Es herrschte Hektik, die Kabinen-Tür öffnete sich, dann wurde es mucksmäuschenstill. Im Gang warteten die Kicker aus Ansbach auf das Gerbrunner Ensemble. Drinnen aber ging es justament um die fußballerische Zukunft des Turn- und Sportvereins, gegründet 1877. Die Fußballer hatten sich entschlossen, erst gar nicht das Kräftemessen mit der SpVgg Ansbach zu suchen. Erst sollte die Zukunft geklärt, dann gegen den Ball getreten werden.
Der Großteil der Spieler besaß noch einen Vertrag für die kommende Saison. Doch keiner wusste bis zuletzt, ob der Absteiger sein beantragtes Landesliga-Spielrecht überhaupt wahrnehmen würde. Sponsor Armin Heitzenröther zögerte immer wieder, versagte dem TSV Gerbrunn sein Ja-Wort für die nächste Saison und spielte auf Zeit. Bereits am Dienstagabend hatte die Mannschaft dann im Gespräch mit der Vereinsspitze und Heitzenröther den Boykott vorhergesagt, aber bis kurz vor dem Anpfiff passierte nichts, regierte weiterhin die Ungewissheit.
Binnen weniger Minuten ist das Gerbrunner Fußball-Märchen, das vor über zehn Jahren in der damaligen B-Klasse begonnen hatte und dank der Gelder von Heitzenröther bis zum Kapitel namens Bayernliga fortgeschrieben wurde, dann doch zu Ende. Kurz vor dem Anpfiff bestätigte Heitzenröther gemeinsam mit dem TSV-Vorsitzenden Günther Brückner den Spielern in der Kabine schriftlich, den Klub zum Saisonende ablösefrei verlassen zu können. Im Gegenzug verzichtet die Mannschaft auf ihre Gehälter der Monate Mai und Juni. Wenige Minuten später kickt Gerbrunn gegen Ansbach - und verliert 1:5 (0:2). Nebensache.
Günther Brückner verrät indes, dass höherklassiger Fußball ein Stück Gerbrunner Geschichte werden wird: "Damit steht fest, dass Gerbrunn sein Landesliga-Spielrecht nicht wahrnehmen wird. Es ist definitiv Schluss, wir spielen in der nächsten Saison nur Kreisklasse!" Heitzenröther wollte dies nicht bestätigen, er will das Pokalspiel am Samstag beim SV Schalding-Heinig abwarten. Ein Sieg brächte Gerbrunn den Einzug in die erste DFB-Pokal-Hauptrunde und damit auch garantierte Einnahmen aus Fernsehgeldern sowie Antrittsprämien in Höhe von rund 60 000 Euro. "Erst dann entscheide ich mich", wiederholte sich Heitzenröther.
Doch die Spieler gehen ebenso wie Brückner davon aus, dass es einen Landesligisten TSV Gerbrunn nicht geben wird: "Gerbrunn spielt nächstes Jahr de facto Kreisklasse. Wir wollen das Pokalspiel aber auf alle Fälle gewinnen, auch wenn wir nichts mehr davon haben werden. Dann spielt die Kreisklassen-Mannschaft eben gegen Bayern München", sagte TSV-Kapitän Christian Betzel.
So ganz umsonst werden die Kicker am Samstag nicht gegen die Kugel treten. Laut Informationen dieser Zeitung stehen noch Kilometer-Gelder und Aufwandsentschädigungen vom April aus. Erst wenn die beglichen sind, wollen die Kicker in Schaldig auflaufen. Und für den Falle des Erfolges soll der Rubel rollen. Die Mannschaft will vom TSV in etwa die Hälfte der garantierten Summe als Prämie.