Er hat bei allen drei großen Würzburger Fußball-Vereinen dieser Ära gespielt: Jürgen "Bubi" Stahl kickte von 1965 bis 1975 beim FV 04 Würzburg, bis 1979 beim SV Heidingsfeld und bis 1982 beim FC Würzburger Kickers. Seine aktive Laufbahn beendete er dann 1984 beim FV Lauda. Als Trainer kehrte er auf seiner ersten Station zurück zum Würzburger FV, der damals als Nachfolgeverein der insolventen Nullvierer ganz unten wieder anfangen musste und 1983 seinen ersten Aufstieg feiern durfte. 1984 übernahm Stahl und wurde prompt 1985 Meister. Über die A-Klasse führte er den "Verein" schließlich bis in die Bezirksliga.
Der Bruder des früheren Basketball-Trainers Pit Stahl hatte seine sportlich erfolgreichste Zeit Mitte bis Ende der Achtziger Jahre: Mit dem FC Ochsenfurt, mit dem er 1987 in die damals viertklassige Landesliga aufstieg, wo sich der Verein immerhin zwei Jahre halten konnte. Und mit dem TV Helmstadt, mit dem ihm das gleiche Kunststück gelang. Landesliga, allerdings nicht mehr viertklassig, stand für den Trainer mit den ausgeprägten Prinzipien auch beim SV Heidingsfeld in den Neunzigern, sowie beim TSV Sulzfeld in der Saison 2008/09 in der Vita. Zudem feierte er unter anderem mit der SG Hettstadt und dem TSV Karlburg Aufstiege in die damalige Bezirksoberliga.
Heute ist Jürgen Stahl 65 Jahre alt und lebt mit seiner Frau in Waldbrunn. Der ehemalige Beamte beim Bezirk Unterfranken ist Vater einer Tochter und hat "das Kapitel Beruf" altersbedingt "abgeschlossen".

Frage: Wie haben Sie die Corona-Krise erlebt und mit welchen Erwartungen gehen Sie in die nächsten Monate?
Jürgen Stahl: Ich glaube, dass sich eine große Mehrheit der Bevölkerung vorbildlich verhalten hat und das auch weiterhin tun wird. Randgruppen hat es schon immer gegeben und wird es auch weiterhin geben. Ich könnte mir vorstellen, dass man mit etwas Geduld alles wieder in den Griff bekommt.
Ihre gegenwärtige Form?
Stahl: Für die Altersgruppe, der ich gegenwärtig angehöre, zufriedenstellend.
Für welchen Sport bewegen Sie sich noch?
Stahl: Laufen, Wandern, Radfahren.

Und was bewegt Sie?
Stahl: Wenn Menschen ihr eigenes Ich hinten anstellen, um Anderen, sozial Schwachen, Kranken, oder Armen, zu helfen.
Wofür wären Sie heute gerne noch mal jung?
Stahl: Um mit meinen Schulkameraden nach der Schule mit einem Ball unter dem Arm auf die Mainwiesen zu gehen und Fußball zu spielen. Das war das einzig Wahre.
Was schätzen Sie am Alter am meisten?
Stahl: Ruhe und Gelassenheit.

In welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen und warum?
Stahl: Ich glaube, die Entwicklung und der Fortschritt, den wir in den letzten 60 Jahren erlebt haben, war schon enorm. Ich würde in dieser Zeit bleiben.
Ihr Lieblingsort?
Stahl: Kein bestimmter Ort, aber ein Ort, an dem man Ruhe und Geborgenheit erfährt.
Was haben Sie vom Leben gelernt?
Stahl: Dass es, egal, was passiert, immer weiter geht. Bist du unten, dann schau zu, dass du wieder aufstehst. Bist du oben, dann genieße den Moment und komme wieder runter.

Und was hat Sie der Sport gelehrt?
Stahl: Dass Siege etwas sehr schönes sind und Niederlagen verdammt wehtun können. Wenn beides allerdings innerhalb einer intakten Gemeinschaft abläuft, dann kann man damit sehr gut leben.
Bei welchem Thema werden Sie angriffslustig?
Stahl: Angriffslustig werde ich eigentlich nie, aber bei vielen Themen doch sehr nachdenklich.
Und wen oder was würden Sie immer verteidigen?
Stahl: Meine Familie.

