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Fußball im Wandel: Digitalisierung im Amateur-Fußball: 7 Dinge, die Vereine über das Training mit der App wissen sollten

Fußball im Wandel

Digitalisierung im Amateur-Fußball: 7 Dinge, die Vereine über das Training mit der App wissen sollten

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    So kann eine Trainings-App aussehen: Übungsvorschläge aus allen Themenbereichen moderner Methodik.
    So kann eine Trainings-App aussehen: Übungsvorschläge aus allen Themenbereichen moderner Methodik. Foto: Silvia Gralla

    Digitale Transformation in allen Bereichen menschlichen Lebens: Im Haushalt wird via Computer der Einkaufsplan entwickelt, im Job die Effizienz optimiert – und im Profi-Fußball jeder gelaufene Zentimeter ausgewertet. Neu: Digitalisierte Trainingsmethoden bei den Amateuren. Mit einem fiktiven Ziel: datenbasierte Mannschaftsaufstellung per Künstlicher Intelligenz. Darüber wurde auf einem Symposium der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildung in den Räumen der Uni Würzburg diskutiert.

    Tenor: Viele Vereinsvertreter wüssten überhaupt nicht, welche digitalen Möglichkeiten sie hätten – sowohl in der Vermarktung als auch in der Trainingsoptimierung und Nachwuchsförderung. Dabei müsse das Erfassen biometrischer Daten durchaus nicht nur der Bundesliga vorbehalten sein. Die Entwicklung steht erst am Anfang, Einiges ist Vision.

    1. Welche Systeme und Projekte es bereits gibt 

    Die spektakulärste digitale Trainingslage steht bei einigen Profiklubs, in Deutschland unter anderem bei der TSG Hoffenheim und Borussia Dortmund: der "Footbonaut". 1,5 Millionen Euro kostet der Käfig aus LED-Platten und Ballmaschinen. Spielerinnen und Spieler agieren darin auf zugespielte Bälle und aufleuchtende Panels. "Es geht um Handlungsschnelligkeit", sagt Jonas Schulz, dessen Idee es ist, "das Teil in einer bezahlbaren Version" auf den Markt zu bringen – den "Groundpasser" für Amateurvereine. Der 24-jährige Student der Wirtschaftsinformatik an der Uni Köln hat mit Kumpels aus seinem Sportverein TSV Ettleben/Werneck (Lkr. Schweinfurt) einen Prototypen entwickelt und dafür ein Stipendium beantragt. 

    So sehen die Panels des Groundpasser-Projekts aus – und das sind die Macher dahinter (von links): Sandro Weber, Moritz Weeth, Linus Geyer und Jonas Schulz (alle TSV Ettleben/Werneck).
    So sehen die Panels des Groundpasser-Projekts aus – und das sind die Macher dahinter (von links): Sandro Weber, Moritz Weeth, Linus Geyer und Jonas Schulz (alle TSV Ettleben/Werneck). Foto: Jonas Schulz

    2. Welche Einstiegsmodelle ohne zusätzliche Geräte auskommen

    Ohne Zusatzgeräte kommen übers Handy nutzbare Programme aus – wie die Trainings-App "B42". Deren Spektrum umfasst neben Trainings- und Übungsanleitungen sowie Ernährungsplänen in erster Linie die Messbarkeit körperlicher Fitness. "B42"-Geschäftsführer Andreas Gschaider: "Uns geht es um die Motivation durch individuelle Zielsetzungen." Als Zusatzangebot zum traditionellen Training: "Keine Fußballerin, kein Fußballer, hat Interesse daran, sich zwölf Monate lang ohne Ball und Zeit auf dem Platz mit einer Fitness-App fit zu halten."

    3. Warum sich solche Apps auch für den Amateurfußball eignen

    Der große Vorteil der Apps im Trainings-Alltag kleiner Klubs: Sie kosten wenig bis nichts – und sind, so eine ganze Mannschaft nicht interessiert ist, für Einzelne individuell einsetzbar, bereits im Jugendbereich, wie der Mittelfranke Gschaider betont: "Die Leistungsdaten können verglichen werden." Für Trainerinnen und Trainer, gerade in Amateurvereinen, können diese Werte letztlich als Orientierungshilfe zur Aufstellung dienen. Der subjektive Eindruck weicht GPS-Daten, die dokumentieren, wer der schnellste, kräftigste, ausdauerndste, passgenaueste und fleißigste Spieler ist. Für Verletzte gebe es parallel zur herkömmlichen Physiotherapie individuelle Reha-Programme. 

