Es gab einmal eine Zeit, da hatte jedes Fußballteam einen Trainer und der stellte nicht nur die Mannschaft auf, sondern machte sein Team auch nach bestem Wissen und Gewissen fit für das Spiel. Das war in einer Zeit, als der Fußball noch ein vermeintlich leichtes Spiel war. Heute, wo auch bei Drittligist Würzburger Kickers der Tablet-Computer zur Grundausstattung auf dem Trainingsplatz gehört, ist schon klar, dass die Sache etwas komplizierter ist. Der Fußball ist längst nicht so ein einfaches Spiel, wie man denkt. Schon bei jedem Drittliga-Klub werden eine Menge an Daten gesammelt. Und um aus denen die richtigen Schlüsse zu ziehen, braucht es Spezialisten, die dem Cheftrainer zuarbeiten.
"Es geht darum, alle Möglichkeiten und Ressourcen, die zur Verfügung stehen, möglichst gewinnbringend zu nutzen", sagt Philipp Eckart. Der 29-jährige Würzburger ist seit diesem Sommer als Spielanalyst Teil des Trainerteams bei den Rothosen. Eckart steht auch mit auf dem Trainingsplatz, unterstützt dort Chefcoach Michael Schiele und dessen neuen Assistenten Rainer Zietsch. Seine Hauptaufgabe ist aber eine andere: "Wie verhält sich eine Mannschaft mit oder ohne Ball? Welches sind die Stärken und Schwächen der einzelnen Spieler? In welchen Räumen auf dem Spielfeld wird es gefährlich?", so beschreibt Eckart kurz und knapp die Dinge auf die er achtet, wenn er sich ein Fußballspiel anschaut.
Dass jedes Drittliga-Spiel inzwischen im Internet-Fernsehen der Telekom live übertragen wird, dürfte für ihn doch in Vorteil sein, möchte man meinen. "Mit dem Fernsehbild kann ein Spielanalyst nur wenig anfangen", sagt Eckart, "ich brauche eine andere Perspektive." Die bietet ein Anbieter, der alle Partien für die Klubs mitschneidet. Und dann geht es für Eckart an die Analyse. "Es geht immer darum, Muster zu erkennen. Was macht ein Team oder ein Spieler in dieser oder jener Situation? Die Erkenntnisse bereiten wir dann im Trainerteam zusammen auf und Michael Schiele als Cheftrainer präsentiert sie der Mannschaft."
Über seinen Ansporn, sich in diesem speziellen Bereich weiterzubilden, sagt Eckart: "Ich wollte das Spiel bis ins kleinste Detail verstehen." Als Spieler auf dem Feld habe man ja auch eine subjektive Wahrnehmung. "Wenn man das eigene Verhalten aber mit Hilfe von Bildern objektiv gespiegelt bekommt, ist das eine große Hilfe. Man weiß, woran man arbeiten muss."
Zum Beispiel auch im körperlichen Bereich. "Es kann schon vorkommen, dass nach den Analysen herauskommt, dass wir zum Beispiel mehr Geschwindigkeit auf den Flügeln brauchen", sagt Philipp Kunz. Und dann setzt seine Arbeit ein. "Mir gefällt es mit Leistungssportlern, die schon sehr gut sind, zu arbeiten und ihnen zu helfen, noch etwas mehr aus dem Körper herauszukitzeln." Eigentlich hat Kunz, wie Eckart gebürtiger Würzburger und 29 Jahre alt, ja Lehramt studiert. "Aber es war nicht meine Sache, Schüler zu etwas zu zwingen, was sie ohnehin nicht machen wollen." Über das Nachwuchsleistungszentrum kam er zu den Kickers. Bereits in der Vorsaison war er beim Training des Drittigateams dabei, nun gehört er fest zum Trainerstab. Die Zeiten, in denen sich die Rothosen Fitnesstrainer von außerhalb auf Honorarbasis holten, sind also vorbei.
Längst ist auch die Fitness zu einem Zahlenspiel geworden. Die vielen Daten, die sich inzwischen gewinnen lassen, seien,sind für Kunz, der an der Würzburger Uni im Fach Trainingswissenschaften promoviert, eine wirksame Hilfe bei seiner Arbeit. "Aber vor allem helfen die Daten bei der Motivation. Jeder Spieler sieht schwarz auf weiß, wo er sich verbessern kann und wie er im Vergleich mit anderen steht.“ Das Leistungsniveau über eine ganze Saison zu halten sei eine große Herausforderung, überhaupt sei der Fußball für den Fitnesstrainer eine besondere Herausforderung. "Viel vielschichtiger als bei andere Sportarten" seien die Belastungen. Bei genauer Betrachtung ist der Fußball längst ein ziemlich kompliziertes Spiel geworden.