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FUSSBALL: ZWEITE BUNDESLIGA: Der unvermeidliche Abstieg

FUSSBALL: ZWEITE BUNDESLIGA

Der unvermeidliche Abstieg

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    Die andern trauern: Emanuel Taffertshofer (links) und Kapitän Sebastian Neumann von den Kickers.
    Die andern trauern: Emanuel Taffertshofer (links) und Kapitän Sebastian Neumann von den Kickers. Foto: Foto: Frank Scheuring, foto2press

    Am Ende war es aussichtslos. Vor dem beeindruckenden Panorama von 60.000 Zuschauern endete für den FC Würzburger Kickers beim VfB Stuttgart die Zweitliga-Reise. 1:4 (0:1) hieß es am Schluss. Der Abstieg war besiegelt, und an diesem Sonntagnachmittag in diesem Stadion gegen diesen Gegner unvermeidlich.

    Da hilft auch nicht der Hinweis auf die eine große Chance von Nejmeddin Daghfous in der elften Minute. Zu groß war die Kluft zwischen dem gefeierten Zweitliga-Meister und den in der Rückrunde so tief gefallenen Kickers. Größer könnte der Unterschied gar nicht sein – auch emotional. Die Stuttgarter Akteure tanzten singend durch die Stadion-Gänge, ehe Bernd Hollerbach sein Statement abgab. Der Kickers-Coach wirkte müde und abgekämpft: „Ich bin enttäuscht.“

    • Hier gibt es den Liveticker zum Nachlesen

    „Wir sind nicht heute abgestiegen, sondern in den Wochen zuvor“, stellte Kickers-Abwehrspieler David Pisot fest. Das 3:0 im Hinspiel am 15. Dezember bleibt einstweilen der letzte Würzburger Zweitliga-Sieg. Es folgten 17 erfolglose Versuche. Eine halbe Saison ohne Dreier – einen so tiefen Absturz wie die Kickers hat in einer Zweitliga-Rückrunde bislang nur der 1. FC Saarbrücken hingelegt. Die Saarländer wurden 1993/94 ebenso in der zweiten Hälfte der Spielzeit elf Plätze durchgereicht, erhielten als Tabellen-14. aber immerhin die Klasse.

    „Wir hatten die erfolgreichste Saison der Kickers-Geschichte“, meint Daniel Sauer trotzdem. Eine angesichts des Abstiegs recht gewagte Betrachtungsweise, daran ändert auch nicht der Hinweis darauf, dass man ja immerhin bis zum letzten Spieltag noch eine Chance auf den Klassenerhalt hatte. Der Vorstandsvorsitzende der Kickers AG wird in den nächsten Tagen versuchen, den Laden zusammenzuhalten. Sein erklärter Wille ist es jedenfalls, dass der Abstieg nicht das Ende einer Ära ist. Bernd Hollerbach soll bleiben. Das wünscht sich Sauer.

    Hollerbach lässt seine Zukunft offen

    Doch was wünscht sich Hollerbach? Der Trainer, in den vergangenen Wochen längst nicht außerhalb jeglicher Kritik, vermied es auch im Moment des Abstiegs, sich festzulegen, wie seine persönliche Zukunft nun ausschauen könnte. „Ich bin enttäuscht und muss das Ganze jetzt erst einmal sacken lassen“, sagte der 47-Jährige. Er werde sich „mit den Entscheidungsträgern“ – also mit Sauer sowie Aufsichtsratsboss und Geldgeber Thorsten Fischer – „zusammensetzen. Und dann wird es auch eine Entscheidung geben.

    “ Es lohnte sich nach dem feststehenden Abstieg durchaus, auf die Zwischentöne zu achten: „Ich habe jetzt drei Jahre keinen Urlaub gehabt. Das war eine sehr intensive Zeit“, sagte Hollerbach. Ob er noch einmal Lust auf einen mühsamen Neuaufbau hat? „Die Kickers“, sagte Hollerbach, „werden auch in der Dritten Liga eine gute Rolle spielen.“ Der Ruf des Aufstiegstrainers hat in der Rückrunde gelitten. Ob er nun das Risiko eingeht, am Unternehmen Wiederaufstieg zu scheitern?

    Bis zum 30. Mai geht beim Zweitliga-Absteiger das Training weiter. Erst danach dürfen die Spieler in den Urlaub. Der dürfte kurz sein, denn bereits am 21. Juli startet die Dritte Liga in ihre nächste Spielzeit. Mitte Juni muss das neue Kickers-Team schon wieder in die Vorbereitung starten.

    Dafür freilich gibt es derzeit viele ungelöste Fragen. Zumindest eine Frage hat Kapitän Sebastian Neumann noch am Sonntag beantwortet: Sein Vertrag gelte auch in der Dritten Liga, bestätigte er. Das alleine heißt aber noch lange nicht, dass er auch in der kommenden Saison wieder für die Kickers auflaufen wird. „Das ist schwierig zu sagen“, meinte er und antwortete auf die Frage, ob nun die Gefahr besteht, dass diese Kickers-Mannschaft in den kommenden Wochen komplett auseinanderbricht: „Das weiß ich nicht.“

    Nun kann man tatsächlich, ganz ohne Häme, feststellen, dass die Kickers nach drei Jahren dort angekommen sind, wo sie bei Hollerbachs Amtsantritt 2014 hinwollten: in der Dritten Liga. „Auch dort wird Profifußball gespielt“, sagte Sauer. Nur eben eine ganze Spur kleiner als an diesem Sonntagnachmittag im tosenden Stuttgart, wo nicht nur im Stadion, sondern auch wenige hundert Meter entfernt auf dem Cannstatter Wasen der rot-weiße Aufstiegswahnsinn herrschte.

    In manchen Momenten wirkte es in dieser Saison, als seien diese Kickers auf einem fremden Planeten gelandet. Sie zelebrierten ihr Außenseiterimage. Ein Ausspruch wurde Hollerbachs Markenzeichen: „Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen.“ Dabei aber wurde schnell vergessen, dass sich das Kickers-Team seit Hollerbachs Amtsantritt längst komplett gewandelt hat. Dreimal verpflichtete und verabschiedeten die Würzburger Spieler in Mannschaftsstärke. Nun steht der nächste Umbruch an. Womöglich mit einem neuen Trainer. Es könnte ein kompletter Neubeginn werden.

    Die Statistik des Spiels 2. Bundesliga: VfB Stuttgart – Würzburger Kickers 4:1 (1:0) Stuttgart: Langerak – Pavard, Baumgartl, Kaminski, Insua – Gentner, Mat. Zimmermann (73. Ofori) – Brekalo (64. Klein), Maxim (77. B. Özcan) – Terodde, Ginczek. Würzburg: Siebenhandl – Karsanidis (37. Rama, 76. D. Schmitt), Schoppenhauer, S. Neumann, Pisot, Kurzweg – T. Schröck, Benatelli, Taffertshofer – Daghfous, Ernst (54. Nagy). Tore: 1:0 Mat. Zimmermann (32.), 2:0 Terodde (59.), 2:1 T. Schröck (78.), 3:1 Terodde (80.), 4:1 Ginczek (89.). Gelb: – / T. Schröck (8), Schoppenhauer (8). Schiedsrichter: Ittrich (Hamburg). Zuschauer: 60 000 (ausverkauft).

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