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Steilpass: Der Würzburger Philipp Burneckas ist Athletik-Trainer beim DFB: Wie viel Sport ist eigentlich gesund?

Steilpass

Der Würzburger Philipp Burneckas ist Athletik-Trainer beim DFB: Wie viel Sport ist eigentlich gesund?

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    Philipp Burneckas (Zweiter von rechts) ist Athletik-Trainer bei der weiblichen U-19-Nationalmannschaft des DFB. Hier ist er beim Trainingslager in der Türkei.
    Philipp Burneckas (Zweiter von rechts) ist Athletik-Trainer bei der weiblichen U-19-Nationalmannschaft des DFB. Hier ist er beim Trainingslager in der Türkei. Foto: Istvan Derencsenyi, Getty Images

    Philipp Burneckas stammt aus Würzburg und ist beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) Athletik-Trainer im weiblichen Nachwuchsbereich. Zuletzt betreute der 38-Jährige die männliche U17 und die weibliche U19, die sich für die Europameisterschaft im Sommer qualifizierte. Burneckas war früher auch mal bei den Würzburg Baskets als Athletik-Trainer aktiv. Im Steilpass-Interview berichtet er, wie er im Profi-Fußball Fuß fassen will und welche Rolle Sprachen dabei für ihn spielen.

    Wer hat Sie angespielt?

    Philipp Burneckas: Das war Anna Schlarb. Wir haben uns im Rahmen der B-Trainer-Ausbildung kennengelernt. Sie war meine Ausbilderin beim DFB-Basis-Coach, den ich vorher noch machen musste.

    Wie war Ihr Laufweg?

    Burneckas: Sportlich habe ich als Kind in Güntersleben angefangen, Fußball zu spielen. Nach dem Jugendbereich kam ich aber an meine Grenzen. Ich habe beim ASV Rimpar in der zweiten Mannschaft und während des Studiums in Bayreuth auf Kreisliga-Niveau gespielt. Der ehemalige Fitness-Trainer vom SV Wehen Wiesbaden hat uns dort trainiert. Wir hatten damals schon Brustgurte und GPS-Auswertung in der Kreisliga. Das hat mich damals schon inspiriert.

    Sie sind Athletik-Trainer im Nachwuchsbereich des DFB, haben aber noch eine Lizenz im Trainer-Bereich gemacht. Wollen Sie langfristig Fußball-Mannschaften trainieren?

    Burneckas: Ich sehe mich nicht als klassischer Fußball-Trainer, aber wäre gerne eine Art Hybrid. Eine Mischung aus Co-Trainer, Athletik-Trainer und vor allem Kommunikator. Ich spreche sehr gut Portugiesisch und Englisch. Sprachen sind eine Fähigkeit, die im Profi-Fußball sehr geschätzt wird. Außerdem hilft es mir als Athletik-Trainer, dass ich auch was vom Fußball verstehe. Wenn bei der U-17-Nationalmannschaft Lars Bender als Co-Trainer danebensteht und ich bei der Aufwärmübung nicht erklären kann, wie der erste Kontakt aussehen muss, mache ich mich ja auch selbst lächerlich. Als Athletik-Trainer im Fußball braucht man auch Fachwissen aus diesem Bereich, um gute Arbeit zu liefern. Sonst verlieren die Spieler auch schnell den Respekt.

    Aber nicht jeder Trainer spricht so Englisch wie Lothar Matthäus.

    Burneckas: Dino Toppmöller spricht sieben Sprachen. Aber für die Sprache, die er nicht kann, hat er sich einen Co-Trainer dazugeholt. Auch Xabi Alonso spricht fließend Spanisch, Englisch und Deutsch mittlerweile, trotzdem haben die Trainerstäbe im Profi-Bereich mittlerweile sieben bis acht Trainer, die verschiedene Sprachen im Angebot haben. Beim DFB habe ich gemerkt, dass viele Ex-Spieler, die Trainer werden, maximal rudimentär Englisch sprechen. Das ist eine Nische, die Türen öffnen kann, vor allem wenn fachlich das Niveau vergleichbar ist.

    Wieso haben Sie Portugiesisch gelernt?

    Burneckas: In der elften Klasse war ich ein Jahr in den USA an einer High School. In meiner Gastfamilie war noch ein Junge aus Brasilien, den ich nach dem Abitur dort besucht habe. Deshalb habe ich im Studium direkt begonnen, Portugiesisch zu lernen und war dann im fünften Semester im Ausland in Brasilien. Nach meinem Abschluss war mein erster Job bei einer Sportmarketing-Agentur von Adidas. Damals war ich 2013 und 2014 vor der Weltmeisterschaft in Brasilien, weil Adidas jemanden brauchte, der Deutsch und Portugiesisch konnte.

    Später waren Sie Athletik-Trainer bei den Würzburg Baskets. Wie kamen Sie zum Basketball?

    Burneckas: Ich habe mit 17 auch angefangen, Basketball zu spielen. Das war natürlich viel zu spät, um etwas zu erreichen. Trotzdem kann ich einen Korbleger mit der linken und der rechten Hand. Über Christian Dierl, der bei den Würzburg Baskets im Marketing gearbeitet hat und den ich vom Studium in Bayreuth kannte, kam ich als Athletik-Trainer zu den Baskets. Zunächst war ich mehr Team-Manager als Athletik-Trainer, weil die Baskets dort Unterstützung gebraucht haben. Als Denis Wucherer Trainer wurde, hat mich Geschäftsführer Steffen Liebler als Athletik-Trainer vorgeschlagen. Auf einmal war ich dann mit den Co-Trainern Stephen Arigbabu, Steven Key und Physiotherapeut Ronny Frank im Trainerteam der Baskets.

