Es war lange schon gemunkelt worden, nun ist es offiziell: Benjamin Herth wechselt nach vier Jahren beim Handball-Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe in der neuen Saison zum Drittligisten HSC Bad Neustadt. Der Spielmacher erhält dort einen Zweijahresvertrag. Das gaben beide Klubs am Freitagmittag bekannt. In Rimpar war der auslaufende Vertrag des 34-Jährigen nicht verlängert worden.
Ausschlaggebend für seine Entscheidung, beim Klub in der Rhön anzuheuern und andere Angebote von niederklassigeren Vereinen aus der Region abzulehnen, sei vor allem die Liga gewesen, sagt Herth auf Anfrage dieser Redaktion. Als Tabellenvorletzter der wegen der Corona-Pandemie abgebrochenen Runde 2019/20 hat der HSC davon profitiert, dass es keine sportlichen Absteiger gibt. "Ich habe zuletzt bei den Wölfen gezeigt, dass ich durchaus noch ein guter Bundesliga-Spieler sein kann. Und ich habe auch noch den sportlichen Ehrgeiz, möglichst hochklassig Handball zu spielen", sagt Herth.
Wiedersehen mit Max Bauer
In Bad Neustadt wird er wieder auf seinen früheren Wölfe-Teamkollegen Max Bauer treffen. Bei den Rotmilanen soll und will der Schwabe mit seiner Erfahrung von mehr als 400 Einsätzen in der ersten und zweiten Liga für den HBW Balingen-Weilstetten, TBV Lemgo, TuS N-Lübbecke, SC DHfK Leipzig und Rimpar der neuen Mannschaft als Mittelmann Führung und Struktur geben und helfen, den sportlichen Wiederaufschwung einzuläuten.
„Wir freuen uns außerordentlich, den absoluten Wunschspieler vom Trainerteam und der Geschäftsführung nach Bad Neustadt geholt zu haben“, erklärt HSC-Geschäftsführer Eduard Mardian auf der Vereinshomepage. „Er kann ein Spiel lesen und behält auch in hektischen Spielsituationen die Ruhe. Dieser spielführende Mann hat uns in den vergangenen eineinhalb Jahren gefehlt. Er wird uns nicht nur helfen, sondern auch weiterbringen“, ist Mardian überzeugt. Der fünffache Nationalspieler Herth freut sich auf "einen Verein mit gewachsener Struktur und ein handballverrücktes Publikum" in der Bürgermeister-Göbels-Halle.
"Hätte Wertschätzung verdient gehabt"
Seine vier Jahre in Rimpar - das erste und erfolgreichste hätte fast mit dem Aufstieg ins Oberhaus geendet - nennt der gebürtige Biberacher "lehrreich". "Es war im Großen und Ganzen eine schöne Zeit mit einem verrückten Ende." Seinen Abschied habe er sich "ein bisschen anders vorgestellt", räumt Herth ein - "mehr von Wertschätzung geprägt". Damit spielt er unter anderem darauf an, dass sein erst 20-jähriger Nachfolger Yonatan Dayan vom VfL Gummersbach vorgestellt wurde, bevor seine Nicht-Verlängerung offiziell bekannt gegeben worden war. "Ich denke, diese Wertschätzung hätte ich verdient gehabt. Aber ich gehe mit dem Gefühl, mit mir im Reinen zu sein."
Warme Worte gibt Wölfe-Geschäftsführer Roland Sauer Benjamin Herth in der Pressemitteilung mit auf den Weg: Er bedankt sich für „vier erfolgreiche gemeinsame Spielzeiten, die nun aufgrund der Verjüngungsstrategie enden“. Der Spielmacher, der in 133 Partien 350 Tore für Rimpar erzielte, habe das Team "mit seiner unnachahmlichen Art geprägt und durch seine Erfahrungsschätze bereichert".
A-Lizenz mittelfristiges Ziel
Mittelfristig will der angehende Lehrer, dessen Staatsexamen wegen Corona erst mal auf Anfang Juni verschoben wurde, als Trainer tätig werden. Die B-Lizenz hat Herth bereits, die A-Lizenz möchte er in den "nächsten zwei bis drei Jahren" erwerben. "Auch dafür hat mir die Zeit in Rimpar gute Impulse gegeben. Ich nehme persönlich viel mit."
Ob er sich noch persönlich von den Wölfe-Fans verabschieden wird können, zusammen mit dem zum Erstligisten HSG Wetzlar wechselnden Kreisläufer Patrick Gempp und dem seine Karriere beendenden Torwart Max Brustmann, weiß Herth noch nicht. Sauer stellt in der Mitteilung einen Abschied mit Abschied in Aussicht. Dem Handball in Unterfranken wird Benjamin Herth so oder so erhalten bleiben.