Auf dem Weg in die Fußball-Bundesliga ist es für Jugendliche beinahe unerlässlich, ein Nachwuchsleistungszentrum zu besuchen. Nur wenige Spieler schaffen es ohne ganz nach oben. Für das Rekrutieren von Talenten sind bei den Bundesligisten Scouts zuständig. Doch worauf achten die besonders? Ist es die Technik? Die Körperlichkeit? Vielleicht etwas ganz anderes? Wir haben drei Scouts aus der Region gefragt, auf was es ankommt.
1. Suat Tuncer, Chefscout im Nachwuchsleistungszentrum des FC Ingolstadt 04, aus Gochsheim

Rein fußballerisch stehen für Suat Tuncer die Geschwindigkeit und das Fußballverständnis eines Spielers im Vordergrund. "Diese Dinge kommen als erstes. Als nächstes würde ich mir die Technik anschauen, ganz wichtig ist die Beidfüßigkeit." Für ihn besonders wichtig sei auch, ob er bei einem Spieler die Fantasie entwickeln kann, dass dieser sich einmal im Profibereich durchsetzen kann. "Da kommt es auf den Spieler an. Es gibt kein System, nach dem ich Punkte vergebe."

Ein weiterer wichtiger Punkt für Tuncer ist das Auftreten eines Spielers nach außen. "Ich achte darauf, dass er auf dem Platz nicht überheblich, sondern stets respektvoll auftritt. Und dass er kein Schreihals ist", sagt er. Dazu gehöre auch, ob der Spieler auf seine Mitspieler zugehen, sie mitreißen und motivieren kann.
2. Dirk Pschiebl, ehemals Scout beim 1. FSV Mainz 05, inzwischen Trainer beim FV Helmstadt
Dirk Pschiebl hat während seiner Zeit als Scout darauf geachtet, ob die Jugendlichen mit einer bestimmten Fähigkeit glänzen konnten. "Was hat der Spieler für eine Spezialfähigkeit? Spielt er einen besonders starken letzten Pass? Hat er einen Riesen-Torabschluss? Oder, im Fall von Verteidigern: Übernimmt er schon als Jugendlicher Führungsaufgaben in der Abwehrkette? Da schaust du drauf", sagt er.
Bei Spielern, die herausstachen, sei eine besondere Fähigkeit immer wieder aufgeblitzt und im Vergleich zum Können der anderen überdurchschnittlich gut gewesen. Außerdem habe er darauf geachtet, wie der Spieler in seiner Mannschaft aufgetreten ist. Ob der Jugendliche beispielsweise immer alles für das eigene Team gegeben hat. "Darauf habe ich immer viel Wert gelegt." Auch Pschiebl spricht von der Fantasie, die ein Scout bei einem Spieler entwickeln können muss.
3. Müslüm Alver, Scout beim 1. FC Nürnberg, ehemals auch beim FC Bayern, aus Nürnberg
Für Müslüm Alver beginnt das Scouting eines Spielers schon beim Aufwärmen. Bereits da achte er darauf, wie sich der Spieler verhält, sagt er. "Hilft er auch mal, die Bälle zu tragen? Konzentriert er sich und macht richtig mit?" Im Spiel gehe es Alver dann insbesondere um die Spielintelligenz. Dass der Spieler sich ohne Ball klug bewegt und nicht nur rumsteht. "Außerdem ist mir Antrittsschnelligkeit sehr wichtig", sagt der Club-Scout. "Dass der Spieler auf engem Raum Dynamik hat."

Je nach Altersklasse weniger im Fokus steht bei Alver die Technik, vor allem bei jüngeren Spielern. "Wenn der Junge sehr schnell ist, kann man ihm die Technik beibringen", sagt er. Schwierig allerdings werde es andersrum, denn an der Schnelligkeit sei nur selten viel zu machen. Ausgeschlossen sei eine Verbesserung ihn dieser Hinsicht aber nicht. So könne es durchaus sein, dass ein Spieler durch Wachstum und Muskelaufbau in der Pubertät noch deutlich schneller wird. Und auch Alver betont die Wichtigkeit der Fantasie bei einem Scout. Ebenso wie die Relevanz einer besonders ausgeprägten Fähigkeit, wie sie auch Pschiebl beschreibt.