Es war nicht mehr und nicht weniger als ein erster Schritt. Ein guter Neubeginn. "Kein perfektes aber ein gutes Spiel", wie Trainer Martin Lanig fand. Der 2:0 (1:0)-Auswärtssieg der Würzburger Kickers in ihrem ersten Regionalliga-Spiel 2025 beim FC Bayern München II macht natürlich noch längst nicht alle Widrigkeiten und Ärgernisse der bisherigen Saison vergessen. Aber plötzlich scheint es, als könnten die Rothosen in den verbleibenden zwölf Partien dieser Spielzeit doch noch etwas gewinnen.

Neun Punkte Rückstand sind es noch auf Spitzenreiter FC Schweinfurt 05 mit noch einem Nachholspiel in der Hinterhand. Ob es nun tatsächlich noch um die Meisterschaft und den Aufstieg in die dritthöchste Fußball-Liga des Landes geht oder wenigstens um neue Zuversicht und eine bessere Zukunftsperspektive, das wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Nach Spiel eins bleibt Lanigs Fazit unwidersprochen: "Uns hat die Winterpause gutgetan." Was sich bei den Kickers in der Pflichtspiel-freien Zeit geändert hat:
1. Die Fitness
Es war von Beginn an der Punkt, den Lanig immer wieder betonte. Der Mannschaft fehlte es im Herbst an den körperlichen Voraussetzungen, um jene Intensität auf den Rasen zu bringen, die sie als Profiteam vom Rest der Liga unterscheiden soll. Durch eine Kooperation mit dem Sportzentrum der Uni Würzburg werden inzwischen, wie einst in Drittliga-Tagen, wieder in Echtzeit Daten zum Fitnesszustand jedes Spielers gesammelt. Zahlen, die, wie Lanig betont, nicht nur bei der Trainingssteuerung helfen, sondern auch eindeutige Fortschritte belegen. Die freilich Schall und Rauch sind, wenn auf dem Feld kein Unterschied zu erkennen ist.
Aber genau der wurde am Samstag deutlich sichtbar. Ganz anders als noch beim 3:3 gegen den 1. FC Nürnberg II vor der Winterpause waren es im Duell mit den kleinen Bayern die Körperlichkeit in den Zweikämpfen und auch das Tempo sowohl im Spiel nach vorne als auch im Abwehrverhalten, die den entscheidenden Unterschied ausmachten.
Die Kickers waren den Münchner Nachwuchskickern körperlich sichtlich überlegen. "Wir sind alle noch einen Ticken fitter geworden", spürt auch Mittelfeldspieler Moritz Hannemann, der an der Grünwalder Straße der entscheidende Offensivmann war. Dem 1:0 durch Fabian Wessig bereitete er durch ein flinkes Solo und einen abgeblockten Schuss den Weg, das 2:0 erzielte er formschön aus 17 Metern höchstselbst.
2. Die Neuzugänge
Sowohl Innenverteidiger Alexander Winkler als auch Stürmer Lado Akhalaia rückten gleich in die Startelf. Integrationsprobleme gab es bei beiden offensichtlich nicht. Ganz im Gegenteil. Winkler wirkt an der Seite von Rückkehrer Daniel Hägele, der altgediente Routinier ist nach fast komplett verpasster Hinrunde ja auch so etwas wie ein gefühlter Neuzugang, schon jetzt wie ein fester Bestandteil des Teams.