Wie waren die ersten Wochen/Monate nach Ihrem Karriereende in der Familie?
Stahl: Ich habe die Zeit genossen, meine Frau hat sich dazu bis heute nicht geäußert.
Welchen Moment Ihres Lebens würden Sie gerne noch einmal erleben?
Stahl: Das betrifft ausschließlich die Familie.
Welches sportliche oder menschliche Foul würden Sie gerne rückgängig machen?
Stahl: So wie ich war, war ich. So wie ich bin, bin ich.

Wenn Sie nicht Sportler geworden wären – was dann?
Stahl: Ein Leben ohne Sport ist für mich unvorstellbar.
Ihr Lieblingssportler heute?
Stahl: Keine einzelne Person. Aber Respekt für alle, die viel Zeit und Engagement für den Sport aufbringen.
Was war das größte Abenteuer Ihres Lebens?
Stahl: Die Geburt meiner Tochter.

Nach wessen Pfeife tanzen Sie heute?
Stahl: Ich hatte schon von jungen Jahren an Probleme mit Pfeifen und vor allem mit tanzen. Das hat sich bis heute nicht geändert.
Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Stahl: Über ein paar gute Witze bei Fastnacht in Franken.
Was regt Sie auf?
Stahl: Aufregen wenig, aber des Öfteren Unverständnis.

Wen bewundern Sie – und wofür?
Stahl: Einen einzigen Menschen zu nennen, wäre anderen gegenüber ungerecht. Es gibt einige, die sehr viel Gutes tun.
Wer oder was macht Sie glücklich?
Stahl: Wenn in der Familie und bei Freunden und Bekannten alles in Ordnung ist.
Und vor welchem Unglück fürchten Sie sich?
Stahl: Fürchten ist vielleicht der falsche Ausdruck, aber ich hoffe, wie hoffentlich jeder, dass es zu keinem Unglück irgendeiner Art kommt.

Was möchten Sie noch lernen?
Stahl: Den perfekten Umgang mit meinem Handy und meinem Laptop.
Was möchten Sie unbedingt noch erleben?
Stahl: Immer den nächsten Tag.
Wovon träumen Sie?
Stahl: Ich habe keine konkreten Träume.

Welche Botschaft würden Sie (jungen Sportlern) gerne hinterlassen?
Stahl: Es wird immer Sieger und Verlierer geben. Einmal ist man auf der einen, einmal auf der anderen Seite. Aber wichtig ist eigentlich nur, immer dabei zu bleiben und nicht aufzugeben.
Als wer oder was würden Sie wiedergeboren werden?
Stahl: Ich glaube, diese Frage erübrigt sich.
Die Reihe: Was macht eigentlich...?Fast jeder in der Region kennt sie – aber kaum einer weiß, was sie heute machen. Früher waren sie erfolgreiche Sportler, Trainer oder Funktionäre. Doch wenn sie nach ihren Karrieren nicht mehr im Scheinwerferlicht der Arenen, Hallen und Stadien stehen und damit im Fokus der Öffentlichkeit, verschwinden sie in der Regel auch aus den Schlagzeilen. In unserer Reihe „Was macht eigentlich . . . ?“, die in losen Abständen erscheint, haben wir uns auf die Suche gemacht nach Menschen, die den Sport in Unterfranken im vergangenen Jahrhundert oder Jahrzehnt auf irgendeine Weise geprägt haben. Wir haben ihnen allen den gleichen Fragebogen zukommen lassen und sie gebeten, ihn für uns auszufüllen. Darin blicken sie zurück auf ihre Karrieren, verraten, was sie gegenwärtig auch jenseits des Sports bewegt und wovon sie in Zukunft noch träumen. Sie wollen wissen, was aus einer ehemaligen lokalen Sportgröße geworden ist? Dann schreiben Sie online in die Kommentare, über wen Sie gerne mehr erfahren würden. Wir versuchen, die Sportler zu kontaktieren, um herauszufinden, was sie eigentlich machen.