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Basketball: Bundesliga: Der höfliche Modellathlet der Würzburg Baskets

Basketball: Bundesliga

Der höfliche Modellathlet der Würzburg Baskets

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    Javon Bess (hier beim Wurf beim Kantersieg in Heidelberg) ist davon überzeugt, dass die Baskets in die Play-offs einziehen können.
    Javon Bess (hier beim Wurf beim Kantersieg in Heidelberg) ist davon überzeugt, dass die Baskets in die Play-offs einziehen können. Foto: Julien Becker

    Er macht einen fast schon schüchternen Eindruck. Was etwas Staunen machen kann bei so einem Mannsbild. Knapp zwei Meter groß. 100 Kilo schwer. Und wenn er nicht gerade Hoodie und Jogginghose trägt wie jetzt nach dem Training, sondern seine Arbeitskleidung, kann man erahnen: Das Meiste davon sind Muskeln. Javon Bess darf man ohne Übertreibung als Modellathleten bezeichnen, und wenn er an diesem Mittag sich im Trainingszentrum neben einen auf die Bank setzt, um ein wenig über ihn, die Würzburg Baskets und das bevorstehende Spiel in Weißenfels bei Syntainics MBC zu plaudern, fällt erst einmal vor allem eines auf: Seine höfliche und zuvorkommende Art, mit der er auf Fragen antwortet, und seine angenehm ruhige, fast schon leise Stimme.

    Kurz hinter Point Guard Otis Livingston (31:27 Minuten) rennt er mit knapp 31 Minuten am zweitlängsten übers Feld. Zehn Punkte pro Partie macht er dabei im Schnitt, holt fünf Rebounds, gibt immer mindestens eine Vorlage, und er klaut dem Gegner zweimal die Kugel in jedem Spiel. Der wichtigste Statistikwert, der Javon Bess auszeichnet, ist aber die sogenannte Plus-minus-Zahl: Da ist er mit acht und mit gehörigem Abstand der effektivste Spieler des Würzburger Basketball-Bundesligisten. Diese Zahl sagt aus, wie viele Punkte mehr die Mannschaft macht, wenn dieser Spieler auf dem Parkett steht. Übersetzt heißt das: Wenn Bess mittut, erzielen die Baskets in dieser Zeit acht Punkte mehr als der Gegner.

    Das alte Basketball-Mantra

    "Wir müssen unsere Ballverluste minimieren", sagt Bess, der als guter Verteidiger gilt und im Sommer einen Zwei-Jahresvertrag in Würzburg unterschrieb. Mit der Defensive ist er soweit einverstanden, "not our most important problem", also nicht die wichtigste Baustelle. Der 27-jährige US-Amerikaner ist vom alten Basketball-Mantra überzeugt: "Wenn wir stabil in der Verteidigung sind, kommt die Offensive von alleine."

    Am Montag (20 Uhr) gastieren die Baskets nun also zum Abschluss des neunten Ligaspieltages in Weißenfels beim MBC, der vergangenes Wochenende für Aufsehen sorgte: Mit sage und schreibe 33 Punkten Differenz deklassierte das Team, dem vor der Runde von den allermeisten Experten allenfalls ein Mittelfeldplatz zugetraut worden war, Euroleague-Teilnehmer Alba Berlin, der zuvor im stressigen internationalen Doppeleinsatz gewesen war. Selbst wenn auch mittelprächtige Bundesligisten einen Euroleague-Teilnehmer immer wieder mal auf dem falschen Fuß erwischen können, so darf der 108:75-Erfolg der Sachsen-Anhaltiner in der Hauptstadt als mittelprächtige Sensation durchgehen.

    Der Glaube an die Play-off-Teilnahme

    "In dieser Liga, in der ja offenbar jeder jeden schlagen kann und in der es sehr körperlich zur Sache geht, gibt es kein leichtes Spiel", sagt Bess im Hinblick auf Montag. Er mag das physische Spiel, das er in seiner Premierensaison in Deutschland vergangene Runde in Göttingen kennenlernte. Zuvor hatte er in der G-League, dem Unterbau der NBA, für die Erie BayHawks auf dem Parkett gestanden und in Island bei U.M.F. Tindastóll. Natürlich will Bess am liebsten die Saison mit den Baskets über die Hauptrunde hinaus verlängern, und fragt man ihn, für wie realistisch er den Einzug in die Play-ins und dann in die Play-offs hält, kommt wie aus der Pistole geschossen: "Zu 100 Prozent."

    Und dafür arbeiten sie im Training auch sehr hart, sagt Bess, der glaubt, dass die Spieler sich gegenseitig nach vorne pushen können und die Mannschaft auf dem "richtigen Weg" wähnt, weil jeder Akteur auch persönlich Fortschritte mache. Nun gelte es eben, die leichten Fehler zu minimieren, vor allem die Ballverluste, und jeden "Angriff so zu spielen, als sei es der letzte".

    Solche Sätze sind natürlich Wasser auf die Mühlen von Trainer Sasa Filipovski, der mantragleich betont, wie "hart die Mannschaft jeden Tag arbeitet" und dass er sehr zufrieden mit der Einstellung seiner Spieler ist. Dennoch: "Wir machen noch zu viele Fehler", sagt der Slowene, "auch in der Defensive. Wir kassieren zu viele Punkte." Im Schnitt waren es in den sieben Ligaspielen nicht allzu üppige 73 pro Partie, aber weil die Baskets auch nur gut 76 pro Spiel werfen (nur Crailsheim macht durchschnittlich noch einen weniger), setzt Filipovski in der Verteidigung an. Er wünscht sich vor allem mehr Konstanz in den Auftritten.

    Charles Callison (rechts) am 1. Mai 2022 im Baskets-Leibchen beim Gastspiel der Baskets in München.
    Charles Callison (rechts) am 1. Mai 2022 im Baskets-Leibchen beim Gastspiel der Baskets in München. Foto: HMB Media/Marcel Engelbrecht

    Wiedersehen mit Ex-Spielmacher Charles Callison

    Bei den montäglichen Gastgebern ist nach fünf Niederlagen zum Start in die Liga, nur unterbrochen vom 98:94-Heimsieg im Pokal-Achtelfinale gegen Heidelberg, der Knoten geplatzt: Vor dem Auftritt in Berlin gewann der MBC zu Hause gegen Göttingen und in Rostock. Mit dem Selbstvertrauen von drei Erfolgen in Serie empfangen sie also die Baskets: "Sie haben einige Spieler aus der letzten Saison gehalten, was immer eine gute Sache ist, und die Mannschaft mit erfahrenen Neuzugängen ergänzt. Sie haben auch einen sehr erfahrenen Trainer und spielen eine harte und aggressive Verteidigung", sagt Baskets-Co-Trainer Dejan Mihevc. Der letzte Erfolg der Würzburger, die am Montag ein Wiedersehen mit ihrem ehemaligen Spielmacher Charles Callison feiern können, in Weißenfels (insgesamt drei Erfolge und fünf Niederlagen) datiert aus der Vor-Corona-Zeit vom Januar 2019.

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