"Er tut uns menschlich und auf dem Platz unheimlich gut", sagte Lanig über Winkler. Akhalaia indes zeigte in München auch ohne eigenes Tor erneut jene Ansätze, die darauf hoffen lassen, dass die Kickers-Anhänger an dem technisch beschlagenen und lauffreudigen Angreifer noch Spaß haben könnten. "Das ist ein Spieler, der uns vorne auf ein anderes Level hebt, weil er schwer ausrechenbar und ein sehr kompletter Stürmer ist", sagte Lanig.
3. Der Konkurrenzkampf
Dass in München Johann Hipper anstelle des im Herbst noch fest gesetzten Vincent Friedsam das Tor hütete, war schon ein deutliches Zeichen. Lanig ist fest entschlossen, das Leistungsprinzip Woche für Woche zur Anwendung zu bringen. Die Torwart-Entscheidung begründete er mit Friedsams Verletzung während der Vorbereitung, Hipper habe im Training "griffiger" gewirkt.
Gleichwohl sieht der Kickers-Coach Friedsam nach seiner Zwangspause "auf einem guten Weg. Wir wissen, was wir an ihm haben." Ob Konkurrenz das Geschäft belebt oder der Kampf um den Posten zwischen den Pfosten beide Kontrahenten eher belastet, wird die Zukunft zeigen.

Allgemein lässt sich feststellen: Die Leistungsdichte im Kader ist enger geworden. Auch ein Spieler wie Tim Kraus, 2024 aufgrund seiner Flexibilität fest gesetzt, kam diesmal von der Bank. Alem Japaur ersetzte schon zur Pause Benyas Junge-Abiol im Sturm. "Wir haben eine brutal gute Bank. Das hatten wir in der Hinrunde selten", findet Hannemann. Dabei fehlen mit den Verletzten Benjamin Girth, Kapitän Peter Kurzweg und Ebrahim Frahnak noch immer und vermutlich noch länger vermeintliche Stammkräfte. Weitere Ausfälle wären schwer zu verkraften.
4. Die Mentalität
Wenn es einen Spieler gibt, der in den letzten Wochen sichtlich aufblüht, ist es Maximilian Zaiser. Der Mittelfeld-Dirigent war im Herbst spürbar auf der Suche nach der Form gewesen. Das verlorene Aufstiegsspiel in Hannover hatte ihm, so erzählte er selbst, lange aufs Gemüt geschlagen. Dann kam das Wechseltheater mit seinem Kurzzeit-Intermezzo in Freiberg.

Nach seiner Rückkehr fremdelte Zaiser schließlich mit seiner Rolle im System von Ex-Trainer Markus Zschiesche. Nun scheint all das vergessen. An alter Wirkungsstätte gegen seinen Herzenzklub FC Bayern wirkte Zaiser im Kickers-Mittelfeld wieder so dominant wie in besten Tagen der vergangenen Saison. "Er ist mental auf einem anderen Stand als im Herbst. Man sieht, dass er Spaß am Fußball hat", findet Lanig.
Nicht nur bei Zaiser scheint man bei den Kickers eine gewisse Leichtigkeit erkennen zu können. Vor der Winterpause wirkte in vielen Spielen vieles verkrampft. So langsam scheint sich am Dallenberg das Gefühl durchzusetzen, bis Saisonende nur noch etwas gewinnen zu können. Was das ist? Soweit, dass sich die Spieler sofort nach dem Abpfiff für die Resultate der Konkurrenten und das 1:1 von Tabellenführer FC Schweinfurt 05 in Fürth interessierten, ist es jedenfalls noch nicht. "Wir müssen nach uns schauen. Wenn wir unsere Punkte nicht holen, bringt uns das alles nichts", sagte Torschütze Hannemann nach der Partie.
Fußball: Regionalliga Bayern, Männer
FC Bayern München II – Würzburger Kickers 0:2 (0:1)
München: Pavlesic – Brückner, Buchmann (21. Denk), Breitkreuz (14. Marusic), Dell’Erba – Licina (46. Chavez), Becker, Dell'Erba, Breitkreuz, Becker (46. Demircan), Rüger, Della Rovere, Jensen (69. Unsöld) – Della Rovere, Kusi-Asare.
Würzburg: Hipper – Wieselsberger, Hägele, Winkler, Uhl – Meisel (74. Kraus), Zaiser, Hannemann, Wessig (89. Awassi) – Junge-Abiol (46. Japaur), Akhalaia (79. Harz).
Schiedsrichter: Markus Pflaum (Hallstadt).
Zuschauende: 711.
Tore: 0:1 Fabian Wessig (5.), 0:2 Moritz Hannemann (65.).