s. Oliver Würzburg – Basketball Löwen Braunschweig (Samstag, 20.30 Uhr, s. Oliver Arena)
Es ist ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt und eine eher ungewöhnliche Form, die Dirk Bauermann, Cheftrainer von Basketball-Bundesligist s. Oliver Würzburg (11. Platz/26:28 Punkte) dieser Tage für die Darstellung seiner Sicht der Dinge gewählt hat. In einem „offenen Brief an die Fans“, veröffentlicht auf der Homepage des Klubs und im Hallenheft für die Partie gegen die Basketball Löwen Braunschweig (12./24:30) an diesem Samstag (Liveticker auf www.mainpost.de), hat der zum Saisonende scheidende 60-Jährige bereits sieben Spieltage vor Ende der Hauptrunde mehr oder weniger ein Fazit seiner Tätigkeit in der Domstadt gezogen. „Absolut zufrieden“ sei man mit dem bisherigen Saisonverlauf, sagt Bauermann, der für sich in Anspruch nimmt, den Klub „in den vergangenen sechzehn Monaten auf gutem professionellem Niveau stabilisiert“ zu haben: „Wir haben uns von einer Mannschaft des unteren Tabellendrittels zu einem Play-off-Aspiranten entwickelt.“
Kritische Fragen
Eine Einschätzung, die wohl nicht nur auf Gegenliebe gestoßen sein dürfte – und vielleicht genau deshalb vom neunfachen Meistertrainer zu Leverkusener und Bamberger Zeiten derart offensiv verfasst wurde. Denn Bauermann ist lange genug im Geschäft um zu wissen, dass das aktuelle Abschneiden seines Teams mit Platz elf und drei Siegen Rückstand auf die Play-off-Plätze nicht den – auch von ihm selbst postulierten – Ansprüchen genügt und auch er und seine Arbeit damit zunehmend kritisch hinterfragt werden.
Dank an die Fans
Das Grummeln im Umfeld der Baskets, nicht nur in den sozialen Netzwerken, ist auch dem neunfachen Meistertrainer nicht entgangen. Und so ist Bauermann spürbar bemüht, die Deutungshoheit über die Bewertung dieser Saison zu behalten, wenngleich er auf Nachfrage Wert auf die Feststellung legt, den 436 Wörter zählenden Brief vor allem verfasst zu haben, „um sich für die großartige Unterstützung im und außerhalb des Vereins zu bedanken“ und darauf hinzuweisen, „dass wir noch sieben wichtige Spiele vor uns haben. Gerade gegen Braunschweig geht es natürlich darum, eine positive Energie zu generieren und zu gewinnen, um die Play-off-Chancen zu erhalten.“
Mindestens fünf Siege nötig
Mindestens fünf, vermutlich eher sogar sechs Siege werden nötig sein, um tatsächlich noch den Sprung in die Endrunde der besten acht Teams zu schaffen. Mut machen dürfte den Baskets, trotz der Ausfälle von Topscorer Robin Benzing und Kapitän Kresimir Loncar, der jüngste Auftritt bei Alba Berlin (76:80), „wo wir 35 Minuten eine Mannschaft beherrscht haben, die zu den Top drei der Liga zählt. Wir haben nicht von dem Gift getrunken, von dem ich geredet habe, nämlich zu glauben, jetzt wo Kreso und Robin nicht dabei sind, dass damit die Saison vorbei ist. Ganz im Gegenteil. Es geht darum, eine Jetzt-erst-recht-Mentalität zu entwickeln,“ sagt Bauermann.
Offensive Last verteilt
Auffällig beim Auftritt in der Hauptstadt war vor allem, dass das Zusammenspiel deutlich mannschaftsdienlicher, die offensive Last auf deutlich mehr Schultern verteilt war und nicht wie zuvor vor allem von Benzing getragen wurde. So hatten die Baskets bereits zur Halbzeit 14 Assists verteilt – ein Wert, der nur knapp unter dem Saisonschnitt pro Partie liegt. „Es ist immer so, wenn ein absoluter Leistungsträger wie Robin ausfällt, dass andere, wenn sie die Qualität haben, in der Lage sind in die Bresche zu springen. Und natürlich führt es zu Veränderungen auf dem Feld. Aber es wäre unfair, das jetzt negativ gegenüber Robin zu interpretieren, da er jemand ist, der natürlich auch den Ball fordert und haben muss, weil das seine Stärke ist“, betont Bauermann, der gegen Braunschweig auf denselben Kader zurückgreifen wird wie in Berlin. Damit wird der jüngst von ProB-Ligist Rhöndorf verpflichtete US-Guard Kameron Taylor, der bei den Albatrossen nach nur drei Trainingseinheiten mit seinen neuen Teamkollegen ein klasse Debüt aufs Parkett legte, seine Heimpremiere im Baskets-Dress feiern.
Noch Tickets zu haben
Für die Partie gegen Braunschweig gibt es noch ausreichend Tickets, die im Vorverkauf auf der Klub-Homepage (www.soliver-wuerzburg.de/tickets) oder in der Main-Post-Geschäftsstelle in der Plattnerstraße erworben werden können. Zudem öffnen die Tageskassen an der s.Oliver Arena um 19 Uhr.
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