Mit in die Höhe gestreckten Fäusten stand Trainer Sasa Filipovski von den FIT/One Würzburg Baskets nach dem 80:79 (39:36)-Sieg in letzter Sekunde im ersten Spiel der Zwischenrunde in der Basketball Champions League (BCL) gegen Bertram Derthona Basket vor dem Fanblock. Wenig später hatte sich der 50-Jährige beruhigt und zurück zu seiner philosophischen Art gefunden. "Manchmal steht man im Regen, manchmal scheint im Leben die Sonne", fasste der Slowene das Gesehen der letzten 50 Stunden zusammen.

Auf zwei Spieler und ihre Aktionen passte diese Aussage besonders gut. Hannes Steinbach und Jhivvan Jackson standen nach der Niederlage vom Sonntag in Hamburg sprichwörtlich im Regen, nachdem der Youngster in der Schlussminute per Dreier die Führung verpasst hatte und Jackson zunächst einen Korbleger und dann zwei Freiwürfe zum Ausgleich vergeben hatte.
Jackson bringt die Würzburg Baskets ins Spiel
Doch das Blatt hatte sich gut zwei Tage später gewendet. Erst für Steinbach, dessen Dreier aus fast identischer Position dieses Mal vom Ring hoch in die Luft sprang und mit viel Glück durch die Reuse fiel. Und auch für Jackson, der insgesamt fünf Freiwürfe in der Schlussminute souverän verwandelte. Mit seinen Punkten 33 und 34 krönte er eine herausragende Vorstellung und sicherte vor allem den nicht mehr für möglich gehaltenen Erfolg gegen die Norditaliener.

Das Spiel begann, wie es viele Fans, Verantwortliche des Vereins und sogar Filipovski selbst es befürchtet hatten: 2:9 leuchtete es nach knapp vier Minuten auf der Anzeigetafel. Dann entschied sich Jackson, die Partie zu übernehmen. Sieben seiner nächsten acht Dreier fanden ihr Ziel, teilweise mit höchstem Schwierigkeitsgrad und von weit hinter der Drei-Punkte-Linie, weil auch die Gäste bemerkt hatten, wie gefährlich der Puerto Ricaner an diesen Tag war.
Extraschichten, die sich auszahlen
"Ich hatte schon mal so ein ähnliches Spiel, ausgerechnet gegen Würzburg", erinnerte sich Jackson an das Spiel der Baskets in Tübingen im Januar des vergangenen Jahres. Damals gerieten Jacksons 31 Zähler bei sieben von acht Dreiern aber wegen Otis Livingston II, der Würzburg mit 42 Punkten zum Sieg führte, in Vergessenheit.

"Beim Aufwärmen habe ich heute nicht wirklich getroffen", erzählte der 26-Jährige nach dem Spiel grinsend, weil Basketballer das eben häufig sagen, wenn sie in einer Partie hervorragend getroffen haben. Doch auch beim Training am Montag, als Jackson mit Filipovski seine üblichen Extraschichten absolvierte, war die Trefferquote niedriger als gewöhnlich: "Ich habe schon viele Coaches erlebt, aber was Sasa mit mir trainiert, scheint besonders gut zu funktionieren."
Kein Dreierversuch mehr in der zweiten Halbzeit
Natürlich waren Jacksons sieben Drei-Punkte-Würfe am Dienstagabend in den sozialen Medien im Anschluss im Fokus. Auf der Instagram-Seite der BCL war vom Würzburger "MVVP", also dem "wertvollsten, wertvollsten Spieler" die Rede – in Anlehnung an Jacksons Vornamen Jhivvan, mit ebenfalls einem doppelten v.

Beeindruckender war aber, dass er nach sieben erfolgreichen Distanzwürfen in der ersten Halbzeit die dann engere Verteidigung der Gäste in der zweiten richtig las. Statt es weiter aus der Distanz zu versuchen, setzte er seine Mitspieler ein. Weil ihn die Gäste so eng verteidigten, dass sie ihm wirklich fast im Trikot hingen, versuchte er das Spiel auf andere Weise zu beeinflussen. Beispielsweise mit den fünf verwandelten Freiwürfen in der letzten Minute und dem ganz wichtigen Ballgewinn, der das Spiel in den Schlusssekunden noch zugunsten der Würzburger drehte.
Basketball: Champions League, Zwischenrunde, Männer
FIT/One Würzburg Baskets – Bertram Derthona Basket 80:79 (18:16, 21:20, 14:20, 27:23)
Würzburg: Jackson 34, Lewis 13, Steinbach 11, Dawkins 7, Kone 5, Klassen 5, Williams 2, Ugrai 2, Wishart 1, Skladanowski (n. e.).
Derthona: Vital 23, Denegri 18, Gorham 11, Kamagate 10, Baldasso 6, Kuhse 5, Strautins 4, Weems 2, Severini, Biligha, Candi, Zerini.
Rebounds: 40 – 37. Vorlagen: 12 – 15. Ballverluste: 14 – 15. Treffer aus dem Feld: 26/68 (38%) – 23/58 (40%). Dreier: 13/34 (38%) – 10/28 (36%). Freiwürfe: 15/19 (79%) – 23/24 (96%). Schiedsrichter: Antonio Conde, Luis Castillo (beide Spanien), Yener Yilmaz (Türkei). Zuschauende: 1957.