Ein Blick in die Gesichter der Protagonisten am Montagabend genügte, um die anfängliche Enttäuschung im Lager von Basketball-Bundesligist Fit/ONE Würzburg Baskets nach dem 70:82 (38:38) im wie immer prickelnden Franken-Derby gegen die Bamberg Baskets zu spüren. Während die gut 100 mitgereisten Anhänger der Oberfranken ausgelassen im Pulk mit ihren Lieblingen den Erfolg auskosteten, schlichen Würzburgs Korbjäger nach einem kurzen Dank an ihre Fans frustriert und mit hängenden Köpfen in die Umkleide.

Nur allzu gerne hätten sie ihre zu Hause bis dato weiße Weste in der am Montagabend mit 3140 Zuschauerinnen und Zuschauern ausverkauften tectake-Arena verteidigt und ein sportlich außergewöhnliches Jahr mit einem prestigeträchtigen Sieg gekrönt. Allein der nun seit sieben Partien siegreiche Ex-Serienmeister aus dem benachbarten Regierungsbezirk hatte mit einer beherzten und abgeklärten Vorstellung sich als vorübergehender Stimmungskiller erwiesen.
Stanic mit starker Rückkehr nach Würzburg
"Der Sieg fühlt sich gut an, keine Frage. Wir waren gut im Rhythmus, und die jüngsten Erfolge haben uns viel Selbstbewusstsein gegeben. Wir waren nicht hektisch, haben wenig den Ball weggeworfen und standen defensiv sehr gut", freute sich Bambergs Center Filip Stanic über den Sieg gegen seinen Ex-Klub, gegen den er vergangene Saison noch zwei schmerzliche Niederlagen hatte einstecken müssen.

Der 26-Jährige bot an alter Wirkungsstätte eine starke Vorstellung, verwandelte unter anderem fünf seiner sieben Freiwürfe – eine ungewohnt starke Quote für das an der 5,80-Meter-Linie oft wackelige 120-Kilogramm-Kraftpaket. Und während auf der Bamberger Seite viel glückte, wollte es bei den Gastgebern zu keiner Phase so richtig "flutschen". Symptomatisch der Auftritt von Kapitän Zac Seljaas, der sich zuletzt in Bonn trotz Magen-Darm-Infekt durchgebissen und maßgeblich zum 90:81-Erfolg beigetragen hatte. Keinen seiner acht Drei-Punkte-Versuche versenkte der sonst so treffsichere 27-Jährige, brachte es auf lediglich vier Punkte durch erfolgreiche Freiwürfe.
Filipovski gratuliert Bamberg
Insgesamt war es die mangelnde Wurfquote mit gerade einmal nur gut jedem dritten erfolgreichen Korbabschluss (24 Treffer bei 68 Versuchen), der den Baskets letztlich zum Verhängnis wurde. "Gratulation an Bamberg, es war das bessere Team. Auch dieses Mal haben wir Wege gesucht, um das Spiel zu gewinnen. Wir haben den Ball gut bewegt und 21 Assists verteilt, dazu das Rebound-Duell gewonnen. Unglücklicherweise hat das leider nicht gereicht, weil wir einige wichtige Würfe nicht getroffen haben", resümierte Cheftrainer Sasa Filipovski, ohne jedoch mit dem Schicksal zu hadern.

Im Gegenteil: Der 50-Jährige machte gut eine halbe Stunde nach Ertönen der Schlusssirene in den Katakomben einen aufgeräumten, fast schon tiefenentspannten Eindruck und lieferte eine realistische Einordnung des Stands der Dinge: "So ist Basketball. Du kannst nicht immer gewinnen. Manchmal fehlt die Frische, die Energie. Wir sind auch nur Menschen und machen Fehler. Unser Jahr 2024 war fantastisch. Das habe ich so auch der Mannschaft gesagt. Dass ich sehr stolz bin, was wir bisher in dieser Spielzeit erreicht haben."
Revanche gegen Göttingen
Die aufmunternden Worte des Slowenen an seine Schützlinge bestätigte Hannes Steinbach, der zunehmend in eine größere Rolle im Team hineinwächst. Gegen Bamberg brachte der U-18-Europameister viel Schwung von der Bank ins Spiel, sorgte mit einem krachenden Dunking für einen kurzzeitigen Hallo-Wach-Effekt und war am Ende mit sechs Punkten und sechs Rebounds einer der Lichtblicke im Team.

"Ich mache Schritt für Schritt und glaube, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Solche Spiele wie gegen Bamberg helfen mir natürlich und geben mir Selbstvertrauen. Schade, dass es nicht gereicht hat, aber der Blick geht nach vorne", so das 2,04 Meter große Baskets-Eigengewächs. Als Tabellendritter gehen die Baskets mit acht Siegen aus zwölf Partien nach gut einem Drittel der Saison ins neue Jahr, wo bereits an diesem Freitag (3. Januar) die nächste Aufgabe wartet. Um 20 Uhr sinnen die Würzburger in der tectake-Arena gegen Tabellenschlusslicht BG Göttingen auf Revanche für das überraschende Pokal-Aus bei den Niedersachsen.
Basketball: Bundesliga, Männer
FIT/One Würzburg Baskets – Bamberg Baskets 70:82 (17:22, 21:16, 18:23, 12:21)
Würzburg: Williams 16, Phillips 13, Jackson 11, Lewis 10, Steinbach 6, Seljaas 4, Klassen 4, Ugrai 3, Wank 3, Skladanowski, Kone (beide nicht eingesetzt).
Bamberg: Feazell 15, Segu 12, Lofton 12, Watson-Boye 11, Stanic 11, Horvath 11, Tadda 6, Krimmer 3, Locke 2, Wolrath 2, Petkovic, Kuku (beide nicht eingesetzt).
Rebounds: 40 – 36. Vorlagen: 21 – 17. Ballverluste: 14 – 12. Treffer aus dem Feld: 24/68 (35%) – 29/59 (45%). Dreier: 11/40 (33%) – 8/24 (33%). Freiwürfe: 11/15 (73%) – 16/20 (80%). Zuschauende: 3140.