    Eine sehr erfolgreiche Zeit zunächst. Wieso haben Sie die Baskets schließlich verlassen?

    Burneckas: Im ersten Jahr haben wir noch international gespielt. Das war sehr viel Arbeit, trotzdem möchte ich diese Zeit nicht missen. Ich war 2001 als Fan zum ersten Mal in der Halle bei den Baskets. Ein Teil des Trainerteams zu sein, war für mich eine unglaubliche Reise. Der Abschied war hart, weil es ein unglaubliches Privileg war, in der Heimatstadt im Profi-Sport zu arbeiten. Als Sasa Filipovski im Dezember 2022 von Wucherer übernahm, wollte er nicht, dass ich parallel noch für den DFB arbeite. Zum Glück konnte ich nahtlos beim DFB als Athletik-Trainer weitermachen.

    Wie kam der Kontakt zum DFB zustande?

    Burneckas: Während meiner Zeit bei den Baskets ist der DFB auf mich zugekommen. Denis Wucherer hat es mir damals erlaubt, das parallel zum Job auf Honorarbasis zu machen, auch weil er einen Mehrwert für den Verein erkannte. Mittlerweile habe ich beim Verband eine Vollzeitstelle und bin sehr viel auf Lehrgängen unterwegs.

    "Der Abschied war hart, weil es ein unglaubliches Privileg war, in der Heimatstadt im Profi-Sport zu arbeiten."

    Philipp Burneckas über seine Zeit als Athletik-Trainer der Würzburg Baskets.

    Machen Sie selbst noch viel Sport?

    Burneckas: Ich trainiere regelmäßig am frei zugänglichen Sportplatz am Sanderrasen in Würzburg im Freiluft-Fitnessstudio. Diese Stationen gibt es ja mittlerweile häufiger. Ich habe sie damals mit einer Firma aus Röttingen (Lkr. Würzburg), die eigentlich Spielplätze baut, für die Stadt geplant, weil ich diesen Trend schon aus Brasilien kannte. Ich habe ihnen das Konzept erstellt und mittlerweile gibt es diese Anlagen zum Beispiel an vielen Universitäten in Bayern. "Calisthenics" nennt man dieses intensive körperliche Training mit dem eigenen Körpergewicht. Außerdem versuche ich zweimal in der Woche laufen zu gehen.

    Bei Instagram sieht man Sie häufig am Main auf einem Stand-up-Paddle. Woher kommt die Leidenschaft?

    Burneckas: Ich habe in Würzburg einen Verleih für Stand-Up-Paddle aufgebaut, nach dem Vorbild des Ex-Baskets-Spielers Nils Haßfurther, der das in Bamberg gemacht hat. Das war damals ein Projekt, als die Corona-Pandemie begonnen hatte. Mit Leidenschaft stehe ich aber auf dem Surfbrett ohne Paddle. Ich bin auch ausgebildeter Surflehrer. Der Lebensstil gefällt mir, aber das würde mir nicht reichen. Wellenreiten ist eine unglaublich schwierige Sportart, weil man Kraft, Ausdauer, Gleichgewicht und Timing braucht.

    Sie beschäftigen sich sieben Tage die Woche mit Sport. Wie viel Sport ist gesund?

    Burneckas: Wer rastet, der rostet. Man muss möglichst früh anfangen, dem körperlichen Verfall entgegenzuwirken. Meine Empfehlung ist: eine aktive Mittagspause. Die Kleinigkeiten machen einen Unterschied. Zu Fuß einkaufen, statt mit dem Auto. Dann muss man nicht dreimal die Woche Sport machen. Wer noch nie Sport gemacht hat, dem reichen 10.000 Schritte am Tag und ein aktiver Lebensstil, damit es ihm besser geht. Wer richtig fit werden will, der muss natürlich mehr machen. Viel kann man über die Ernährung steuern.

    Wann würden Sie es Jugendlichen erlauben, im Fitnessstudio zu trainieren?

    Burneckas: Es kommt immer auf die Betreuung an, aber es pauschal zu verbieten ist falsch. Krafttraining mit dem eigenen Körpergewicht zu machen, ist unbedenklich, aber schwere Gewichte im Fitnessstudio ohne Anleitung eines Trainers zu heben, ist immer Quatsch, weil der Sehnen- und Band-Apparat nicht so schnell mitwachsen kann. Wenn Kinder eine Veranlagung dazu haben, sollte Krafttraining unter der Betreuung von Trainern stattfinden. Es ist schwierig, zu erkennen, wann die Wachstumsfugen geschlossen sind. Das ist das wichtige Kriterium. 14-Jährige sollten nicht alleine ins Studio gehen, aber eine Crossfit-Box mit Kursen für Jugendliche kann gut für sie sein.

    Wen spielen Sie an?

    Burneckas: Ich werfe das Hütchen rüber zu Philipp Kunz. Er war während meiner Zeit bei den Baskets mein Pendant bei den Würzburger Kickers als Athletik-Trainer. Gemeinsam mit Michael Schiele war er zwischendurch auch bei Eintracht Braunschweig.

    Das Interview-Format "Steilpass"In unserem Interview-Format "Steilpass" übernehmen die Interviewten die Regie. Am Ende des Gespräches dürfen sie entscheiden, wer als Nächstes an der Reihe ist, von uns befragt zu werden – sie spielen also den nächsten Protagonisten oder die nächste Protagonistin an.cam

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