Wer regelmäßig die Spiele der FIT/One Würzburg Baskets in der Basketball-Bundesliga oder der verfolgt, dem ist es bestimmt schon mal aufgefallen. Meist beim Ball nach vorne dribbeln, zeigt der ballführende Spieler mit seiner Hand das Spielsystem an. Manchmal ist das eine bestimmte Anzahl an Fingern, manchmal aber zieht der Spieler auch an seinem Trikot oder tippt sich gegen den Kopf, häufig, nachdem Trainer Sasa Filipovski zuvor von der Seitenlinie mit dem Aufbauspieler kommuniziert hat.
Fünf Fragen und Antworten zu Spielsystemen im Basketball, wie sie umgesetzt werden und welche grundsätzlichen Regeln der slowenische Baskets-Coach in der Offensive und Defensive seinem Team vorschreibt.

1. Was bedeuten die Handzeichen, die sich die Würzburger Spieler gegenseitig geben?
Damit werden im Basketball die Spielsysteme im Angriff angezeigt. Sie sind von Team zu Team unterschiedlich und werden meist vom Trainer vor der Saison vorgegeben und dann zu Saisonbeginn häufig trainiert. Laufwege, Blöcke, also das Sperren eines Gegenspielers, indem man sich in seinen Weg stellt, am Ballführenden oder bei einem Spieler abseits des Balls und auch das Timing sind dabei wichtig. Die Spielsysteme bieten ein Grundgerüst, an dem sich Spieler gut Angriff für Angriff entlang hangeln können. In einem sehr freien System, wie es Filipovski in Würzburg spielen lässt, können die Spieler auch aus dem System ausbrechen und dadurch entstandene Vorteile nutzen.

2. Wie viele dieser Spielsysteme gibt es und verändern die sich von Saison zu Saison?
Seit der Slowene im Amt ist, haben sich die Spielsysteme jedes Jahr verändert, weil der 50-jährige Stratege sich natürlich den Qualitäten der Spieler anpasst. In Filipovskis erster Saison ging der Ball nach Systemen häufig zu Kraftpaket Desi Rodriguez an den Zonenrand in Korbnähe, weil dieser dort seine Stärken ausspielen sollte. Mittlerweile sieht man das im Spiel der Baskets kaum noch. Stattdessen landet der Ball häufig bei den kleineren Außenspielern, dieses Jahr Jhivvan Jackson, Mike Lewis II oder
Mit den speziell für Einwurfsituationen trainierten Spielsystemen hat ein normales BBL-Team zwischen zehn und 50 Varianten auf Lager.
3. Gibt es auch Handzeichen oder Systeme für die Defensive?
Grundsätzlich ja, bisher nutzen die Würzburger aber nur die Standardvariante, also eine Verteidigung bei der jeder Spieler einen anderen Spieler verteidigt. Allerdings arbeiten die Würzburger im Training noch an einer Zonen-Verteidigung, die aber eigentlich jeder Bundesligist als Option im Repertoire hat. Letztes Jahr, als die Würzburger in den Play-offs arg ersatzgeschwächt gegen Bayern München antreten mussten, sah man Filipovski häufig beide Fäuste nach oben recken. Es war das Signal für eine eher raumorientierte Verteidigung. So verteidigen Teams, wenn der Gegner entweder schlecht von der Dreipunktelinie wirft, oder, wie im Falle der Baskets im Mai, Körner gespart werden müssen. Eine solche Ball-Raum-Verteidigung ist nämlich meist weniger intensiv als die klassische Mann-Mann-Verteidigung.

Dazu hat Filipovski immer verschiedene Versionen der Block-Verteidigung im Repertoire. So können die Baskets, je nach Qualität beim Gegner, bei allen Blöcken am Ball, auch Pick and Roll genannt, einfach den Gegenspieler tauschen. Dabei nehmen sie in Kauf, dass dann größere gegen kleinere und schnellere gegen langsamere Spieler verteidigen müssen.

4. Und wie lösen die Baskets diese Nachteile?
Unter dem Korb schicken die Baskets häufig früh einen zweiten Verteidiger, um den Ballführenden zu doppeln. Damit dessen Gegenspieler dann nicht komplett frei steht, positionieren sich die drei anderen Spieler so, dass nur der am weitesten vom Ball entfernte Spieler frei ist. Falls dieser Spieler dann angespielt wird, bleibt genug Zeit für den nächsten Verteidiger.
5. Worauf kann man als Zuschauer noch achten?
Manchmal funktioniert das Spielsystem nicht, beispielsweise weil die Verteidigung gut vorbereitet ist und einen Pass verhindert. Dann spielen die meisten Teams ein Pick and Roll, um innerhalb der 24-Sekunden-Angriffszeit noch einen guten Abschluss zu kreieren. Das will Filipovski nicht immer. Wenn die verbliebene Angriffszeit acht Sekunden oder weniger anzeigt, sieht man häufig, wie er die Arme nach außen bewegt. "Platz schaffen für das Eins-gegen-Eins", versucht er seinen Spielern zu vermitteln. "Kein Pick and Roll mehr unter acht Sekunden", ist eine klar erkennbare Regel im System des Slowenen.

Würzburg Baskets empfangen HamburgAm Freitagabend bietet sich die Chance, die Spielsysteme der Würzburg Baskets zu beobachten und das hier Gelernte zu analysieren. Um 20 Uhr gastieren die ersatzgeschwächten Hamburg Towers in der Würzburger tectake-Arena.Die Hansestädter erwischten einen guten Saisonstart und besiegten unter anderem schon Alba Berlin, unter der Woche kamen sie jedoch im Eurocup gegen Cluj mit 67:103 unter die Räder. Dabei fehlten den Hamburgern vor allem auf den großen Positionen wichtige Spieler wie Benedikt Turudic oder Kur Kuath.Quelle: tei