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Basketball: Bundesliga: Die Youngsters der Baskets

Basketball: Bundesliga

Die Youngsters der Baskets

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    Die Jungspunde im Baskets-Kader: Nils Haßfurther (links) und Joshua Obiesie im Trainingslager in Bormio.
    Die Jungspunde im Baskets-Kader: Nils Haßfurther (links) und Joshua Obiesie im Trainingslager in Bormio. Foto: Thomas Brandstetter

    370 Tage trennen sie. Gerade einmal. Es ist bei einem derart geringen Altersunterschied nicht selbstverständlich, dass sich zwei junge Männer dann auch verstehen. Zumal, wenn sie zudem zwar Mannschaftskameraden sind, aber deshalb auch Konkurrenten, weil sie dieselbe Position beanspruchen. Joshua Obiesie, im Mai 19 geworden und der ein Jahr und fünf Tage Jüngere, und Nils Haßfurther aber machen den Eindruck, ziemlich synchron auf einer Wellenlänge zu schwimmen. Jedenfalls kann man ganz leicht diesen Eindruck gewinnen, wenn man sich mal trifft mit den beiden Youngstern im Kader von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg.

    Willkommen im Erwachsenen-Basketball. Willkommen in der Lobby des "Palace Hotel" in Bormio, wo die beiden sich zwischen einer vormittäglichen Trainingseinheit und einem Testspiel am Abend nach dem Mittagessen Zeit nehmen für einen Plausch. Obiesie und Haßfurther wird von beinahe allen Fachleuten eine große Zukunft vorausgesagt, sie gelten als mit die größten Talente im deutschen Basketball. Sie wollen hoch hinaus - jetzt geht's für den 1,98-Meter großen Obiesie und den 1,84 Meter messenden Haßfurther erst mal runter in die gelben Ledersofas in der Hotel-Lobby.

    Reflektierte und humorvolle Gesprächspartner

    Wer daran zweifelt, was denn zwei so junge Männer, die ihr bisheriges Leben vornehmlich dem Basketball untergeordnet haben - ansonsten wären sie bei allem naturgegebenen Talent nicht so weit gekommen -, denn Interessantes zu erzählen haben, könnte dann doch ein wenig überrascht sein. Weil beide offenbar durchaus ziemlich reflektierte und realistische, mitunter humorvolle und angenehme Gesprächspartner sein können.

    Der gebürtige Münchner Obiesie steht bereits seit vergangenem November bei den Baskets in Diensten und hat neben seinen Verpflichtungen bei der Internationalen Basketball Akademie in München für die Würzburger bereits Bundesliga- und Europapokal-Luft inhaliert. Der Bamberger Haßfurther spielte zwei Jahre mit den Nürnberg Falcons in der zweiten Liga ProA und stieg vergangene Saison als Vizemeister sportlich in die Bundesliga auf, den Mittelfranken wurde von der Liga allerdings die Lizenz verweigert. Nun also komplett und richtig Bundesliga. "Man merkt den Unterschied schon im Training und den Testspielen: Es ist eine andere Intensität, das Spiel ist schneller und viel körperlicher", sagt Haßfurther. "Wenn du kurz wegschaust in der Verteidigung, attackiert dich der Gegner sofort, du hast viel weniger Zeit", sagt Obiesie über seine Erfahrungen der letzten Monate.

    Die beiden haben im Juli gemeinsam die Bronzemedaille bei der U-20-Europameisterschaft in Israel gewonnen, für Haßfurther war es bereits die zweite bronzene Plakette nach der Heim-EM 2018, und er sagt: "Ganz allgemein: Sein Land vertreten zu dürfen, ist mit das Größte, was du als Sportler erleben darfst, eine extreme Ehre." Begeistert war er von der "überragenden Stadt Tel Aviv, vom super Land", und dass "wir dann auch noch mit einer Medaille heimgefahren sind, war natürlich die Krönung".

    "Wir konnten schon kurz runterfahren. Jetzt geht's wieder los. Und wir freuen uns auf die neue Saison."

