Die unglaubliche Saison der Würzburg Baskets geht weiter. Nach dem Rekord-Heimsieg gegen die Bamberg Baskets am Freitag, siegten die Unterfranken am Mittwochabend auch im A81-Derby bei den MHP Riesen Ludwigsburg mit 94:91 (40:48). Damit beendeten die Würzburger auch die neun Spiele andauernde Heimsiegesserie der Ludwigsburger und bleiben weiterhin Tabellenvierter. Bester Punktesammler war erneut Aufbauspieler Otis Livingston II mit 26 Punkten, der nach dem Spiel am Mikrofon der Kollegen von Dyn sagte: "Es fühlt sich sehr gut an, aber wir haben noch Arbeit vor uns. Es sind noch 14 Spiele."

Ohne den erkrankten Zac Seljaas fehlten dem Würzburger Spiel ein wenig die Dinge, die Seljaas eben so macht. Hier mal ein Dreier, dort ein guter erkämpfter Rebound und vor allem solide Verteidigung. Emmanuel Little, der zuletzt als siebter ausländischer Spieler oft aussetzen musste, konnte Seljaas nicht annähernd ersetzen. In seinen vier Minuten auf dem Feld waren die Würzburger 13 Punkte schlechter als der Gegner. Defensiv war er anfällig, offensiv gelang ihm nichts Zählbares.
Frühe Führung für Würzburg
Was eigentlich das Duell der zweitbesten (Ludwigsburg) gegen die viertbeste (Würzburg) Verteidigung sein sollte, begann mit reichlich Offensive, vor allem von Würzburger Seite. Erfolgreiche Dreipunktwürfe von Isaiah Washington und Collin Welp, sowie Punkte von Owen Klassen, Welp und Javon Bess am Korb sorgten für eine 12:0-Führung.

Ludwigsburgs Trainer Josh King nahm eine Auszeit und bekam fortan von seiner Mannschaft eine deutlich engagiertere Vorstellung zu sehen. Die typischen Ludwigsburger Tugenden: Intensität in der Verteidigung, Kampf um jeden Rebound und auch mal etwas zu viel körperliche Härte zerstörten den Rhythmus der Baskets und ließen den Vorsprung schmelzen. Beim 24:24 war zum ersten Mal Pause und die frühe Gästeführung aufgebraucht.
Ludwigsburg mit vielen Dreiern
Wie das aussieht, wenn die Ludwigsburger dem Spiel ihren Stempel aufdrücken? Ganz einfach: Die Verteidigung macht jeden Laufweg des Gegners schwer und vor allem zwingt die Ludwigsburger Verteidigung den Gegner dazu, Dinge zu tun, bei denen er sich nicht wohlfühlt. Offensiv geht es vor allem darum, zusätzliche Wurfchancen durch Offensiv-Rebounds zu erarbeiten und viel von der Dreierlinie abzuschließen. Die 30 Dreier, die die Riesen pro Spiel im Schnitt versuchen, sind der dritthöchste Wert der Liga. Am Mittwochabend waren es vor der Pause schon 18 (am Ende dann 33) Versuche. Der lange Sprungwurf, den Otis Livingston II kurz vor der Pause zum 40:48 verwandelte, war schon die Schadensbegrenzung vor der Pause.

Das Problem gegen diese Ludwigsburger Mannschaften ist dann meist: Wenn sie sich eine Führung erspielt haben, geben sie diese eigentlich nicht mehr ab. Aber die Würzburg Baskets haben zurzeit einen Lauf und bewiesen unglaubliche Moral. Bis zum Ende des dritten Viertels gelang es, den Rückstand auf ein Minimum zu reduzieren (68:69). Perry, Washington und Livingston II konterten die Aggressivität der Riesen mit vielen Aktionen zum Korb und kamen so häufiger an die Freiwurflinie. Perrys Korbleger holte zu Beginn des Schlussviertels die Führung zurück. Die Würzburg Baskets hatten den Kampf gegen den Champions-League-Teilnehmer angenommen.
Die Geschichte wiederholt sich nicht
Wie schon im vergangenen Jahr, als Ludwigsburgs Will Cherry die Riesen mit einem Dreier in der Schlusssekunde zum Sieg schoss, entwickelte sich im Schlussviertel ein Krimi. Livingston II traf im neunten Versuch endlich seinen ersten Dreipunktewurf zum 88:88 (LivingstonII : "Die Trainer haben weiter an mich geglaubt, deshalb habe ich das auch.") und einen Angriff später besorgte Klassen nach schönem Anspiel von Livingston II die Führung (90:88). Nach Klassens fünften Foul bekam Eddy Edigin 23,7 Sekunden vor Schluss die Chance von der Freiwurflinie wieder auszugleichen.

Doch ihm versagten beim ersten Freiwurf die Nerven und so waren die Ludwigsburger ihrerseits gezwungen zu foulen, um zu verhindern, dass die Baskets die Uhr herunterspielten. Darius Perry blieb, wie schon gegen Alba Berlin eiskalt und traf zwei Mal. 4,7 Sekunden vor Schluss hatten die Ludwigsburger dann noch die Chance, mit einem Dreipunktewurf auszugleichen, doch Melsons Wurf ging dieses Mal nicht rein.
Die Schlüssel zum Sieg waren, dass sich die Baskets gegen die aggressive Verteidigung nur vier Ballverluste erlaubten und auch beim Rebound fast gleichzogen. Sasa Filipovski sagte im Anschluss: "Glückwunsch an meine Spieler. Es war ein sehr physisches Spiel, aber wir haben uns gut gewehrt." Bis zum 1. März haben die Würzburger nun Pause, ehe mit den Crailsheim Merlins ein Kellerkind in die tectake-Arena kommt.
Basketball-Bundesliga, Männer
MHP Riesen Ludwigsburg - Würzburg Baskets 91:94 (24:24, 24:16, 21:28, 22:26)
Ludwigsburg: Graves 20, Buie 17, Melson 11, Lewis 11, Hughes 10, Edigin 7, Roberson 7, Polas Bartolo 6, Bähre 2, Ja. Patrick, Pleta, Jo. Patrick (beide nicht eingesetzt).
Würzburg: Livingston II 26 (6 Assists), Washington 16, Perry 14, Welp 12, Klassen 12, Bess 7 (8 Rebounds), Ugrai 7, Hoffmann, Little, Ndi, Böhmer (beide nicht eingesetzt).
Rebounds: 39 - 37.
Vorlagen: 19 - 18.
Ballverluste: 12 – 4.
Treffer aus dem Feld: 32/66 (48 %) – 30/73 (41%).
Dreier: 13/33 (39 %) – 9/29 (31%).
Freiwürfe: 14/15 (93%) – 25/28 (89%).
Zuschauende: 4000.