelfeld-Manns Martin Hasek beiseite geräumt. Und mit Angreifer Marvin Pieringer (SC Freiburg II) wird bereits ein weiterer potenzieller Neuzugang am Dalenberg gehandelt. "Wir müssen versuchen, die positive Energie, die die neuen Spieler mitbringen, weil sie die letzten Monate nicht miterleben mussten, nun für uns nutzen", sagt Kapitän Arne Feick. Für Trares steht fest, dass sich die Mannschaft personell verändern muss: "Ja, wir brauchen Verstärkungen. Aber das hat nichts mit der Leistung von heute zu tun. Man kennt ja die Mannschaft inzwischen und da tut es immer gut, das Team sukzessive zu verbessern. Da helfen Verstärkungen, so lange sie denn Verstärkungen sind."
Eine miserable Leistung der Kickers gegen den KSC
Was das aktuelle Team am Samstagmittag auf dem Würzburger Rasen-Viereck zeigte, das genügt Zweitliga-Ansprüchen jedenfalls nicht. Für Trainer Trares war es die schlechteste Kickers-Leistung in den sechs Partien unter seiner Leitung. "Ich bin sehr enttäuscht. Wir haben es dem Gegner viel zu einfach gemacht."
Tatsächlich erschienen die Gäste aus Karlsruhe keineswegs als übermächtiger Gegner. Vielmehr kamen sie auf sehr simple Art und Weise zu ihren Treffern. Vor dem ersten Gegentor ließ der diesmal als Rechtsverteidiger aufgebotene Dominik Meisel seinem Gegenspieler Marc Lorenz auf dem Flügel allzu viel Raum zum Flanken. Bei der Hereingabe machte Torhüter Fabian Giefer keine gute Figur und auch die Innenverteidiger Lars Dietz und Ewerton störten den Torschützen Benjamin Goller nicht wirklich. Schon nach zwölf Minuten lagen die Kickers mit 0:1 hinten.

Trares hatte seine Verteidigung umgebaut, agierte nicht wie in den letzten Partien 2020 mit einer Dreier- sondern mit einer Viererkette. Stabiler wirkte die Rothosen-Hintermannschaft deshalb nicht unbedingt. "Klar ist: Es ist nicht gut, immer die Formation zu wechseln. Dass das nicht super eingespielt ist, sieht auch jeder. Das soll nicht heißen, dass der Trainer da richtig oder falsch liegt. Wir müssen in der Lage sein, Vierer- oder Dreierkette zu spielen, wenn das der Trainer vorgibt. Das hat heute definitiv nicht geklappt", stellte Spielführer Feick fest: "Das Defensivverhalten betrifft aber die ganze Mannschaft. Vier Gegentore sind einfach viel zu viel, um in der zweiten Liga zu punkten."
Zumal sich die Kickers auch bei den weiteren Gegentreffern durch Marvin Wanitzek (28., 44.) und Jerome Gondorf (48.) nicht eben geschickt anstellten. Feick sprach von "einer Aneinanderreihung von Fehlern und falschen Entscheidungen" die den Karlsruher Treffern voraus gingen. Dass die Kickers nur durch zwei Karlsruher Eigentore durch Wanitzek (32.) und Kobald (67.) Zählbares auf die Anzeigetafel brachten, passte an diesem Nachmittag ins Bild.
Selbst dass sein Team nach der Gelb-Roten Karte gegen Karlsruhes Dirk Carlsson (58.) mit einem Mann mehr in der Schlussphase zumindest ansatzweise noch etwas Druck entfachen konnten und durch den eingewechselten Vladimir Nikolov immerhin noch eine gute Torchance hatten, die Marius Gersbeck mit einer Fußbawehr zunichte machte (89.), konnte Trares nicht mehr besänftigen. Zu enttäuscht war er vom Auftreten seines Teams.
Drei Wechsel zur Halbzeit
In der Halbzeitpause habe er mit drei Auswechsluingen noch einen neuen Impuls setzen wollen. Der völlig wirkungslose Angreifer Ridge Munsy, der bisweilen überfordert wirkende Meisel und der enttäuschende Mittelfeldmann Nzuzi Toko mussten da vom Feld. "Ich hätte die ganze Mannschaft auswechseln können", sagte Trares später.
Gestört wurde die Vorbereitung abermals von einem Corona-Fall im Kickers-Team. Ein Akteur war am Freitag positiv auf das Virus getestet worden. Weil aber alle anderen Tests negativ ausfielen und anschließend auch noch Schnelltest beim ganzen Team allesamt unauffällig blieben, gab es für die Partie letztlich doch grünes Licht. Den Namen des betroffenen Spielers nannten die Kickers nicht und baten darum, die Privatsphäre des Akteurs zu achten. Allerdings, so legten die Aussagen nach der Partie nahe, war der Betroffene für die Startelf vorgesehen gewesen.
Vor der kurzen Weihnachtspause hatten die Würzburger beim 0:2 in Darmstadt mit einem Rumpfkader antreten müssen, weil nach einem Corona-Fall im Betreuerteam zehn Akteure in Quarantäne mussten. Die Partie gegen St. Pauli war zuvor wegen des Falls abgesagt worden. "Klar, war heute morgen ein Coronafall im Team, aber das soll jetzt keine Entschuldigung sein. Wir mussten noch Schnelltests durchführen und ja, scheinbar spielt da die Psyche doch eine größere Rolle", so Trares.
Schuppan: "Das war gar nichts!"
Am Ende wollte auch Sportvorstand Sebastian Schuppan das nicht als Erklärung für den Auftritt gelten lassen: "Das war nicht Abstiegskampf. Das war gar nichts! Ich habe vor allem in der ersten Halbzeit nichts gesehen, was mir Hoffnung gemacht hätte", sagte Schuppan in einem Interview mit dem Radiosender "Bayern 1", stellte aber auch klar: "Bernhard Trares ist momentan genau der richtige Trainer." Der Chefcoach selbst indes fasste die Eindrücke des Samstags zusammen: "Wir müssen natürlich besser Fußball spielen. So wird das nichts."