Joanis Skliros hat schon viel erlebt. Vor über zwei Jahrzehnten trug der heute 46-Jährige ein paar Mal das rot-schwarz gestreifte Hemd des griechischen Erst-Divisionärs Panachaiki Patras. Den großen Sprung ins Profi-Lager hat der Installateur aber nicht geschafft. Dafür war er Trainer. Beim TV 73 Würzburg, dem FV Opferbaum, bei der SG Hausen/Gramschatz und in Ochsenfurt hatte der Grieche das Sagen. Neuerdings gibt er in Gerbrunn den Ton an. Dort war er auch schon einmal: Zuletzt standen die C-Junioren unter seiner Obhut. Weil aber dem jüngst aus der Bayernliga abgestiegene Turn- und Sportverein von 1877 nach ellenlangen Querelen der Sponsor den Rücken kehrte, findet sich der einst so aufstrebende Klub in der neunten Liga wieder. "Alles beginnt von ganz vorne", sagt Vorsitzender Günther Brückner.
Auch für Skliros. Der muss jetzt beinahe täglich Interviews geben, in Kameras lächeln und davon erzählen, wie er sich fühlt. Durch den Sturz in die Kreisklasse rauscht es im Blätterwald, denn der TSV Gerbrunn hat Geschichte geschrieben. Noch nie stand ein Team aus der neunten Liga in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokal-Wettbewerbs. Fernsehanstalten, Radiostationen und die schreibende Zunft interessieren sich plötzlich für Skliros und seine Schützlinge. "Das", sagt der griechische Trainer, "ist schön. Es macht Spaß." Da werden unter der Woche schon einmal die feinen Trikots zum Training angezogen, weil die ARD noch einen Beitrag braucht.
"Bayern? Ja, aber bitte nicht in der ersten Runde!"
Peter Wiederer, Gerbrunns Fußball-Abteilungsleiter
Den Trainer stört das nicht sonderlich: "Jeder, der Zeitung liest, weiß, dass wir keine Chance haben werden. Uns ist das aber egal, wir freuen uns auf das Spiel. Für jeden meiner Spieler ist das einmalig." Seine Akteure, die hatten nichts mit der Bayernliga zu tun, kickten alle ausnahmslos mit der Reserve in der Kreisklasse. Mit Andree Johannes (Hausen/Gramschatz), Selios Vulgaris (Gambach) und Manuel Johannes (TSV Knetzgau) gesellten sich jetzt noch drei Nobodys zum Team der Unbekannten.
Die große Unbekannte wird der TSV Gerbrunn auf alle Fälle für den Pokal-Gegner sein. Der kommt garantiert aus dem Profilager, das will das Reglement so. Und was will der TSV Gerbrunn? Günther Brückner wünscht sich seinen Lieblingsklub 1. FC Köln, Joanis Skliros will die Bayern: "Die kenne ich am besten. Das war zu meiner Zeit in Griechenland die einzige deutsche Mannschaft, von der wir immer etwas gehört haben. Bayern, ja, Bayern, das wäre klasse." Skliros spricht dem jüngst vom Betreuer zum Abteilungsleiter aufgestiegenen Peter Wiederer aus der Seele: "Bayern? Ja, aber bitte nicht in der ersten Runde."
Wiederer sieht es mit Humor, denn er weiß, wie jeder andere beim TSV, dass das Gerbrunner Aus in der ersten Runde so sicher ist wie die Tagesschau um 20 Uhr. Ein namhafter Gegner beschert dem TSV sicherlich volle Kassen, an einen Umzug wird aber noch nicht gedacht: "Wir wollen das alles, wenn irgendwie möglich, mit freiwilligen Helfern hier in Gerbrunn über die Bühne bringen. Sollte es wirklich ein ganz großer Gegner werden, dann sehen wir weiter", zeigt sich Brückner realistisch. Denn noch 31 andere Amateur-Klubs wünschen sich ebenfalls nichts sehnlicher als das ganz große Los: Bayern München.