Felix und Miriam Neureuther, Steffi Graf und Andre Agassi, Bastian Schweinsteiger und Ana Ivanovic: Für Liebe unter Sportlern gibt es berühmte Beispiele. Hier erzählen zwei in Würzburg lebende Paare, wie es ist, wenn der Sport das Herz der Partnerschaft schlagen lässt.
1. Basketballer & Basketballerin: Kresimir (41) und Hanna Loncar (42)

Bevor Hanna und Kresimir Loncar selbst wussten, dass sie ein Paar sind, "war es in unserer Basketball-Blase schon publik". Beide wirken belustigt, als sie an den Tag im Herbst 2000 zurückdenken, an dem sie sich kennengelernt haben. Fast ein Vierteljahrhundert ist das nun her.
Mehr als die Hälfte ihrer Leben haben sie seither zusammen verbracht – ein Drittel weit voneinander entfernt. Seit 2010 sind der kroatische Sportdirektor des Basketball-Bundesligisten Würzburg Baskets und die Rimparerin, die bei va-Q-tec als Assistenz der Bereichsleitung arbeitet, verheiratet. Sie haben eine fast zwölfjährige Tochter und einen neunjährigen Sohn.

Damals, als das neue Jahrtausend gerade angefangen hatte, war sie 19, er noch 17. "Kreso", wie er von allen genannt wird, spielte als Profi bei den Würzburger X-Rays, seine Frau beim Zweitligisten DJK Würzburg. Nach einem Doppelspieltag der Frauen und Männer in der damaligen Carl-Diem-Halle gingen sie mit ihren Teams in der Diskothek Capitol im Mainfrankenpark aus. Dort kamen sie ins Gespräch.
"Am Sonntag haben wir uns gleich noch mal getroffen. Und am Montag machte es schon die Runde", erzählt Hanna Loncar. Warum ihr Mann sich seinerzeit in sie verliebte? Er grinst. "Sie war blond, hübsch und schlau."
Für Hanna entwickelte sich "erst mal eine Freundschaftsgeschichte". Kreso wohnte bei der Oma von Dirk Nowitzki und hatte Heimweh. Er war oft traurig und kam zu uns nach Rimpar, um nicht allein zu sein. Wir wurden ihm wie eine zweite Familie." Seine späteren Schwiegereltern habe er damals schon "Schwiegis" genannt. Die tiefe Freundschaft, die sie bis heute verbinde, sei das Fundament für ihre Liebe gewesen, sagen sie. Gebaut auf einer Gemeinsamkeit: dem Basketball.
"Basketball ist das Herz unserer Familie, unser Leben und unser Alltag."
Kresmir und Hanna Loncar
Er ist der rote Faden, der sich auch durch die Liebesgeschichte der Loncars zieht – und musste sich weit dehnen. "Wir hatten acht Jahre eine Fernbeziehung, das war zeitweise sehr schwierig", gestehen beide. Während Hanna Internationale Betriebswirtschaft in Würzburg studierte und später bei s.Oliver arbeitete, wechselte Kreso als Basketball-Profi europaweit die Klubs. Je nach Ort besuchte ihn Hanna mal öfter, mal seltener. Wären sie nicht so enge Freunde gewesen, sondern nur stürmisch Verliebte –vielleicht wäre der Faden gerissen.
Als er bis nach Russland reichen musste, entschied sich Hanna 2008, ihr Leben in der Heimat aufzugeben. Sie zog zu Kreso nach Kasan – und von da an mit ihm mit. Nach Moskau, in der Zeit kam Tochter Mia zu Welt; für die Entbindung flog Hanna nach Würzburg. Nach Valencia, wo Sohn Noa geboren wurde. Und nach Berlin. Nach Ende seines Vertrages bei Alba kehrten die Loncars, die beide sechs Sprachen sprechen und miteinander Englisch, zurück nach Würzburg.
Sie bauten ein Haus im Frauenland, mit einem Fitnessraum mit Basketballkorb im Keller, in dem sie gerne zu viert spielen. Auch die mehrsprachig erzogenen Kinder gehen längst im Verein auf Körbejagd. "Basketball ist das Herz unserer Familie, unser Leben und unser Alltag", sagen die Loncars.
Liebe unter Sportlern beschreibt der 41-jährige Kroate lachend als eine Mischung aus "Blut, Schweiß und Teamplay". Wie im Basketball dürfe man auch als Ehepaar "nie aufhören, zusammen zu trainieren und sich abzusprechen", findet die 42-Jährige. Zumal sie sehr unterschiedlich seien. "Kreso ist spontan, herzlich, impulsiv und südländisch verplant", sagt sie über ihren Mann. Der nennt seine Frau einen "Herzmenschen": "Hanna sagt alles gerade raus, ist offen und typisch deutsch strukturiert."
Was sie voneinander gelernt haben? Kreso lacht. "Durch sie kann ich jetzt arbeiten, und sie kann durch mich jetzt leben."
2. Fußballer & Bodybuilderin: Ingo Feser (28) und Katharina Schneider (26)

Mit der Zielstrebigkeit, für die er sie bewundert, hat sie ihn auch erobert. Und mit der Kraft, die sie als Bodybuilderin hat, trägt sie ihn nicht nur tatsächlich ab und zu im Training – sie trägt ihn auch im übertragenen Sinn: durch die Zeit, die er "die bisher schwerste Phase meines Lebens" nennt.
Ingo Feser ist seit 2016 Fußballer beim bayerischen Regionalligisten TSV Aubstadt. Anhaltende Bandscheibenprobleme und Rückenschmerzen sorgen seit fast eineinhalb Jahren dafür, dass der Linksverteidiger kaum kicken konnte. "Das bricht mir das Herz", sagt er eine Woche vor einer Operation, die seine fast letzte Hoffnung auf Besserung ist.

