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Schwimmen: Fall Stefan Lurz: Journalist Hajo Seppelt attackiert in ARD-Dokumentation den Schwimmverein SV Würzburg 05

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Fall Stefan Lurz: Journalist Hajo Seppelt attackiert in ARD-Dokumentation den Schwimmverein SV Würzburg 05

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    Für seine neueste Dokumentation recherchierten Investigativ-Journalist Hajo Seppelt und sein Team auch beim SV Würzburg 05.
    Für seine neueste Dokumentation recherchierten Investigativ-Journalist Hajo Seppelt und sein Team auch beim SV Würzburg 05. Foto: Thomas Obermeier

    Die ARD hat die Ausstrahlung der Dokumentation clever geplant. Mitten hinein in die Schwimm-EM, bei der am Mittwoch die Wasserspringer und Beckenschwimmer in Rom insgesamt fünf Medaillen bejubelten und bei der die Freiwasserschwimmer mit den Würzburgerinnen Lea Boy und Leonie Beck ab Freitag gute Chancen auf Edelmetall haben, platzt eine Geschichte über sexuellen Missbrauch im Schwimmsport. Die Sendung ist seit Donnerstag in der Mediathek abrufbar und soll am Samstag, 20. August, um 22.40 Uhr im Ersten ausgestrahlt werden. Im Kern geht es um den ehemaligen Wasserspringer Jan Hempel, der von jahrelangem massiven Missbrauch durch seinen Trainer berichtet. Doch auch auf andere Vorfälle nehmen der bekannte Investigativ-Journalist Hajo Seppelt und sein Team Bezug. 

    Unter anderem greifen sie den Fall Stefan Lurz auf. Der heute 45-jährige Würzburger, ehemaliger Bundestrainer der Freiwasserschwimmerinnnen und -schwimmer, war Ende Januar dieses Jahres wegen des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen in zwei Fällen zu sechs Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden und musste 1500 Euro Strafe an die Opferschutzorganisation "Weißer Ring" zahlen. Die Taten aus den Jahren 2011/12 betrafen eine Geschädigte. Weitere Fälle, die das Nachrichtenmagazin "Spiegel" recherchiert hatte, waren nicht beweisbar oder schon verjährt. 

    Lurz' Bewährungsauflagen sehen vor, dass er nicht mehr als Schwimmtrainer arbeiten darf. Er hat, so zitiert es sein Anwalt Reinhart Stumpf auf Nachfrage dieser Redaktion, "jegliche berufliche und/oder ehrenamtliche Tätigkeit im Zusammenhang mit dem Schwimmsport zu unterlassen, insbesondere Tätigkeiten als Schwimmtrainer, Schwimm- und Badeaufsicht, Badewärter, Rettungsschwimmer und Übungsleiter".

    Stefan Lurz wurde Ende Januar 2022 wegen des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen in zwei Fällen zu sechs Monaten Strafe auf Bewährung verurteilt.
    Stefan Lurz wurde Ende Januar 2022 wegen des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen in zwei Fällen zu sechs Monaten Strafe auf Bewährung verurteilt. Foto: Daniel Naupold

    In der ARD-Dokumentation wird angezweifelt, dass sich Lurz an diese Auflagen hält. So ist auf Handy-Aufnahmen, die den ARD-Journalisten offenbar zugespielt wurden, zu sehen, wie er sich auch nach seiner Verurteilung auf dem Vereinsgelände des SV Würzburg 05 bewegt. Gefilmt wurde das hinter dem Wolfgang-Adami-Bad abgestellte Auto von Stefan Lurz – sowie er selbst in der Geschäftsstelle. Dazu heißt es in der Dokumentation: "Offenkundig geht er hier ein und aus. Und ist damit auch nah an Athletinnen und Athleten dran." Dass Stefan Lurz als kaufmännischer Angestellter ganz offiziell für den SV Würzburg 05 weiterarbeitet, klärt die Sendung erst am Ende auf.

    Stefan Lurz ist zuständig für den Biergarten, die Sauna und den Bereich "Adventure Golf"

    Thomas Lurz, Bruder des ehemaligen Trainers und zugleich Präsident des SV Würzburg 05, macht das wütend. Der bis heute erfolgreichste deutsche Freiwasserschwimmer erklärt im Gespräch mit dieser Redaktion, dass sein Bruder "rein gar nichts mit dem sportlichen Betrieb" zu tun habe. Zuständig sei Stefan Lurz als kaufmännischer Angestellter für den Biergarten und die Anlage des "Adventure Golf" sowie die Sauna des Vereins. Seine A-Trainerlizenz habe Stefan Lurz bereits vor Monaten freiwillig zurückgegeben, vom Amt des Bundestrainers Freiwasser war der 45-Jährige gleich nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen ihn im Februar 2021 zurückgetreten.

    Auch Anwalt Reinhart Stumpf, einst selbst SVW05-Präsident, sagt: "Der Job des Angeklagten ist der Bewährungshilfe sowie der Staatsanwaltschaft natürlich bekannt." Die Delegierten des Vereins hätten keine Einwände gehabt, als er sie im April bei der Jahreshauptversammlung über die Anstellung seines Bruders informierte, sagt Thomas Lurz. 

    Der ehemalige DSV-Leistungssportdirektor Thomas Kurschilgen klagt die Zustände in Würzburg an.
    Der ehemalige DSV-Leistungssportdirektor Thomas Kurschilgen klagt die Zustände in Würzburg an. Foto: Bernd Thissen

    Der ehemalige DSV-Leistungssportdirektor Thomas Kurschilgen nennt der Dokumentation zufolge die Anwesenheit von Stefan Lurz auf dem Würzburger Vereinsgelände dagegen "skandalös". In dem ARD-Beitrag sagt Kurschilgen: "Das ist für mich gegenüber den dort schwimmenden Sportlerinnen und Sportlern eine Respektlosigkeit ohnegleichen. Wer kann, wenn er diese Bilder sieht, junge Athletinnen und Athleten aus dem Umfeld an diesen Bundesstützpunkt unbedenklich hinführen? Ich bin da wirklich sprachlos."

    "Ich nehme das natürlich sehr ernst und wir legen großen Wert darauf, dass Stefan nichts mit dem sportlichen Bereich zu tun hat."

    Thomas Lurz, Präsident des SV Würzburg 05

    Geht man beim SVW 05 also zu lax mit der Sache um? "Ich nehme das natürlich sehr ernst und wir legen großen Wert darauf, dass Stefan nichts mit dem sportlichen Bereich zu tun hat", sagt Vereinspräsident Thomas Lurz. Letztendlich aber leiste sein Bruder als Angestellter wertvolle Dienste für den Verein: "Er managet seinen Verantwortungsbereich gut, es gibt hier keine Überschneidungen zum sportlichen Bereich des Vereins."

    Würzburg muss um den Status als Bundesstützpunkt bangen

    Leistungssportdirektor Kurschilgen war 2021 im Zuge der Recherchen zum Fall Stefan Lurz übrigens vom DSV-Präsidium geschasst worden, weil man ihm Untätigkeit vorgeworfen hatte. Das bestreitet er bis heute und führt deshalb sogar einen Rechtsstreit mit dem Verband. Unklar ist, ob Würzburg seinen Status als Bundesstützpunkt Freiwasser behalten wird. Noch laufen die Verträge, doch hört man immer wieder Gerüchte, der DSV wolle den Status künftig anderweitig vergeben.

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