Ein schriller Pfiff ertönt. Daniela Plattner, Trainerin der U-13-Fußballjunioren des SV Heidingsfeld, hat mal eben ihre Finger zwischen die Lippen geschoben und kräftig geblasen. Wenige Augenblicke später unterbrechen zwölf junge Burschen ihr Aufwärmprogramm auf dem neuwertigen Kunstrasen an den Herieden in Heidingsfeld und traben in Richtung Vereinsheim. „Eigentlich sind wir noch ein paar mehr. Doch einige Spieler haben wegen mangelnder Trainingsbeteiligung eine Pause bekommen“, erklärt Plattner.
„Wir verstehen uns blind“
Weil an diesem Tag viele Nachwuchsteams auf dem Sportgelände des SVH im Einsatz sind, stellen sie und ihr Co-Trainer Alexander John die Jungs im Umkleidebereich der Sauna ein. „Alles geht Hand in Hand. Wir verstehen uns blind“, sagt John, der seit einigen Saisons dabei ist und dessen Sohn Marc im Tor steht. Plattner hat die Mannschaft in der U 9 übernommen. Nach dem letzten Saisonspiel in der Bezirksoberliga muss sich die dreifache Mutter von ihrem liebgewonnenen Team trennen.
Kein Platz für Sentimentalitäten
Doch für Sentimentalitäten hat Plattner vor dem Match gegen die JFG Grabfeld keine Zeit. „Ihr müsst Gas geben!“, „Wer hat die Stutzen vergessen?“, „Los, beeilt euch!“. Mit klaren Ansagen dirigiert sie die Heranwachsenden. „Ich habe drei Söhne unter anderem durch die Pubertät begleitet. Da weiß man mit Jungs umzugehen.“ Plattner strahlt eine natürliche Autorität aus, die scheinbar noch nicht bei allen Gegenübern angekommen ist. „Es gibt nach wie vor Verantwortliche von gegnerischer Seite, die an mir vorbeilaufen und meinen Co-Trainer oder einen der Papas begrüßen. Früher hat mich das gestört. Heute stehe ich da drüber“, sagt Plattner. „Fußball ist halt noch immer sehr von Männern dominiert.“
Ausnahmslos Trainer
Tatsächlich gibt es in der Liga ausnahmslos Trainer. Überhaupt ist Plattner eine absolute Vorreiterin, zumindest auf diesem Niveau. Doch in puncto Fachwissen und Pädagogik macht ihr im Jugendbereich kaum jemand etwas vor. Für das Abschlussspiel haben sie und ihr Co-Trainer sich eine besondere Taktik zurechtgelegt. Eddi, Gregor und Clemens sollen ganz vorne für Betrieb sorgen, Kapitän Jaran das Herzstück in der Zentrale ausfüllen und die neu formierte Viererabwehrkette Dave, Ben, Felix und Fin die gegnerischen Angriffe unterbinden.
Anstrengende Formation
Die Strategie geht auf, auch wenn die Mannschaft in der 23. Minute in einen Konter läuft. Kurz darauf gelingt den Heidingsfeldern der 1:1-Ausgleich. Plattner ballt ihre Hände zu Fäusten und jubelt energisch. In der Pause versammelt das Trainerduo seine Jungs rund um die Auswechselbank. Ein Klaps hier, ein „Weiter so“ da. Die anstrengende 4-1-3-Formation wird beibehalten. Doch wieder geraten die Grün-Weißen in Rückstand, diesmal nach einem Standard. Plattner rennt vermehrt die Außenlinie auf und ab – immer auf Höhe des Balles.
Erlösender Treffer
Mit einem Erfolgserlebnis hätte ihr Team gute Chancen, auf dem drittletzten Platz zu bleiben und am Ende sogar die höchste unterfränkische Spielklasse zu halten. Die SVH-Jungs drängen auf das 2:2. Ihr Torjäger Edwin Gerhardt pusht seine Mitspieler und erzielt schließlich den erlösenden Treffer, der noch wichtig sein kann. Weitere Möglichkeiten bleiben ungenutzt. Doch die so schwierige Saison, in der die jungen Heidingsfelder Kicker das Verlieren lernen mussten, endet immerhin mit einem hochverdienten Punktgewinn. „Das habt ihr prima gemacht“, lobt die Trainerin und verabschiedet ihr Team in die Sommerpause. „Das war das letzte Spiel auf dem kleinen Feld. Jetzt geht es für euch in die U 15 und damit auf den großen Platz.“
Neuer Job als Kleinfeld-Koordinatorin
Plattner selbst soll im Verein eine Art Kleinfeld-Koordinatorin werden. „Mal sehen, ob ich zusätzlich noch eine Mannschaft übernehme. Ansonsten würde mir wohl was fehlen“, vermutet die Schulbegleiterin, die im Zweitjob in der Vereinsgaststätte an den Herieden bedient. Darüber hinaus ist sie beim Bayerischen Fußballverband engagiert – als Referentin für das Programm „Fit for Kids“ sowie als Junioren-Spielgruppenleiterin. „Es war schön zu erleben, wie die Jungs über all die Jahre zu Persönlichkeiten herangereift sind und sich natürlich auch fußballerisch weiterentwickelt haben“, sagt Plattner. Dreimal in der Woche baten sie und ihr Co-Trainer zuletzt zum Training.