    Nils Haßfurther

    Für seinen Turnier-Zimmergenossen Obiesie war es seine erste Medaille bei einem großen internationalen Turnier, und auch, wenn er sich natürlich gemessen hat "mit den besten Talenten" anderer Nationen - vergleichen mit dem Alltag will er das auf keinen Fall: "Bei der EM haben wir gegen Gleichaltrige oder für mich ein Jahr Ältere gespielt. In der Bundesliga trittst du gegen viel erfahrenere Leute an. Da ist es viel schwieriger, sich durchzusetzen."

    Die EM verkürzte natürlich auch die Sommerpause, Obiesie spielte anschließend ja auch noch in den USA vor, um seinen großen Traum so früh wie möglich zu erfüllen, ließ er sich auch zum NBA-Draft anmelden, wurde dann jedoch trotz vielversprechender und hoffnungsschürender Signale einiger Klubs doch nicht auserkoren. "Wenig Pause? Das kann man so sagen", sagt er und lacht herzlich. "Aber ich kenne diesen Rhythmus aus den letzten Jahren." Es ist weiß Gott kein bierernster Mittag in der Hotellobby - auch wenn die Themen durchaus ernsthaft sind. "Wir sind ja beide noch jung, also sollten wir auch einiges wegstecken können. Außerdem haben wir doch immer Bock, Basketball zu spielen", meint Haßfurther und grinst: "Wir konnten schon kurz runterfahren. Jetzt geht's wieder los. Und wir freuen uns auf die neue Saison."

    Und? Keine Angst, bei dem großen Angebot an Point Guards, auf zu wenige Minuten auf dem Parkett zu kommen? "Denis wird uns beide spielen lassen, so wie mich vergangene Saison ja auch", sagt Obiesie voller Vertrauen in Trainer Wucherer. Sein persönliches Ziel: "Einen Platz finden in der Bundesliga". Er will einer der Spieler werden, "über die man dann redet in der Liga". Erstmal. "Um dann den nächsten Schritt zu machen in die NBA." Das ist und bleibt das große Ziel des 19-Jährigen. Haßfurther meint, er wolle nun erst einmal einen "Platz finden in der Mannschaft, meine Rolle, um dem Team helfen zu können, damit wir erfolgreich sind". Beide sehen es als großen Vorteil an, dass Wucherer, der beiden selbstverständlich außergewöhnliches Talent attestiert, selbst früher Point Guard war, und seine Philosophie des Schnellspielens kommt den beiden auch sehr entgegen. Überdies betonen beide, wie gut und wertvoll es doch auch ist, mit Cameron Wells, Skyler Bowlin und Jordan Hulls auch noch drei Aufbauspieler in den Reihen zu haben, die seit Jahren "auf hohem Niveau spielen" und von denen man doch "viel lernen und sich abschauen" könne.

    "Ich bin immer ich geblieben, dafür haben schon Freunde, meine Mama und mein alter Trainer gesorgt, die immer gesagt haben: Bleib am Boden!"

    Joshua Obiesie

    Beide sagen, sie fühlen sich wohl in ihrer neuen Heimat, Großstadtkind Obiesie, der Würzburg natürlich schon ein wenig länger kennt, behauptet sogar, inzwischen die Stadt zu lieben, und Haßfurther, zieht "vom Flair her" natürlich Parallelen zu seiner Heimatstadt Bamberg. Mit 19 und 20 fällt einem träumen vielleicht noch ein wenig leichter als in fortgeschrittenerem Alter. Und die Gefahr abzuheben, ist auch größer - vor allem  wenn man derart überschüttet wird mit Lob wie die zwei mit zweifellos reichlich Talent Gesegneten. "Ich bin immer ich geblieben", sagt Obiesie, "dafür haben schon Freunde, meine Mama und mein alter Trainer gesorgt, die immer gesagt haben: Bleib am Boden!"

    "Es gibt ja gar keinen Grund, die Bodenhaftung zu verlieren, nur weil andere manchmal sagen, das oder das war jetzt sehr gut. Vielleicht haben wir zwar jetzt eine EM-Medaille, aber das heißt ja nicht, die Nase oben zu tragen. Es geht ja immer weiter, und wir sind jung und müssen noch viel lernen", sagt Haßfurter. 

    Es wirkt tatsächlich so, als ob da zwei Hochgelobte noch Bodenkontakt haben. Wird spannend sein, zu beobachten, ob sie die in sie gesteckten großen Hoffnungen auch erfüllen können.

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