Der 28-Jährige aus Maidbronn (Lkr. Würzburg) sitzt im Foyer des Fitnessstudios in Würzburg, in dem auch seine Freundin täglich trainiert. Er kämpft mit den Tränen. Katharina Schneider laufen sie längst über die Wangen. "Es bricht mir das Herz, dich so leiden zu sehen, Schatzele", sagt die 26-Jährige aus Schwarzach (Lkr. Kitzingen). "Du investierst so viel, um wieder gesund zu werden." Da sie selbst Wettkampfsportlerin ist, kann sich gut in den Fußballer einfühlen. Manchmal heißt Liebe auch, zusammen zu weinen.
Wenn die beiden über ihr Kennenlernen sprechen, breitet sich ein Lächeln auf ihren Gesichtern aus. Im Februar 2018 war das. Die Freundin eines Mitspielers hatte Ingo Feser einen Termin bei dem Zahnarzt vermittelt, bei dem sie arbeitete – eine Zahnreinigung bei ihrer Kollegin Katharina inklusive. "Ein Verkupplungsversuch", vermutet Feser. Der Erfolg hatte.
"Ich fand Ingo gleich sehr hübsch", gesteht Katharina Schneider. So hübsch, dass die Zahnmedizinische Fachangestellte ihn auf Instagram suchte, fand und zwei Tage später anschrieb. "Am Freitag drauf haben wir uns in einer Bar getroffen. Am Samstag hab' ich ihn überrascht und beim Fußball zugeschaut."
"Wir hatten ein Vorbereitungsspiel in Höchberg, als ich plötzlich ihre Stimme am Spielfeldrand gehört habe", erzählt Ingo Feser. "Ich war so geflasht, als ich bemerkt habe: Die ist jetzt wegen mir da. Vor lauter Nervosität wurde es mein schlechtestes Spiel überhaupt. Ich hab' sogar einen Elfmeter verschuldet."
"Wie wir leben – für unseren Sport und unsere Arbeit – das würde kaum jemand anderes mitmachen."
Ingo Feser und Katharina Schneider
Seit sechs Jahren sind die beiden nun ein Paar, sie wohnen zusammen in Würzburg. Dort sehen sie sich an Werktagen nur am späten Abend; maximal eineinhalb Tage an Wochenenden und Urlaube verbringen sie freie Zeit zusammen. Beide wollen das. Genau so.
"Sport ist der Kern unserer Beziehung", sagen sie. "Wie wir leben – für unseren Sport und unsere Arbeit – das würde kaum jemand anderes mitmachen", sind sie sich sicher. Beides taktet den Alltag, auch wenn es den für Ingo Feser derzeit sportlich nicht gibt. Dennoch unterstützt er seine Freundin – "wie sehr, das ist schon unnormal", sagt die. "Gerade in den harten Wochen vor Wettkämpfen bin ich vor Hunger oft gereizt und launisch."
"Ich bewundere Katharina für ihre Disziplin, wie sie jeden Abend nach der Arbeit noch ins Training geht und sich streng an ihre Ernährungspläne hält, sogar ihr Essen abwiegt", sagt der Fußballer. "Und dann hört sie sich vorm Einschlafen auch noch meinen Frust an und versucht, mich zu trösten."

Die 26-Jährige tanzte früher in Schwarzach Garde in der ersten Bundesliga. Während der Ausbildung habe sie sich "gehen lassen und irgendwann 24 Kilo mehr als heute auf den Rippen" gehabt. "Da dachte ich mir: Entweder, ich rolle irgendwann den Berg runter oder ich tu' jetzt was." Mithilfe von Videos der Fitness-Youtuberin Sophia Thiel nahm Katharina Schneider 14 Kilo in drei Monaten ab und fand den Weg zum Fitnesssport, einer Personaltrainerin und schließlich zum Bodybuilding.
"2022 habe ich gemerkt: Ich habe den Wunsch, wieder Wettkämpfe zu bestreiten und das Potenzial, als Bodybuilderin auf die Bühne zu gehen." Ein dritter Platz bei den bayerischen Meisterschaften 2022 und die Teilnahme an den deutschen Titelkämpfen sind bisher ihre größten Erfolge. Dafür will sie auch in diesem Jahr qualifizieren.
Liebe bedeutet für Katharina Schneider und Ingo Feser, "einen täglichen Kampf, das Maximum aus sich herauszuholen und trotzdem füreinander da zu sein. Und den anderen zu unterstützen – in seinem Hobby und erst recht in schwierige Phasen."