Er kommt ein bisschen angewackelt, und wenn man ihm dann bei der Begrüßung in der Lobby des Hotels sagt, er laufe nun doch noch ein bisschen unrund, dann lacht Brekkott Chapman herzlich. Wie er es häufiger noch tun wird in diesem Gespräch. Und sagt: "Yes, I'm a bit sore." Ihm tun also die Knochen weh, gerade vor allem die Füße. Kein Wunder bei einem, der sich vor ziemlich genau vier Monaten einen Teil des Meniskus abgerissen hat und seitdem unermüdlich und schweißtreibend darum kämpft, wieder Anschluss zu finden an die Mannschaft und den Wettkampf.
Ja, natürlich sei es ein großer Unterschied, ob er alleine um seine Fitness ringt im Kraftraum und im Solo-Training - oder ob er den Basketball-Rhythmus wieder annimmt im Mannschaftstraining. Ein fundamentaler Unterschied, wie der 23-Jährige mehrfach betont. Er ist inzwischen wieder eingestiegen in die Teameinheiten von Bundesligist s.Oliver Würzburg, und wenn man gerade ein paar davon beobachtet hat im Trainingslager der Baskets in Valencia, kann man flugs auf die Idee kommen: Chapman kann und wird der Mannschaft helfen im Rest der Hauptrunde, in der die Play-off-Teilnahme eingetütet werden soll.
"Ich fühle mich mit meinem Knie sicher, und ich bin bereit, jetzt wieder loszulegen."
Brekkott Chapman, Baskets-Profi
Die ersten Wochen nach der Diagnose seiner schwerwiegenden Verletzung - der zweiten am selben linken Knie - waren "really hard", also wirklich schwierig für ihn. Aber seine Familie und auch die Mannschaft ("wie eine Familie") und zuvorderst "Doctor Kai", wie er den Baskets-Arzt Kai Fehske nennt, hätten eben einen "amazing job" gemacht. Also ihre Aufgaben letztlich übererfüllt. Und das habe ihm sehr geholfen bei seinen Anstrengungen fürs Comeback. Chapman hatte gerade einmal drei Spiele gemacht für die Baskets (zwei in der Liga und eines im Pokal-Wettbewerb), als im Training sein Meniskus riss. Seine Auftritte hatten berechtigte Hoffnungen geweckt, dass er tatsächlich zu einer wichtigen Stütze der Mannschaft hätte werden können. Das will er nun nachholen, er brennt geradezu darauf, das spürt man, wenn man sich mit ihm unterhält: "Ich fühle mich mit meinem Knie sicher, und ich bin bereit, jetzt wieder loszulegen", sagt Chapman - und lacht.

Sehr hart war es für ihn, zuletzt auf der Bank zu sitzen und zusehen zu müssen, wie die Mannschaft die Partien vergeigt hat. "Es ist schlimm, draußen zu sein und nicht unterstützen zu können", sagt Chapman, der betont, gerne dort anknpüfen zu wollen, wo er gestoppt worden war durch die Verletzung. Er weiß sehr genau, dass er womöglich ein paar Spiele braucht, um wieder reinzukommen - er weiß aber auch, "dass ich dem Team bestimmt helfen kann". Das glaubt auch sein Trainer: "Ich denke, dass Brekkott unseren Laden jetzt noch einmal voran bringt", sagt Denis Wucherer.
"Our honeymoon was in Würzburg."
Brekkott Chapman, Basketballer bei s.Oliver, über seine Hochzeitsreise, die vertagt werden musste
Brekkott Chapman macht den Eindruck, dass er im Reinen ist mit sich und seiner sportlichen Situation. Und das ist ein (Hoch)Leistungssportler meist dann, wenn es auch im Privaten stimmt. Chapman hat geheiratet inzwischen, er wollte es in Würzburg tun - aber durch die Zwangspause hat es sich dann eben ergeben, doch in der Heimat Ja zu sagen. Er schaut noch einmal nach in seinem Handy, um ja keinen falschen Termin zu nennen: "Yeah, I knew it, it was the 1oth of January." Kein großes Tamtam. Sie feierten in kleinem Kreis, eine intime Runde mit den Familien des Brautpaars. "Our honeymoon was in Würzburg", sagt Chapman und lacht aus vollem Herzen. Die Hochzeitsreise ist in den Sommer vertagt worden, "Bahamas or such", halt vor allem viel Sonne und Strand sind geplant. Gerade war die Rekonvaleszenz wichtiger.

Außerdem: Nylo war krank. Der Husky-Mischling-Welpe, den die Chapmans sich angelacht haben, musste zwei Wochen lang in die Klinik. "Unser Leben war wie in Zeitlupe in der Zeit", sagt das Herrchen, bei dem die Ohren Besuch bekommen von den Mundwinkeln, als er erzählt, dass Nylo nun seit einer Woche wieder gesund ist und zu Hause.
Chapmans Handy klingelt. Das online bestellte Fast Food kommt. Die Pasta nach der Einheit im Bistro von Valencias Trainingszentrum war teilweise kalt. Und die Portion offenbar auch nicht besonders groß. "Ich habe nur fünf Prozent Körperfettanteil, ich darf das", sagt der fast schmächtig wirkende, nur 97 Kilo auf die Waage bringende 2,06-Meter Mann zu seinem Teamkollegen Felix Hoffmann, der gerade in der Lobby nebenan ein Sandwich vertilgt. Chapman lacht dabei.