Es ist eine Basketballweisheit, die doch meistens stimmt: "Wer die Rebounds kontrolliert, der kontrolliert das Spiel." Beim Pokal-Achtelfinale der FIT/One Würzburg Baskets am Freitagabend gegen die BG Göttingen stimmte das für 35 Minuten. Insgesamt sicherten sich die Gäste aus Unterfranken zehn Rebounds mehr, doch nach einer knappen 70:68-Führung knapp sechs Minuten vor Schluss gaben die Baskets die Partie in den Schlussminuten noch mit 78:86 (36:40) ab. Zum großen Problem wurde die schwache Wurfquote vor allem von der Dreipunktelinie. Nur neun der 38 Versuche (24 Prozent) der sonst so treffsicheren Schützen auf Würzburger Seite fanden ihr Ziel.

Göttingen startete mit einer seiner zwei nachverpflichteten Verstärkungen. Kostja Mushidi, der schon etwas länger beim Team ist und am Freitag sein 97. BBL-Spiel absolvierte, blockte gleich im ersten Angriff Zac Seljaas beim Korbleger. Tra Holder, der für Frankfurt 20 Mal in der BBL auflief, kam zunächst von der Bank, wie auch der Ex-Würzburger Collin Welp, der im letzten BBL-Spiel gegen Bayern München noch mit 20 Punkten geglänzt hatte.
Steinbachs starkes zweites Viertel
Ob der etwas fahrige Beginn der Würzburger wirklich mit der etwas verspäteten Anfahrt per Zug zu erklären ist oder mit den schweren Beinen nach dem Erfolg gegen KK Igokea vom Dienstag zu tun hat, wird nur schwer aufzuklären sein. Trotzdem war das Auftreten der Baskets zunächst etwas fahrig. Bei den zwei frei heraus gespielten Korblegern für Fabian Bleck zum 5:2 und 7:4 drehte Filipovski sich jedes Mal zu seinen Bankspielern und machte eine beruhigende Geste. "Bleibt ruhig, überdreht nicht und wir können uns auf unsere Qualitäten verlassen", so seine Aussage an die Bank.

Weil Owen Klassen zwei frühe Fouls sammelte und wohl auch wegen der Belastung beim dritten Spiel in sechs Tagen, bekam Youngster Hannes Steinbach, der unter der Woche gar nicht aufs Feld durfte schon im ersten Viertel Einsatzzeit. Er dankte es seinem Trainer unter anderem mit einem verwandelten Dreier, insgesamt neun Punkten und neun Rebounds in seinen 15 Minuten auf dem Parkett. Steinbach war es dann auch, der im zweiten Viertel die Führung (34:33) zurückeroberte. Zur Viertelpause hatten die Gastgeber nämlich mit 23:18 geführt. "Ich will meine Chancen nutzen", sagte er im Anschluss beim übertragenden Streaming-Dienst DYN. Am Freitag hatte er das getan.
Würzburg dominiert den Offensiv-Rebound
Mangelnden Einsatz konnten man den Würzburgern vor der Pause auch nicht vorwerfen. Zwölf Offensiv-Rebounds schnappten sich die Würzburger in der ersten Halbzeit. Doch die Quoten aus dem Zweier- und Dreierbereich waren miserabel, dazu kamen elf teils haarsträubende Ballverluste. Gleich mehrfach passten die Baskets-Spieler dem Gegner den Ball in die Hände.

Nach der Pause wurde vor allem eine Veränderung sichtbar. Würzburgs neuer Verteidigungsminister Lukas Wank, der sich aufschwingt der legitime Nachfolger von Javon Bess zu werden, kümmert sich fortan um Kostja Mushidi. Der Flügelspieler der Niedersachsen hatte in der ersten 13 Punkte erzielt und alle seine drei Dreipunktewürfe verwandelt. Zumindest zwischenzeitlich zeigte die "Wanksche" Sonderbewachung Wirkung.
Kontrollverlust in der Schlussphase
Jhivvan Jackson schoss die Würzburger mit acht Punkten in Serie in Führung und die hielten die Baskets dann im dritten Viertel. Zu Beginn des Schlussviertels war die Partie aber weiterhin eng. Sechs Seljaas-Punkte in Folge brachten den Würzburger Kapitän ins Spiel, aber Göttingen hielt mit zwei Dreiern durch Godfrey dagegen. Die insgesamt 24 Offensiv-Rebounds, die dafür sorgten, dass Würzburg im gesamten Spiel fast 20 Mal mehr auf den Korb werfen konnte, hielten das Filipovski-Team im Spiel.

Was folgte, war ein seltsamer Kontrollverlust, wie man ihn vom Filipovski-Team in den letzten Jahren nur selten gesehen hatte. Bis auf 80:74 zogen die Niedersachsen durch acht Punkte von Jimmy Boeheim davon. Der US-Amerikaner, der letztes Jahr noch gemeinsam mit Jackson bei den Tigers Tübingen spielte, hatte die Partie praktisch entschieden, denn das Würzburger Comeback misslang. Das Schlussviertel entschieden die Göttinger mit 29:19 für sich. Sicherlich auch eine Kraftfrage, denn die Würzburger Würfe waren nach fünf Spielen in 13 Tagen immer wieder deutlich zu kurz. "Wir haben defensiv Fehler gemacht und viele freie Würfe vergeben", stellte Steinbach nach dem Spiel fest.
Basketball: BBL-Pokal, Männer
BG Göttingen – FIT/One Würzburg Baskets 86:78 (23:18, 17:18, 16:23, 29:19)
Göttingen: Mushidi 20/ 3 Dreier, Boeheim 18, Godfrey 15, Ensminger 13, Wiggins 8, Holder 7, Ververs 5, Hammond, Schulz, Jünemann, Welp, Möller (nicht eingesetzt).
Würzburg: Jackson 20/5, Seljaas 17, Lewis II 11, Steinbach 9, Davis Jr. 9, Bleck 6, Klassen 3, Philips 2, Kone 1, Wank, Ugrai.
Rebounds: 33 – 43. Vorlagen: 15 – 14. Ballverluste: 21 – 17. Treffer aus dem Feld: 26/50 (52%) – 28/76 (37%). Dreier: 11/23 (48%) – 9/38 (39%). Freiwürfe: 23/29 (79%) – 13/16 (79%). Zuschauende: 2107.