Zumindest ist nach dieser erneuten Niederlage jeder Zweifel darüber, wie übel es um die Würzburger Kickers bestellt ist, ausgeräumt. Das 0:2 (0:1) beim VfL Osnabrück war die vierte Pleite in Folge, seit inzwischen neun Spielen hat die Mannschaft von Trainer Danny Schwarz nicht mehr gewonnen. Einzig die Tabelle der 3. Liga zeigt noch ein trügerisches Bild: Lediglich fünf Punkte beträgt der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz, doch haben die Kontrahenten noch ein oder gar zwei Partien in der Hinterhand.

Wer aber die in allen Bereichen enttäuschende, schlicht ungenügende Leistung der Kickers im Stadion an der Bremer Brücke verfolgt hat, der kommt nicht umhin, sich zu fragen: Wie, um Himmels Willen, soll das noch etwas werden mit dem Klassenerhalt? Dass Osnabrück dank der Tore von Marc Heider (39.) und Aaron Opoku (51.) die Punkte behielt, war hochverdient. Dass die Niederlage für die Kickers nicht deutlicher wurde, lag nur daran, dass die Lila-Weißen nach der Führung mindestens einen Gang herunterschalteten. Zu keinem Zeitpunkt konnte einem der Gedanke kommen, dass an diesem Dienstagabend etwas drin sein könnte für die Rothosen.
Kickers stellen ihre Harmlosigkeit eindrucksvoll unter Beweis
Obwohl in der zweiten Hälfte mit Marvin Stefaniak, André Becker und Marco Hausjell drei zur Verstärkung der Offensive an den Dallenberg geholte Kräfte mitwirkten, blieben die Kickers so harmlos, als wollten sie ein anschauliches Beispiel dafür liefern, wie torungefährlich ein Team mit nur 15 Treffern aus 23 Spielen eben ist. Einzig Saliou Sané sorgte in der 61. Minute für einen Hoffnungsschimmer, Schiedsrichter Jablonski gab den Treffer des Würzburger Angreifers jedoch nicht. Sané hatte sich, so die Meinung des Unparteiischen, bei seinem Kopfball unerlaubt bei seinem Gegenspieler aufgestützt.

Sei's drum. Nun müssen sich die Kickers die Frage stellen, wie es in oder nach dieser englischen Woche - am Freitagabend (19 Uhr) steht das Heimspiel gegen Freiburg II an - weitergeht. Mit zehn Punkten aus zwölf Spielen ist Schwarz' Bilanz als Rothosencoach unwesentlich besser als die seines Vorgängers Torsten Ziegner. Der holte aus elf Partien sieben Zähler, ehe er gehen musste. Jüngst hatte sich Sportdirektor Sebastian Neumann hinter seinen Trainer gestellt. Wie viel derlei öffentlich geäußerte Lippenbekenntnisse in dieser Branche wert sind, ist jedoch hinlänglich bekannt.
Ein weiterer Trainerwechsel scheint bei den Kickers nicht ausgeschlossen
Ein weiteres Mal den Trainer zu wechseln, wäre die letzte Patrone, die die Verantwortlichen noch haben. Ob eine Veränderung auf dem Trainerstuhl tatsächlich eine Option ist, scheint in diesen Zeiten zumindest nicht ausgeschlossen. So wie bei dem einfach nicht zur Ruhe kommenden Klub, der mit Thorsten Fischer zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt auch noch seinen Ideen- und Geldgeber verloren hat, aktuell mit allem zu rechnen ist.
Ob diese Maßnahme etwas bewirken würde? Das darf alleine aufgrund der jüngsten Vergangenheit bezweifelt werden. Weder der Trainerwechsel von Ziegner zu Schwarz, noch die von Neumann nach der Niederlage gegen Verl angekündigten und wohl auch vollzogenen "Möglichkeiten", die ihm noch zur Verfügung stehen würden, hatten einen nachhaltigen Effekt auf die Mannschaft. Jegliche Impulse sind binnen kürzester Zeit wieder verpufft. Das ist auch für jene zu befürchten, die man sich durch Neuzugänge wie Peter Kurzweg erhofft hatte. Der war, und das ist eine bezeichnende Erkenntnis, trotz seiner monatelangen Absenz und somit quasi nicht vorhandener Spielpraxis in Osnabrück zusammen mit Robert Herrmann der beste Feldspieler der Würzburger.

Die Mannschaft steht in der Pflicht. Das ist zwar eine Binsenweisheit, trifft auf die Kickers aber voll zu. Es war gegen den VfL beileibe nicht das erste Mal in dieser Saison, dass ein Großteil des Teams weit unter den Möglichkeiten spielte. Dabei haben die Kickers Spieler in ihren Reihen, die von ihrem Potenzial zu den stärksten der Liga gehören dürften. Einen von ihnen haben sie aussortiert: Dass Marvin Pourié keine Rolle mehr spielt beim offensivschwächsten Drittligaklub, erscheint aberwitzig, ist aber Fakt. Dass dem so ist, liegt am Mannschaftsrat um Hendrik Bonmann und dessen Forderung, Pourié aufgrund seines unangemessenen Umgangstons und sonstiger Kleinigkeiten zugunsten der Teamchemie zu opfern. Eine Leistungssteigerung war seitdem nicht zu erkennen.