Wir reden viel über Gendern und Toleranz. Und Antidiskriminierung. Wenn es in der Realität darauf ankommt, entpuppt sich Vieles als verlogenes Geschwätz. Das demonstrieren aktuell einige Sportverbände, allen voran der Schwimm-Weltverband Fina, mit neuen Wettbewerbs-Regularien für Transmenschen, insbesondere Transfrauen. Ohne das Wort in den Mund zu nehmen, verkündet die Fina, der unter anderem Leichtathletik und Fußball folgen wollen, deren Ausschluss vom Wettkampfsport. Ein perfides Vorgehen.
Transfrauen sollen an Frauen-Schwimmwettbewerben nur noch teilnehmen können, wenn sie ihre Geschlechtsanpassung bis zum Alter von zwölf Jahren abgeschlossen haben. Was in Deutschland unmöglich ist, da die notwendige Hormontherapie regulär erst mit 16 Jahren, in Ausnahmefällen mit 14 Jahren begonnen werden darf. Eine geschlechtsangleichende Operation darf frühestens mit 18 Jahren vorgenommen werden. Allenfalls vor dem 14. Geburtstag mit der Einwilligung der Erziehungsberechtigten möglich: Die Einnahme von Pubertätsblockern - doch die sorgen nicht für den Abschluss einer Geschlechtsangleichung im juristischen Sinn.
Verlust an Muskelmasse durch die Hormontherapie reicht nicht
Das Mitwirken von Transfrauen, so sie die männliche Pubertät durchlebt haben, ist ein zweischneidiges Schwert. Zwar verlieren sie durch die Hormontherapie und die rapide Absenkung des Testosteronwertes rund 15 Prozent ihrer ursprünglichen Muskelmasse. Der physische Wettbewerbsnachteil biologischer Frauen gegenüber biologischen Männer liegt jedoch bei durchschnittlich 40 Prozent. Bliebe trotz vergleichbarer Testosteronwerte ein immer noch beträchtlicher physischer Vorteil vieler Transfrauen gegenüber biologischen Frauen.

Weswegen auch nur Transfrauen dieser Diskussion ausgesetzt sind, nicht Transmänner. Die gelten als physisch schwächer als biologische Männer - und stören nicht. Es geht nicht um Ethik, es geht um Erfolge - und Geld. Dann wird mit harten Bandagen gekämpft. Und übersehen, dass es kaum zu einer Überflutung des Wettkampfsports durch juristisch legitimierte Transfrauen kommen wird, bei 0,35 Prozent an der weiblichen Gesamtbevölkerung.
Womöglich mehr Fairness durch einen Testosteron-Quotienten
Bleibt die Frage, ob das bestehende Leistungsklassen-System diese Minderheit verträgt? Oder ob es, um biologische Frauen zu "schützen", detaillierte Leistungsklassen braucht, beispielsweise mittels eines Testosteron-Quotienten. Indiskutabel jedoch ist die Ausgrenzung von Transmenschen durch separate Trans-Wettbewerbe. Abgesehen davon, dass der Sport juristisch legitimierten Frauen (und Männern) ihre Legitimation wieder aberkennen würde, würde das für sie in sportliche Bedeutungslosigkeit führen angesichts minimalster Teilnahme-Felder. Es gibt ja ob möglicher Vorteile auch keine eigenen Wettbewerbe für Frauen über 1,90 Meter.
Vielleicht müssen wir uns einfach nur an Menschen gewöhnen, die im Sport einen Vorteil haben könnten. Im täglichen Leben erleben viele Transmenschen unerträgliche Benachteiligungen - darüber wird in der Öffentlichkeit weniger leidenschaftlich diskutiert.