Kaum hatte am Samstagabend zu vorgerückter Stunde der Tross von Basketball-Bundesligist FIT/One Würzburg Baskets per Bus die Stadtgrenze Rostocks Richtung Heimat passiert, da war Cheftrainer Sasa Filipovski gedanklich schon wieder bei der kommenden Herausforderung. "Wir haben bereits am Dienstag das nächste Spiel und wollen immer bestmöglich vorbereitet sein. Daher bin ich mit meinen Assistenten schon wieder am Arbeiten. Wir haben acht Stunden Fahrt vor uns, die gilt es sinnvoll zu nutzen", sagte der 50-jährige Slowene mit einem Schmunzeln, nahm sich dann aber doch noch ein paar Minuten Zeit, den Auftritt seiner Schützlinge bei den Seawolves zu rekapitulieren.

Denn der hatte durchaus noch etwas Nachhall im Nachgang verdient. Nach dem 85:76-Erfolg am vergangenen Dienstag bei ihrem Debüt in der Basketball Champions League (BCL) gegen Hapoel Holon feierten die Mainfranken nun auch in der Bundesliga in ihrem zweiten Saisonspiel ihren ersten Sieg – und was für einen! Nach einer über drei Viertel hoch konzentrierten und dominanten Vorstellung landeten die Baskets einen eindrucksvollen 92:65 (47:27)-Coup. "Ich bin happy und zufrieden, wie wir gespielt haben. Wir haben unseren Gameplan sehr gut umgesetzt, in der Offensive den Ball gut bewegt und uns wenige Ballverluste erlaubt. Es gibt so Spiele, da passt alles zusammen, aber wir werden nicht jedes Spiel so gewinnen. Wir haben mit viel Selbstvertrauen gespielt, aber es gibt auch weiterhin noch Raum für Verbesserungen", ordnete Filipovski den Sieg gegen phasenweise hilflos und überfordert wirkende Rostocker entsprechend ein.
Rostock bekam von den Baskets die Grenzen aufgezeigt
Die Gastgeber waren mit zwei Siegen aus drei Partien durchaus passabel in die neue Saison gestartet, gegen die zu diesem frühen Saisonzeitpunkt erstaunlich gefestigt aufspielenden Würzburger bekamen sie aber ihre Grenzen aufgezeigt. Die Baskets lagen in der gesamten Partie kein einziges Mal in Rückstand, führten nach dem ersten Viertel bereits mit acht (23:15), zur Halbzeit schon mit 20 Punkten Differenz (47:27). Nach 30 Spielminuten sah es beim Stand von 73:33 (!) gar noch nach dem höchsten Sieg der Klubgeschichte aus. Der bisherige datiert vom 9. Februar dieses Jahres. Da gewannen die Baskets das Frankenderby gegen Bamberg mit 104:65.

"Wir sind mit viel Energie ins Spiel gestartet, haben in der Defensive die Stops bekommen, die wir wollten und haben guten Team-Basketball gespielt. Unsere Guards sind offensiv immer eine Bedrohung für die gegnerische Verteidigung. Ich bin stolz auf die Jungs, wie wir hier aufgetreten sind", freute sich Kapitän Zac Seljaas über eine geschlossene Mannschaftsleistung.
Sonderlob für Lukas Wank
Herausheben aus dem starken Kollektiv wollte Filipovski keinen seiner Korbjäger. Weder den wieder enorm effektiv spielenden puerto-ricanischen Spielmacher Jhivvan Jackson, der es in nur 18 Minuten Spielzeit auf 21 Punkte brachte, noch US-Flügelspieler Nelson Philipps, der nach auskurierter Schulterverletzung mit acht Punkten, vier Rebounds, drei Ballgewinnen, zwei Assists und einem Block ein vielversprechendes Debüt im Baskets-Leibchen feierte.

Angesprochen auf die Leistung von Lukas Wank, gab es von Filipovski dann aber doch ein Extra-Lob für einen seiner Schützlinge: "Lukas hat es definitiv verdient erwähnt zu werden. Er arbeitet unglaublich professionell, und er hat heute mit seinem Einsatz den Ton in der Verteidigung gesetzt." Der 27-Jährige stand erstmals in dieser Saison in der Startformation und rechtfertigte das Vertrauen unter anderem mit zehn Punkten und vier Offensiv-Rebounds.
Schon am Dienstag geht es weiter
Dass die Würzburger im Schlussabschnitt zwei Gänge zurückschalteten und den Rostockern dort fast so viele Zähler wie in den drei Vierteln zuvor gestatteten, war höchstens ein Schönheitsfehler mit Blick auf den verpassten Rekordsieg. Im Gefühl des ungefährdeten Erfolgs dürfte der Blick zumindest unterbewusst da schon auf das nächste BCL-Spiel am Dienstagabend gegen Igokea m:tel (18.30 Uhr, tectake-Arena) gerichtet gewesen sein. Gegen den aktuellen bosnischen Meister könnten die Baskets mit einem weiteren Erfolg bereits einen großen Schritt Richtung Play-Ins auf internationalem Parkett machen.
Basketball: Bundesliga, Männer
Rostock Seawolves – FIT/One Würzburg Baskets 65:92 (15:23, 12:24, 6:26, 32:19)
Rostock: Amaize 13/2 Dreier, Schwartz 12/2, Hamilton 10/2, Skele 9, Pearson 7, Lockhart 6/2, Omenaka 6, Drews 2, Hartwich, Baggette, Gloger, Aidenojie (beide nicht eingesetzt).
Würzburg: Jackson 21/3, Davis Jr. 14/2, Wank 10/2, Seljaas 10/2, Philipps 8, Ugrai 8/2, Klassen 8, Lewis II 7, Steinbach 4, Bleck 2, Kone.
Rebounds: 35 – 30. Vorlagen: 15 – 14. Ballverluste: 24 – 9. Treffer aus dem Feld: 23/53 (43%) – 33/66 (50%). Dreier: 8/21 (38%) – 11/28 (39%). Freiwürfe: 11/14 (79%) – 15/19 (79%). Zuschauende: 3.814.