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    4. Welche Grundausstattung benötigt wird

    Um im Rahmen eines App-unterstützen Trainings Daten verarbeiten zu können, müssen diese erfasst werden. Der Markt bietet unter anderem hautenge Tracker-Westen, die unter dem Trikot getragen werden. Mittels der verbauten Minisender werden alle Formen der Bewegungsaktivität (Tempo, Richtungswechsel, Effektivität) übertragen – mit bis zu fünf Positionsbestimmungen pro Sekunde. Beim Ettlebener Protypen "Groundpasser" werden bis zu sechs Boards benötigt, die mit LEDs und Vibrationssensoren versehen sind und mit einer App kommunizieren. Diese Panels, so Schulz, ließen sich kippen, damit der Ball hoch zurückspringt. "Man kann die Teile kreisförmig aufstellen. Oder für taktische Positionsspiele gemäß der Wirkungsbereiche Mitspielender einzelner Mannschaftsteile." Fürs Schusstraining werden die Panels ins Tor gehängt. Nächster Entwicklungsschritt sollen begehbare Matten sein, um das Stellungsspiel zu messen.

    5. Was die Produkte kosten und wie nachhaltig sie sind

    Eine Tracker-Weste inklusive Sender kostet rund 150 Euro. Ein "Groundpasser"-Set mit sechs Panels würde im aktuellen Entwicklungsstand für den Verein bei 1000 Euro liegen. "Sicher gibt es noch Klubs, die in der Bezirksliga lieber für 2000 Euro zwei Spieler holen", sagt Schulz, doch der Trend gehe zur Jugendförderung, um sich lokaler aufzustellen. "Unser Ziel ist, dass solche Produkte in die Trainerausbildung einfließen." Im Juli soll der neue Prototyp fertig sein, in der Saisonvorbereitung 2023 bei den Vereinen zum Einsatz kommen, dann qualitativ optimiert und bis zu 2000 Euro fürs Komplet-Set kostend. Kontrovers: Strom, Akkus und Kunststoff passen nicht in die Nachhaltigkeits-Debatte, die ab 2023 im Profifußball verbindlich wird. Schulz räumt ein: "Die Panels sind aus Green PE, das aus Zuckerrohr hergestellt wird. Um die Akkus kommen wir aber nicht drumherum, wir achten jedoch auf langlebige."

    Da wird jeder Schritt, jeder Richtungswechsel gemessen: Im Profisport vertrauen Team-Analysten auf die mittels Tracker-Westen übermittelten Leistungsdaten. Auch in der Bezirksliga denkbar?
    Da wird jeder Schritt, jeder Richtungswechsel gemessen: Im Profisport vertrauen Team-Analysten auf die mittels Tracker-Westen übermittelten Leistungsdaten. Auch in der Bezirksliga denkbar? Foto: Paul Greenwood, Imago

    6. Welches Potenzial Entwickler und Anbieter für den Trainingsalltag sehen

    Schulz nennt drei klassische Trainings-Probleme: 1. Eine Mannschaft absolviert gemeinsam eine Übung, weil nur ein Trainer anwesend ist; 2. alles entscheidet der Trainer aus dem Bauch; 3. Passübungen machen keinen Spaß. "Das Training mit App und Panels ermöglicht eine Aufteilung, sorgt für Wettkampfcharakter. Übers Handy lässt sich ein Netzwerkeffekt erzielen. Man kann sich vergleichen, auch mit Leuten aus anderen Teams."

    7. Welchen Spaßfaktor computerunterstütztes Training haben könnte

    Über allen gesundheitlichen und leistungsfördernden Aspekten stehe der Spaßfaktor, wie Gschaider betont. Seine Vision: eine Verbindung der App mit E-Sport-Angeboten. Die eigenen Leistungsdaten könnten gekoppelt werden an die Spielstärke eines Avatars, einer personalisierten, fiktiven Spielfigur zum Beispiel bei Fifa-Videospielen. Wird die Fußballerin, der Fußballer auf dem Platz besser, steigt auch der Level des Avatars.

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