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BASKETBALL: BUNDESLIGA: Dirk Bauermanns Blick geht nach unten

BASKETBALL: BUNDESLIGA

Dirk Bauermanns Blick geht nach unten

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    Dirk Bauermann: „Es gibt einen Zusammenhang zwischen Verantwortung und Konsequenz.“
    Dirk Bauermann: „Es gibt einen Zusammenhang zwischen Verantwortung und Konsequenz.“ Foto: Foto: Heiko Becker

    Ob es zum Standard wird und zu einem Markenzeichen, oder ob es nur zweimal den doch besondereren Umständen geschuldet war, wird die Zeit zeigen. Jedenfalls ist es bemerkenswert und hat Seltenheitswert in einer Sporthalle: Wie bereits nach seiner nur knapp verlustig gegangenen Heimspielpremiere gegen Bayern München, die – wie der Auftritt eine Woche später bei Titelverteidiger Bamberg – durchaus Hoffnungen auf Besserung mästete, schnappte sich Dirk Bauermann auch am Sonntagabend kurz nach Ertönen der Schlusssirene das Mikrofon des Hallensprechers und wandte sich ans Publikum. Nach der genauso überraschenden wie ernüchternden 77:87 (39:44)-Schlappe gegen den Tabellennachbarn Walter Tigers Tübingen bedankte er sich beim Anhang erneut fürs Kommen – und bat die Fans um Entschuldigung für die Leistung seiner Mannschaft: „Danke, dass Ihr da wart und besser wart als wir.“

    Natürlich weiß Bauermann, wie sehr es gerade in Würzburg, wohin Gegner – früher – häufig mit gehörigem Respekt vor der Atmosphäre gereist sind, auf die Unterstützung der Anhänger ankommt. Eine allenfalls mittelprächtige Mannschaft wie die der Würzburger kann gerade im Basketball enorm profitieren von brüllenden Fans, die zum sechsten, siebten, manchmal auch achten Mann werden können. Die zu vergraulen, erscheint in Würzburg zwar wahrlich nicht so einfach – aber die ersten drei nicht ausverkauften Bundesliga-Heimspiele in dieser Spielzeit können als warnende Fingerzeige gelten.

    Suche nach dem Erfolgserlebnis

    Vielleicht auch ein Grund, weshalb Bauermann sich zu den Ansprachen an den Anhang aufschwang, denen Menschen, die dem polarisierenden Trainer eher skeptisch gegenüberstehen, freilich einen leicht populistischen Anstrich unterstellen könnten. Früher, auch noch vergangene Spielzeit, galt es für Gäste als schwierig, die s.Oliver Arena als Sieger zu verlassen. Das war einmal. Gerade mal drei ihrer zehn Heimspiele haben die Baskets gewonnen, und von den Kellerkindern kommt nur noch Vechta an den Main – mit Trainer Douglas Spradley, der bestimmt vorhat, seinen ehemaligen Arbeitgeber ein wenig zu ärgern.

    Die siebte Heimniederlage dieser Runde hat auch den kompletten Fehlstart von Dirk Bauermann besiegelt. Vier Spiele, vier Niederlagen – man wird wohl tief in die Annalen der Liga eintauchen müssen, um herauszufinden, ob und wann das schon einmal passiert ist nach einem Trainerwechsel während der Saison. „Am Anfang des Spiels hat man gesehen, wie wichtig Erfolgserlebnisse im Sport sind. Der Sieg gegen Vechta hat den Tübingern sehr gutgetan, sie haben mit viel Selbstvertrauen begonnen und auch schwierige Würfe sehr hochprozentig getroffen“, sagte Bauermann, der eine „massive persönliche Enttäuschung“ empfand. Nach gegen München und Bamberg augenfälligen Fortschritten in der Verteidigung verfielen die Baskets gegen Tübingen vor allem im ersten und letzten Viertel im allenfalls sporadisch gezeigten Abwehrverhalten in alte Muster. In den ersten zehn Minuten kassierten sie 28 Punkte, im Schlussabschnitt 31. Im Schnitt fingen sie sich in jeder ihrer 20 Partien 83,6 Punkte – da fällt es schwer, ein Spiel zu gewinnen.

    Vierstündige Trainingseinheit

    „Wenn ich unsere fehlende Intensität in der Rückwärtsbewegung gesehen habe, ist das für mich nicht akzeptabel“, sagte Bauermann, ehe er anhob zu einem kleinen Diskurs über das Zusammenspiel von Verantwortung und Konsequenz, im Leben ganz allgemein und auch im Sport: „Ein Profi hat die Verantwortung alles abzurufen, was er hat. Die Spieler wissen, dass ich dafür stehe. Das ist nicht in dem Maß passiert, wie es nötig gewesen wäre, um eine Mannschaft, die aktiver war und intensiver gespielt hat als wir, zu schlagen. Und wenn man seiner Verantwortung nicht gerecht wird, gibt es eine Konsequenz.“

    Die Aufgaben werden nicht leichter

    Die erste war, dass er direkt nach der Partie für Montagmorgen um 9 Uhr eine vierstündige Trainingseinheit ansetzte. „Das wird eine harte Trainingswoche für die Jungs werden, in der in jeder Situation Energie, Intensität und Bereitschaft gefordert sein werden“, kündigte Bauermann an. Er glaubt, dass seinem Team vor allem eines fehlt: ein Erfolgserlebnis. Das einzufahren, erscheint bei den folgenden vier Aufgaben nicht einfacher zu werden: Am Sonntag geht es nach Bonn, anschließend nach Frankfurt, ehe Oldenburg kommt und die Reise nach Berlin ansteht.

    Im Wissen um den Spielplan, beerdigte Bauermann am Sonntag zwar nicht wörtlich, aber sinngemäß für diese Saison auch endgültig Träumereien von einer abermaligen Play-off-Teilnahme. Der Blick gehe nun nicht mehr nach oben, sondern nach unten, meinte er. Dort sieht er mit Tübingen (wie Würzburg fünf Siege), Braunschweig (vier) und dem erst einmal siegreichen Vechta nur noch drei Mannschaften, die – nach Hagens Zwangsabstieg – ebenfalls den Sturz in die Zweitklassigkeit vermeiden wollen.

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