In einem ihrer bekanntesten Liedchen bitten die von Ende der Siebziger bis Mitte der Achtziger hierzulande ziemlich populären Pop-Musikanten der aus München stammenden Saragossa Band den "Rasta Man" darum, sie doch wenn möglich an die Hand und ihnen all ihre Schmerzen zu nehmen. Seit Mittwochabend erscheint es nicht ganz unwahrscheinlich, dass Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg nun auch seinen Rasta Man gefunden hat. Gemeinsam mit dem wie befreit aufspielenden Cameron Hunt führte der jüngste Neuzugang Robert Lowery die Baskets zu ihrem ersten Heimsieg seit 418 Tagen (2020 war ein Schaltjahr). Beim im Grunde nie wirklich infrage stehenden 101:82 (47:40) gegen Schlusslicht JobStairs Gießen 46ers erzielte der 33-jährige Amerikaner mit 18 Punkten nicht nur die zweitmeisten aller Würzburger (nach Hunt, der mit 28 Zählern einen persönlichen Bundesligarekord aufstellte) und verteilte acht Vorlagen - Lowery gab mit seiner Vorstellung auch ein kleines Versprechen für die Zukunft ab: Er verlieh dem Spiel der Baskets jene Stabilität, die sie in dieser Runde häufiger ebenso verzweifelt wie erfolglos gesucht hatten.
Der Spielmacher in der Zuschauerrolle
"Heute hat man schön gesehen, wie wichtig ein echter Point Guard ist", meinte Baskets-Trainer Denis Wucherer, der gleichwohl noch um etwas Geduld bittet: "Er braucht schon noch ein wenig Zeit, bis er alle unsere Abläufe und Plays verinnerlicht hat." Gerade zwei Mal hatte Lowery mit seinen neuen Kollegen üben können, und es war interessant zu beobachten, wie er sich gerade zu Beginn der Partie noch ein wenig zurückhielt und sich eher in die offensiven Ecken des Feldes verkrümelte. Fast so, als wollte er den Kollegen bei den Spielzügen erst einmal zusehen. Aber nachdem er dann nach gerade einmal 139 Sekunden mit seinen ersten Punkten die Gastgeber zum dritten und finalen Mal in Führung geworfen und dann noch den einen oder anderen Angriff mehr beobachtet als gestaltet hatte, hatte er offenbar keine Lust mehr auf die Zuschauerrolle. Und nahm gemeinsam mit Hunt das Heft in die Hand.
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"Ich bin erst ein paar Tage hier und kann natürlich noch nicht alle Spielzüge kennen", sagte Lowery nach seinem erstaunlichen Debüt. "Ich bin inzwischen ein erfahrener Spieler, und wenn man hart spielt und das tut, was der Coach will, dann kommen auch die Resultate." Sein Trainer lobte jedenfalls die Energie, die sein neuer Spielmacher aufs Parkett brachte, seinen Enthusiasmus und seine Verteidigung. Und der Gelobte, der sich seine ellenlangen Dreadlocks zum Spiel zu einem selten zu sehenden Mix aus Dutt und Pferdeschwanz zusammenbindet, gibt sich als moderner Teamplayer: "Es geht nicht um meine Statistiken, sondern um den Erfolg der Mannschaft. Und heute hat das ganze Team gut gespielt."

Das ist zweifellos trefflich analysiert - aber zur kompletten Wahrheit dieses Abend gehört freilich auch, dass die Hessen phasenweise sehr überzeugend demonstrierten, weshalb sie ganz im Süden der Tabelle beheimatet sind und erst drei Partien gewonnen haben, darunter (nach der Vorstellung in Würzburg zu urteilen) mystischerweise sogar in Oldenburg. Unterm Strich jedenfalls scheinen die Baskets nicht allzu viel verkehrt gemacht zu haben mit ihren letzten drei Nachverpflichtungen. Auch 113-Kilo-Muskelschrank Murphy Holloway (acht Punkte, sechs Rebounds) gab einen respektablen Einstand. Und der ehemalige NBA-Profi Perry Jones III. (vier Punkte, sechs Rebounds) zeigte wie bei seiner Premiere gegen München und gegen Göttingen zumindest Ansätze und wird vermutlich auch nicht immer ein so ungenaues Händchen haben wie gegen Gießen, als nur einer seiner sieben Versuche aus dem Feld erfolgreich war.
"Es geht darum, als Team zusammenzuspielen und einen Weg zu finden, Spiele zu gewinnen."
Baskets-Profi Robert Lowery
Der durch schnelle Ballbewegungen zumindest phasenweise durchaus ziemlich attraktiv herausgespielte erste Heimsieg dieser Runde war für die Baskets auch hinsichtlich eines Blicks in die nähere Zukunft ziemlich wichtig. Am Sonntag geht's nach München, nächsten Mittwoch zum Überraschungszweiten Crailsheim, dann kommt Bamberg, alles Teams in den Play-off-Rängen, ehe am 9. März die wegen des positiven Corona-Tests und der folgenden Quarantäne ausgefallene Partie in Weißenfels beim MBC nachgeholt wird. Wie meinte der Rasta Man der Baskets am Mittwoch so treffend: "Es geht darum, als Team zusammenzuspielen und einen Weg zu finden, Spiele zu gewinnen. Wir haben das Talent dafür und müssen es nur richtig einsetzen."
"Rastaman Vibration" gilt als jenes Reggae-Album, das den jamaikanischen Rastafari-Prediger Bob Marley zu Weltruhm verhalf. Wer weiß: Vielleicht nehmen die Baskets ja nun die richtigen Schwingungen auf.