Dass eine Mannschaft für den Rücktritt des Vorsitzenden sorgt, ist ein Vorgehen, das in der Sporthistorie sicher eher selten ist. Viele Schmähungen müssen die Bayernliga-Spieler des Würzburger Fußballvereins für diese Aktion vor allem im Internet über sich ergehen lassen. „Erpressung“, wüten die einen, „Illoyalität“ schimpfen die anderen.
Man kann in dem Verhalten des Teams auch das Gegenteil von beidem sehen – nämlich einen Ausdruck der Verbundenheit mit dem Klub und echten Mannschaftsgeist.
Wer weiß, was in der Winterpause geschehen, ob das Team in dieser Zusammensetzung bestehen bleiben wird. Momentan präsentiert es sich als Einheit. Und nicht nur auf den auf Facebook verbreiteten Bildern vom gemeinsamen Bowlen am Mittwoch. Seit über zwei Jahren spielen die meisten der WFV-Akteure zusammen, sind bei fast 40 Grad in unklimatisierten Bussen zu Auswärtsspielen gefahren, haben unter drei statt vier funktionierenden Flutlichtmasten trainiert und damit gelebt, dass am Spieltag schon mal nicht genug Stutzen für alle da waren. Sie wissen, dass in der Zellerau gespart werden muss, und seien wir ehrlich: Kein Spieler geht zum WFV, weil er dort das große Geld verdienen will. Zumindest keiner, der aus sportlicher Sicht bei einem der großzügigeren Ligakonkurrenten unterkommen könnte. Dennoch sind bisher trotz der ungewissen finanziellen Zukunft des Vereins keine Auflösungserscheinungen zu beobachten.
So darf man dieser Mannschaft wohl unterstellen, dass ihr tatsächlich etwas am Würzburger Fußballverein liegt. Dass sie dessen Geschicke nicht in den Händen einer – in ihren Augen – nicht kompetenten Führung sehen wollen, spricht für, nicht gegen die Spieler. Geschadet haben sie mit ihrer Aktion dem Verein nicht.