Neun Tage ohne Spiel. So viel Zeit hatten die FIT/One Würzburg Baskets in dieser Saison selten, um sich auf den nächsten Gegner vorzubereiten. Am Montagabend um 20 Uhr in der tectake Arena ist der Basketball-Bundesligist aus der Domstadt trotzdem Außenseiter gegen den Tabellenzweiten ratiopharm Ulm, der am vergangenen Dienstag das Euroleague-Ensemble des FC Bayern München mit 109:94 aus der heimischen Halle schoss. Nur zwei Tage zuvor war es mit den Niners Chemitz beim 117:87 einem weiteren Team aus der Spitzengruppe in Ulm so ähnlich ergangen. Gegen Bayern trafen die Schwaben dabei fast 59 Prozent ihrer Dreier, gegen Chemnitz waren es 54 Prozent.

Dementsprechend warnt Sasa Filipovski vor den offensiven Qualitäten der Gäste. Die Ulmer haben, weil sie den direkten Vergleich gegen München gewonnen haben, sogar noch Chancen, die Saison als Erstplatzierter zu beenden. Bisher hat Filipovski noch auf den Besuch einer der etwa 60 Würzburger Kirchen, um dort für ein bisschen Wurfpech beim Gegner zu beten, verzichtet. "Ich habe einen kleinen Altar zu Hause", berichtet der Würzburger Trainer.
Intensives Training unter der Woche
Um die Ulmer Offensive zu stoppen, sei es erforderlich, ihre guten Distanzschützen eng zu bewachen. Vor allem Justinian Jessup und Alfonso Plummer hat Filipovski hier als Gefahr ausgemacht. In der neuntägigen Pause seit dem jüngsten Erfolg in Göttingen haben die Würzburger an allen Aspekten des Spiels gearbeitet. "Grundlagen, Offensive, Defensive und das Passspiel", nannte Filipovski hier exemplarisch. Die Mannschaft habe bei den intensiven Einheiten gut mitgezogen, schließlich sei es die erste längere Trainingsphase seit der Länderspielpause im Februar gewesen.

Tatsächlich haben die Gastmannschaften in der Würzburger Heimhalle bisher häufiger unverhältnismäßig gut getroffen. Bei Chemnitz fielen fast 43 Prozent von "Downtown", bei Rostock gut 48 Prozent und Oldenburg erzielte in der sogenannten Turnhölle sogar 112 Punkte bei einer Dreierquote von 57 Prozent. Sollte das auch den Ulmer gelingen, droht den Baskets eine weitere Niederlage, die zu einer ausgeglichenen Bilanz aus 13 Siegen und 13 Niederlagen führen würde.
Würzburg hat es in der eigenen Hand
Wie wichtig ein Erfolg für die Würzburger im Kampf um die Play-off- oder Play-in-Plätze wäre, zeigt ein genauerer Blick auf die Tabelle. Vor dem Spiel von Alba Berlin bei den MHP Riesen Ludwigsburg am Sonntagabend lagen zwischen dem sechsten und dem 14. Platz in der Tabelle nur zwei Siege. Sechs, beziehungsweise für Würzburg sieben Spieltage vor Schluss ist Spannung im Kampf um die Platzierungen garantiert.

Die Ausgangslage der Würzburger ist dabei ordentlich, aber nicht überragend. Mit direkten Duellen gegen Berlin, Bonn, Vechta und Braunschweig haben die Würzburger ihr Schicksal aber noch selbst in der Hand. "Natürlich wollen wir so weit wie möglich nach vorne", vermeidet der 50-jährige Filipovski aber eine klare Zielsetzung. Die Teilnahme an den Play-ins, die der Verein vor der Saison als Zielmarke ausgegeben hatte, wiederholt der Slowene seit Monaten fast mantraartig.
Spielt Ulm in orangefarbenen Trikots?
Um gegen Ulm eine Chance zu haben, wäre auch eine weitere Top-Leistung von Jhivvan Jackson hilfreich. Mit 31 Punkten würde Jhivvan Jackson die 1000 Punkte in der Bundesliga schon in seiner zweiten Saison vollmachen. Bisher haben das in der seit 1998 geführten Datenbank 333 Spieler geschafft, darunter mit dem ehemaligen Bamberger Filiberto Rivera (1250 Punkte) auch einer, der aus Puerto Rico stammt. Ein weiterer Kandidat dafür spielt auf Ulmer Seite. Alfonso Plummer schoss am Dienstag die Bayern mit sieben Dreiern bei neun Versuchen ab, spielte im Sommer 2024 in Puerto Rico gegen Jackson und hat bisher 308 Punkte in der Bundesliga erzielt. Auch er kommt von der Karibikinsel.

Bleibt noch die Frage nach der Trikotwahl der Ulmer. Alle Partien gegen Ulm und Vechta, deren Vereinsfarben orange sind, haben die Würzburger in der laufenden Saison verloren. Wenn die Baskets am Montag diesen Bock umstoßen könnten, wäre beim folgenden Auswärtsspiel der Start einer Serie möglich und Platz sechs, der zur direkten Play-off-Qualifikation reichen würde, wieder mehr als realistisch.